Schulterschmerzen aus Sicht der Osteopathie

Eine ungestörte Schulterfunktion ist im Alltag von großer Bedeutung für die Ausübung des Berufes und für Aktivitäten in der Freizeit. Da das Schultergelenk ein sehr komplexes, muskelgeführtes Gelenk ist und vielen Einflussfaktoren unterliegt sehen wir in unserer Praxis entsprechend häufig Patienten mit Schulterschmerz.

Neben primären strukturellen Veränderungen am Schultergelenk hervorgerufen durch Verletzungen, Degeneration oder entzündlichen Prozessen sind beispielsweise Funktionsstörungen der Hals- und Brustwirbelsäule als Ursachen bekannt. Auch Irritationen der inneren Organe können sekundär Schulterschmerz hervorrufen.

Erkrankungen des Brust- und Bauchraumes können Schulterschmerzen hervorrufen die sich bei Bewegung aber auch in Ruhe zeigen. Über unterschiedliche Nerven können Erkrankungen wie chronische oder akute Entzündungen des Lungengewebes in die Schulter projiziert werden. Auch Erkrankungen des Herzens und der großen Gefäße, des Zwerchfells und der Oberbauchorgane wie Leber, Magen, Bauchspeicheldrüse und Milz können als Schulterschmerzen wahrgenommen werden.

Wie kann es also einen Zusammenhang geben zwischen den inneren Organen und dem Bewegungsapparat z.B. Schulter?

Die fasziale Begleitung der inneren Organe können durch oben genannte Irritationen vermehrten mechanischen Zug erfahren, wodurch die Blutversorgung im Schultergelenk beeinträchtigt werden kann. Diese Organfaszien sind nämlich fortlaufende Strukturen die mit Brust- Hals- und Armfaszien in Verbindung stehen. Nach einer Gallenoperation oder Herzoperation beispielsweise sind eben diese Faszien besonders in ihrer Mobilität gestört.

Der N. Phrenicus ist zuständig für das Zwerchfell, für das Lungenfell und den Herzbeutel. Er versorgt auch das Bauchfell der Oberbauchorgane. Dysfunktionen der Brust - und der Oberbauchorgane leiten über den N. phrenicus Informationen in Richtung Halswirbelsäule und können dadurch Störungen im Bereich der mittleren Halswirbelsäule verursachen.

Bei Schulterschmerzen aufgrund einer Leberfunktionsstörung (Bauchfell Oberbauchorgan) sind auch Schmerzen im Bereich des 4./5. Halswirbels zu erwarten. Nerven die hier austreten und zum Arm ziehen führen zu Irritationen meist an der rechten Schulter bzw. Arm. Das gleiche gilt links für den Magen oder die Milz. Auch der Bereich der oberen Halswirbelsäule hat über Nerven Einfluss auf die motorische Funktion der Schulter.

Die Obere Extremität erhält ihre vegetative Innervation aus der Brustwirbelsäule. Das Bedeutet, dass die Steuerung der Durchblutung der Schulter aus der Brustwirbelsäule entspring. Blockaden der Brustwirbelsäule und Rippen können somit die Durchblutung des Armes einschränken.

Zusammengefasst sind folgende Regionen für unsere Osteopathischen Arbeit interessant:

Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Rippen, Organe des Brust- und Bauchraumes sowie ihre fasziale Umhüllung und die dazugehörige nervale Versorgung. Außerdem die Faszien des Armes.

Aktuelle Ausgabe2/2024