Intervention und Prävention

Projekt „Bewegung und Balance bei Demenz“

Um die Versorgung demenzbetroffener Patienten während eines Krankenhausaufenthaltes zu verbessern, um sie nachhaltig zu betreuen und, um Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit zu geben, einer Demenz präventiv zu begegnen, bieten die Asklepios Harzkliniken Goslar im Verbund mit vielen Partnern das Bewegungs- und Gleichgewichtsprogramm „Bewegung und Balance bei Demenz“.

Finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt durch das Land Niedersachsen.

„Bewegung und Balance bei Demenz" ist ein kleinschrittig aufgebautes sensomotorisches Programm, das auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und langjährigen praktischen Erfahrung basiert. Es bietet die Möglichkeit, auch Menschen mit Rollator oder Rollstuhl einzubeziehen, ebenso wie Menschen mit ursächlich geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung. Die eingesetzten sensomotorischen Aktivitäten des Programms unterstützen die individuelle körperliche Leistungsfähigkeit im fein- und grobmotorischen Bereich, das seelische Wohlbefinden und die Aktivierung des Erinnerungs- und Aufmerksamkeitsvermögens.

Das dreigliedrige Gesamtprogramm ist individuell und situationsbedingt umsetzbar.

Programm K1

K1 beinhaltet ein Einzelprogramm, das mit bettlägerigen demenzbetroffenen (wie auch mit nicht demenzbetroffenen bettlägerigen Patienten) durchgeführt wird. Schwerpunkte sind: Passives oder aktives Gleichgewichtstraining, ein in Stufen wählbares kurzminütiges Gehirntraining und eine kurze Einheit zur wohltuenden Körperwahrnehmung. Der gesamte Zeitrahmen benötigt ca. 5 Minuten pro Tag.

Unterstützt werden die bettlägerigen Patienten durch geschultes Betreuungs- und Fachpersonal der Klinik.

Programm K2

K2 beinhaltet wöchentlich einmal stattfindende Kleingruppen-Aktivitäten zur Unterstützung demenzbetroffener Menschen mit oder ohne vorherigen Krankenhausaufenthalt. Tägliche Einzelangebote bieten eine Alternative zum Kleingruppenprogramm.

Die Aktivitäten finden im Krankenhaus, in Seniorenresidenzen, Pflegheimen, in der Tagespflege oder im häuslichen Umfeld statt. Die sensomotorischen Übungen werden im Sitzen, im Stehen oder in Bewegung durchgeführt. Die Teilnahme am Rollator und im Rollstuhl ist unproblematisch möglich. Das Gleichgewichtstraining findet in Kombination mit kleinschrittigem Gehirntraining und Massagen statt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden vielfach von Angehörigen, Betreuern oder Ehrenamtlichen begleitet, die ebenfalls an den Stunden teilnehmen. Tägliche, ritualisierte Übungen mit einem Zeitaufwand von ca. drei Minuten ergänzen das Wochentreffen. Die Durchführung der Kursstunden und die Unterstützung erfolgt durch Betreuungskräfte, Pflegepersonal, Ehrenamtliche, Alltagsbegleiter und Angehörige.

Programm K3

K3 ist ein reines Präventionsangebot, das Bürgerinnen und Bürger höherer Altersklassen (auch jüngere Menschen sind willkommen) angeboten wird. Wöchentliche Gruppenstunden unterstützen die Erhaltung und Wiedergewinnung des äußeren und inneren Gleichgewichts, die körperliche und geistige Fitness, den Kraftaufbau, die individuelle Hör- und Sehwahrnehmung. Achtsamkeit, Entschleunigung, Gedächtnistraining, Pflege, Wiederherstellung und Steigerung der eigenen Fein- und Grobmotorik, Stärkung der Selbsttätigkeit, des Selbstwertgefühls, und der Kooperationsfähigkeit.

Der Besuch der wöchentlichen Gruppenstunden ist mit und ohne Partner/ Partnerin möglich.

Besonderheit des Projekts (K1, K2, K3)

Das Erwähnenswerte in diesem Projekt sind nicht nur die individuellen Abholmöglichkeiten der Teilnehmenden durch die Angebote K1, K2, K3. Das Besondere ist auch die eher ungewöhnliche Einbeziehung der Gesundheitspflege von im Projekt tätigen Pflegekräften, Betreuern, Helfern und Angehörigen.

Be- und Überlastung von Pflegekräften, Betreuern und Angehörigen in der Arbeit mit Demenzbetroffenen sind bekannt. Dies Projekt möchte nicht nur zusätzlichen Zeit- und Arbeitseinsatz erwirken, sondern ganz bewusst auch die Unterstützenden in die kurzminütige körperlich-seelisch-geistige Gesundheitspflege einbeziehen. Das Ansinnen ist eine Demenz-Prävention/ Demenz-Intervention mit gleichzeitiger Gesundheitspflege und Fürsorge der Angehörigen, Ehrenamtlichen, Pflege- und Betreuungskräfte.

Weiterbildung der Pflegekräfte, Betreuer, Ehrenamtlichen, Angehörigen

Beschäftigte aus Kliniken (Geriatrie, Intensivstation,…), Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie, Pflegeheimen, Seniorenresidenzen, Häuslichen Pflegediensten, Ausbildungsschulen, Diakonie, DRK, Lebenshilfe, Psychiatrischen Zentren sowie Ehrenamtliche, Betreuer, Angehörige nahmen/nehmen an

40 Unterrichtseinheiten zur theoretischen und praktischen Einweisung in das Projekt teil.

Um die Nachhaltigkeit des Vorhabens "Bewegung und Balance bei Demenz" zu sichern, finden regelmäßige (freiwillige) monatliche Treffen mit Austausch und Supervision statt.

Eine wöchentliche Telefonbereitschaft ermöglicht zudem das kurzzeitige Beantworten von Fragen.

Zusatzqualifikation für die Beschäftigten im Projekt:

Nach Absolvierung der Weiterbildungen und einem Jahr der praktischen Mitarbeit erhalten die Beschäftigten ein Zertifikat der Asklepios Harzkliniken, das die „Zusatzqualifikation zur Fachkraft für sensomotorische Förderung bei Demenz“ bescheinigt.

Weitere regionale/überregionale Verbände/Kliniken/Fachschulen/Praxen/Organisationen, auch aus anderen Bundesländern und Österreich, die sich mit den Asklepios Harzkliniken auf den Weg machen wollen, Demenz-Prävention und Intervention gleichzeitig mit der Gesundheitspflege und Fürsorge der Pflege- und Betreuungskräfte zu verbinden und an Kooperation/Vernetzung mit dem Projekt interessiert sind, haben sich bereits gemeldet. Weitere Schulungsgruppen sind daher in Planung.

Ansprechpartnerinnen für das Projekt:

Organisation/ Projektleiterin: Beata Boronczyk MscN, MA, Asklepios Harzkliniken Goslar

Fachliche Inhalte/Seminarleitung: Dorothea Beigel

Tel.: 0171-585 999 2

Über den Autor

Dorothea Beigel
Dorothea Beigel

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Aktuelle Ausgabe04.04.