Verdauungsstörungen naturheilkundlich behandeln

Unser Verdauungstrakt hat nicht nur die Aufgabe unseren Körper mit lebenswichtigen Nährstoffen und damit mit Energie zu versorgen, eine gesunde Verdauung ist zudem essentiell für das Allgemeinbefinden. So schlägt ein Reizdarmsyndrom, Verstopfung oder ständiges Sodbrennen nicht nur auf den Magen, sondern auch auf die Psyche. Sanfte Therapie mit Homöopathie oder Schüssler Salzen kann den Verdauungstrakt beruhigen und Begleitbeschwerden auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene heilen.

Etwa 9 Millionen Bundesbürger leiden häufig unter einem Reizdarmsyndrom, das heißt unter wiederkehrenden Darmkrämpfen, Blähungen und Verdauungsstörungen, ohne dass organische Störungen festzustellen sind. Nach den Ursachen wird seit längerem geforscht. Sicher ist, dass die psychische Verfassung eine große Rolle bei der Erkrankung spielt. Die Sprache der Seele ist eine deutliche: „ich kann das nicht verdauen“, „vor Angst in die Hosen machen“, „das schlägt mir auf den Magen“, „ich habe Schiss“ oder „ich muss es mir verkneifen“ sind häufig gehörte Beispiele.

Die Symptome eines Reizdarmsyndroms (Colon irritabile) können so heftig ausfallen, dass sie einer schweren Darmentzündung ähneln: Betroffene, Frauen eher als Männer, meist zwischen 20 und 40 Jahre alt, leiden immer unter Krämpfen, Verstopfung mit schafskotartigen und bleistiftdünnen Stühlen oder Durchfall (ohne Blut im Stuhl), Blähungen und Bauchschmerzen. Weitere Symptome in der Anamnese sind Übelkeit und Brechreiz, Völlegefühl, Sodbrennen, dumpfe oder brennende Schmerzen im Oberbauch, Schleimbeimengung im Stuhl, unvollständige Stuhlentleerung, Nahrungsunverträglichkeiten sowie Stress- und Angstsymptome.

Beim Reizdarmsyndrom handelt es sich um eine Ausschlußdiagnose, da nach Durchführung der schulmedizinischen Diagnostik keine pathologischen Befunde festgestellt wurden. Der Patient hat aber trotzdem unspezifische Bauchsymptome. Viele Betroffene leiden zusätzlich unter Rücken- Gelenk- und Kopfschmerzen, sowie Schlafstörungen und Müdigkeit.

Aus naturheilkundlicher Sicht sind nicht nur Dünn- und Dickdarm für die akuten und chronischen Verdauungsstörungen verantwortlich, sondern ebenso Leber, Galle, Bauchspeicheldrüse, Magen, Niere, Milz, Nerven, Psyche und Herz-Kreislauf-System. z. B. kann ein Schock Durchfall auslösen. Das dazu passende homöopathische Mittel (Herz-Kreislauf) beseitigt nicht nur die Verdauungsstörung, sondern ebenso den Husten, die Kopfschmerzen und körperliche und geistige Unruhe.

Mögliche Ursachen der Verdauungsstörungen sind sehr vielgestaltig. Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien z. B. auf Fructose (Fruchtsorten), Glucose, Sorbit (Pflaume, Birne, Apfelsaft) und Gluten (Klebereiweiß z. B. in Getreide) können Auslöser sein und sollten eine gewisse Therapiezeit nicht Bestandteil der Ernährung sein.

Weitere Ursachen sind verdorbene Nahrungsmittel, kalte Getränke, bestimmte Gewürze, Viren, Bakterien, Würmer, Einzeller, Pilze, Schwermetalle, Mineralstoff- oder Vitaminmangel, Vitaminüberdosierung, Medikamente (z.B. Antibiotika), Übersäuerung, Zahnung bei Säuglingen und vieles mehr. Nicht selten sind die Auslöser von Unstimmigkeiten im Verdauungstrakt im emotionalen Bereich zu suchen: (Prüfungs-) Angst, Mangel an Selbstvertrauen, Kummer, Trauma, Ärger, Schreck.

Äußere Reize sind häufiger als innere Reize Krankheitsauslöser. In chronischen Fällen treten sie meist kombiniert auf. Manchmal liegen auch mehrere Ursachen vor. Exogene (äußere) Ursachen können physikalischer, chemischer, biologischer, psychischer und sozialer Natur sein. Ob ein exogenes Belastungsmoment zu einem ätiologischen wird, hängt neben seinem Intensitätsmuster von weiteren parallel einwirkenden Momenten (Verhaltensmuster außen/innen) und von der Gesamtverfassung der Organe im Rahmen einer Konstitution ab.

 

Allgemein ist eine ausgewogene Ernährung, leichte Bewegung an frischer Luft und Entspannung zu empfehlen. z. B. bei Blähungen sollte man sich Zeit zum Essen und Kauen nehmen. Schnelles Schlingen der Mahlzeiten kann dazu führen, dass zu viel Luft dabei geschluckt wird, was zu Blähungen und Blähbauch führen kann. Häufigere kleine Mahlzeiten sind besser als 3 große Mahlzeiten, die den Darm überfordern. Es ist ratsam auf Getränke mit Kohlensäure zu verzichten. Übermäßiger Gebrauch von Zuckeraustauschstoffen kann Blähungen fördern. Wer zu Blähungen neigt sollte nur kleine Mengen von bestimmten Lebensmitteln wie Hülsenfrüchte oder Kohl auf den Speisezettel nehmen. Falsche Ernährung im Sinne von zu süß, zu viel Fleisch und zu viel Eiweißprodukte führen zur Übersäuerung des Gewebes. Eine latente Gewebsazidose begünstigt allgemein Entzündungen im Körper und auch im Verdauungstrakt. Eine basische Ernährung hilft Entzündungen zu vermeiden und das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper zu erhalten.

Der wohltuende Effekt dieser Behandlung bringt nicht nur offensichtliche klinische Beschwerden ins Lot, sondern führt auch zu einer neuen Wahrnehmung, d.h. zu einer Veränderung im Handeln und damit zu einer korrekten Ausrichtung von Beziehungs- Berufs- und Arbeitskompetenzen. Homöopathische Mittel und Schüßler Salze regulieren neben den typischen körperlichen Symptomen auch die dazugehörige seelische Ebene (z.B. Unfähigkeit Verantwortung zu übernehmen, Unentschlossenheit, Abneigung gegen Gesellschaft, zu Zorn und Ärger geneigt, Peinlichkeit in Kleinigkeiten, Heimweh, Furcht vor Alleinsein). So können diese die Selbstheilung in Gang setzende Therapien die Persönlichkeit begleiten: indem sie die Kolik u n d die vorhandene Nervosität, die eine Folge von zu viel Studium oder starker Beanspruchung durch das Geschäftsleben sind, besänftigen und beruhigen.

Langwierige Krankheitsprozesse können Schritt für Schritt durch Wahrnehmen und Einordnen der aufeinanderfolgenden Krankheitszeichen den Körper in der Regenerations- und Regulationsfähigkeit unterstützen und lassen dadurch echte Heilungsvorgänge zu. Das Gleichgewicht stellt sich ein und hat positive Auswirkungen auf das soziale Miteinander, den beruflichen Werdegang und das persönliche Wohlbefinden. Die Berücksichtigung der einflußnehmenden Aspekte (z.B. zu viel Arbeit – dadurch Störung des Gleichgewichtes Arbeit-Erholung) ermöglicht darüber hinaus, sich selbst, seinen Körper und dessen Sprache besser zu verstehen. Denn, nur wer sich seiner Ressourcen bewusst ist, kann aktiv und nachhaltig die Prozesse des Lebens beeinflussen.

Über den Autor

Ursula Philipp-Kühn
Aktuelle Ausgabe1/2024