Knieschmerzen und Knierettung

Von nichts kommt nichts

Fast Jeder kennt es: Knieschmerzen. Unser heutiger Bewegungsalltag ist häufig sehr einseitig und unausgeglichen. Wir stehen oder sitzen zu viel und nehmen dadurch bestimmte Gelenkwinkel, wie z.B. die Hocke oder den Fersensitz, kaum noch ein. Diese einseitigen Haltungen und Bewegungen haben zur Folge, dass sich unser Bindegewebe entsprechend unseres Bewegungsmusters anpasst. So „trainieren“ wir viele Stunden unseren Körper unbewusst in Richtung Unflexibilität und Verfilzung der Gewebestrukturen hinein. Insbesondere die Bein- und Wadenmuskulatur leidet sehr darunter und verkürzt zunehmend. Daraus ergeben sich Fehl- bzw. Überspannungen in den Beinmuskeln und Faszien, mit der Folge, dass die Kniegelenke nicht mehr gleichmäßig belastet werden. Durch diese Spannungen wird das Kniegelenk derart aufeinandergepresst, dass Strukturen mit der Zeit einen Schaden nehmen können. Kniegelenksarthrose und Meniskusschäden sind z.B. eine Folge dieser zermürbenden, einseitigen Zugspannungen. Natürlich leidet auch die Stoffwechselsituation im Kniegelenksbereich sehr. Vor allem werden die Knorpel und Menisken, die wie ein Schwamm bei Belastung zusammengequetscht werden und bei Entlastung versorgt werden, nicht mehr gut mit Nährstoffen versorgt. Ohne Entlastungs- und Zugsituationen verhungern sie quasi. Das möchte unser Körper verhindern, also reagiert er mit Protest bzw. Schmerz. Einen solchen Knieschmerz bezeichnen wir bei Liebscher & Bracht als „Alarmschmerz“. Damit möchte uns der Körper vor Verschleiß, Zerstörung, usw. warnen.

Hilfe zur Selbsthilfe

Diese Fehlspannungen lösen wir mit der L&B Osteopressur in einer Behandlung weitestgehend auf und das merkt in den meisten Fällen auch ein Patient direkt beim Behandeln. Anschließend ist es wichtig, diese Spannungen in der entsprechenden Körperregion weiterhin in einer Balance zu halten. Deshalb ist es für Jeden wichtig selbstständig zu Hause zu üben, um auch dauerhaft den Erfolg zu gewährleisten. Deutschland ist Spitzenreiter in der Zahl der künstlichen Kniegelenke, der Knie-Endoprothetik. Lassen Sie es erst gar nicht dazu kommen und werden Sie selbst aktiv.

Ein kleines Übungsprogramm

Sie sollten die Übungen so wie das Zähneputzen, als Morgen-/Abendroutine, sehen. Prinzipiell gilt für die Übungen, dass Sie mind. 2- 2,5 Minuten stetig verstärkt hineingehen sollten. Die Dehnungsintensität sollte im Bereich eines „Wohlfühlschmerzes“ sein, dort wo Sie noch gut atmen und körperlich sowie mental lockerlassen können.

1.) Die Oberschenkelvorderseite: Hier empfehle ich das Dehnen mit der Übungsschlaufe (ggf. Handtuch). Aus der Bauchlage legen Sie sich eine Erhöhung unter das Knie und ziehen die Ferse mit beiden Händen an der Schlaufe zum Gesäß. Hierbei sollte als erstes die Leiste Richtung Boden gedrückt werden und dann die Ferse 2 Minuten Richtung Gesäß gezogen werden. Die Knie sollten dabei aneinander liegen bleiben.

2.) Der Fersensitz: Üben Sie den Fersensitz aus dem Vierfüßlerstand kommend. Sollten die Knie empfindlich sein, unterpolstern Sie diese. Sollte das Gesäß sich nicht auf den Fersen absetzen können, so unterpolstern Sie sich auch Gesäß-Fersen-Zwischenraum (Kissen). Der Rumpf bleibt dabei erst einmal gebeugt. Wenn das Gesäß dann mit zunehmender Übungsdauer die Fersen berührt, fangen Sie an den Oberkörper aufzurichten. Die Knie weichen dabei nicht nach außen. Diese Position sollten Sie für mind. 2 Minuten einnehmen können.

3.) Die Beinrückseite: Setzen Sie sich im Langsitz hin, erhöhen Sie den Bereich unter der Achillessehne und strecken Ihr Bein- insbesondere das Knie- durch. Auch hier nehmen Sie wieder eine Übungsschlaufe, legen diese um den Vorfuß und versuchen ein Hohlkreuz zu machen. Innerhalb der 2 Minuten Dehnung versuchen Sie stetig den Rumpf im Hohlkreuz zu lassen und weiter nach vorne zu kommen.

4.) Der Knieretter: Spezielle Keile in verschiedenen Höhen machen es möglich gezielt zu trainieren (z.B. auch beim Stehen in der Küche oder im Bad). Die Füße werden vollständig auf die Keile gestellt und Sie stützen sich an einer Stuhllehne/Tisch ab. Dann schieben Sie Ihre Leiste so weit nach vorne, natürlich mit gestreckten Knien, bis das Sie die Dehnung gut im Bereich Wade oder Fußgelenk merken.

Mein Tipp

Es gibt viele Möglichkeiten Knieschmerzen, Meniskusschäden, Kniearthrose, Bakerzysten usw. auf ursächliche Weise zu behandeln. Denn wir selbst formen über den heutigen Bewegungsalltag unsere Muskeln und Faszien in Fehlspannungszüge hinein. Das ist aber auch die Chance genauso wieder herauszukommen und weiterhin schmerzfrei und beweglich zu bleiben. Das Zauberwort hierfür lautet: Üben - 6x pro Woche, täglich 1-2 x, mind. 2 Minuten pro Übung. Hierzu kann ich Ihnen das GU Buch der Schmerzspezialisten Roland Liebscher-Bracht und Dr. Petra Bracht ans Herz legen: KNIESCHMERZEN SELBST BEHANDELN. Dort finden Sie viele weitere Informationen und Übungen für zu Hause. Sehen Sie die Übungen als Selbsthilfemaßnahme und machen Sie diese zu Ihrem Neujahrsvorsatz 2020.

Alles Gute für Sie und die daraus entstehenden Erfahrungen Ihrer Beweglichkeit. Ihre Petra Müller

 

Über den Autor

Petra Müller
Petra Müller
Physiotherapeutin, Heilpraktikerin
LNB Schmerztherapiepraxis Wetzlar

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe04.04.