Volkskrankheit Rückenschmerzen

Fast 70 % der Bevölkerung gaben bei einer Umfrage an, mindesten einmal pro Monat von Rückenbeschwerden betroffen zu sein. Die Ursache Nummer eins ist Bewegungsmangel. Gingen die Menschen noch vor 50 Jahren durchschnittlich bis zu 10.000 Schritte pro Tag zu Fuß, sind es heute weniger als 1.000 Schritte. Bewegungsmangel führt zu einer Schwächung der Muskulatur. Der Körper kann nicht mehr aufrecht gehalten werden, es entwickelt sich eine Fehlhaltung. Hinzu kommen einseitige Bewegungsabläufe am Arbeitsplatz. Ein weite­res Problem sind die zunehmend psychischen Belastungen im privaten oder beruflichen Umfeld.

Denn wie wir heute wissen, verursachen Stress, Ängste oder Depressionen körperliche Be­schwerden, die stärker belastend wirken, wenn wir uns nicht bewegen.

Wie ist die Wirbelsäule aufgebaut?

Unsere Wirbelsäule ist flexibel und stabil aufgebaut. Sie besteht aus sieben Hals- zwölf Brust- und fünf Lendenwirbel die mit dem Steißbein verbunden sind.

Betrachtet man die Wirbelsäule von der Seite weist sie eine doppelte S-förmige Krümmung auf. Die natürliche Krümmung des Nackens und der Lende wird als Lordose bezeichnet. Die Krümmung der Brustwirbelsäule nach hinten nennt man Kyphose. Zahlreiche Bänder und eine konstruierte Muskelhülle gehen von jedem Wirbel aus und geben der Wirbelsäule halt.

Die Beweglichkeit der Wirbelsäule entsteht durch die Bandscheibe die zwischen den 24 Wirbelkörpern liegen. Sie bestehen aus einem faserigen Ring und einem gallertartigen, hauptsächlich mit Flüssigkeit gefüllten Kern. Ist die Bandscheibe entlastet z. B. im Schlaf, nimmt sie Flüssigkeit auf, tagsüber drückt das Körpergewicht auf die Bandscheiben und presst die Flüssigkeit aus dem Kern nach außen – bis zu zwei Zentimeter kann die Wirbel­säule im Laufe eines Tages schrumpfen.

Die Bewegungen der Wirbelsäule werden von großen und kleinen Muskeln ausgeführt. Ne­ben den kleinen, tiefliegenden Muskeln gibt es noch eine weitere Muskelgruppe, die einen entscheidenden Einfluss auf die Rückengesundheit hat: die Bauchmuskeln: Sie bestehen aus zwei Gruppen: der geraden und der schräg verlaufenden Muskulatur.

Die Schmerzen im Rücken

Chronische Schmerzen führen zu einer Verspannung der Muskulatur und können zu einer Schädigung der Nerven führen. Auch die Bewegungsfähigkeit wird eingeschränkt, der Bewe­gungsablauf wirkt steif.

Bei Anstrengung (z. B. Heben einer Was­serkiste) reagiert die bereits geschädigte Muskulatur langsamer und gele­gentlich zu langsam um den Rücken zu schützen. Dies kann stechende Schmerzen beispielsweise einen sogenannten „Hexen­schuss“ auslösen. Oft sind es kleinste Anstrengungen die kleinste Schmerzattacken auslösen.

Die stabile Muskelgruppe verändert ihr Verhalten:

Bei Patienten mit chronischen Rücken­schmerzen sind die kleinen Muskeln die unmittelbar neben der Wirbelsäule anliegen geschwächt. Diese Muskeln zeigen, im Vergleich zu denen sportlicher oder schmerzfreier Personen, schneller abnormale Aktivierungsmuster (reagie­ren langsamer) und haben feinge­webliche Veränderungen, der (Muskelquer­schnitt und die Durchblutung sind vermin­dert oder gar teilweise verfettet). Die Leistungsfähigkeit und die Maximalkraft der Rückenstrecker sind reduziert. Sie benötigen auch länger um sich von einer Anstrengung zu erholen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

In der Behandlung ist es wichtig die Schmerzen zu reduzieren oder besser zu beseitigen um dann das Muskelgleichgewicht wiederherzustellen zu können.

Mit speziellen Maßnahmen werden die Schmerzen und Verspannungen gelindert um die Durchblutung und bessere Sauerstoffversorgung zu ermöglichen. Das wäre der wichtigste Schritt in der Reduktion oder gar Beseitigung der Rückenschmerzen.

In der Osteopathie gibt es verschiedene Varianten die passend zur Person bzw. Patienten und Beschwerdebild eingesetzt werden können. Z. B. ist es auch möglich, dass an einer ande­ren Körperstelle (z. B. Fuß oder Kopf) behandelt wird um die Problematik von dem Rücken entscheidend zu lindern.

Sind die Schmerzen beseitigt, können verschiedene Maßnahmen zur Muskelaktivität vorge­nommen werden. Dabei ist es wichtig auf die Muskelbalance also Muskelgleichgewicht zu achten und der Spaß dabei darf nicht zu kurz kommen.

Nach der Genesung ist die Kombination von Ergonomie und Dynamik wichtig

Man versteht darunter die Anpassung der Umwelt an den körperlichen Bedürfnissen im All­tag. Beispielsweise kann ein entsprechend ausgestatteter Arbeitsplatz im Büro mit einem rückengerechten Bürostuhl und eine Kombination aus Schreibtisch und Stehpult hilfreich sein. Es geht nicht nur um die Entlastung oder besondere Schonung des Muskel-Skelett-Systems, sondern um dessen regelmäßige und gleichmäßige Belastung.

In der Freizeit ist natürlich ein körperbewusster Ausgleich notwendig.

 

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Claudia Agne
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