„Ski und Rodel gut“,
dennoch unfallträchtiger Massensport

Wintersport gehört zu den Massensportarten. In der Wintersaison verletzen sich jährlich zwischen 40.000 bis 45.000 deutsche Skifahrer und Skifahrerinnen. Die Zahl der stationär Behandelten steigt.

Die Verletzungen bei Kindern betreffen vorwiegend Hände, Arme und Schlüsselbeine, bei Erwachsenen die unteren Gliedmaßen. Am häufigsten sind Prellungen und Verstauchungen, gefolgt von Brüchen und Ausrenkungen der Gelenke sowie Zerreißung von Bändern, Sehnen und Muskeln.

Das Risiko für Schulter- und Knieverletzungen ist angestiegen, die Anzahl der Kollisionsunfälle ist besorgniserregend, 16% der Verletzungen im Skisport werden durch Kollisionen (mit)verursacht, Rücksichtslosigkeit wirkt sich gefährlich aus.

Allgemeine Hauptursachen für Verletzungen

Mangelhafter Trainingszustand

Ungenügendes Aufwärmen

Fehlerhafte Technik

Ungeeignetes Sportgerät

Überschätzung der eigenen Leistung

„Abfahrtsrausch und Jagertee“

Unterschätzen der Gefahren (Wetter, Eis)

Fehlende Umsicht des Anfängers

Rücksichtslosigkeit („Pistensau“)

Regeln beachten

Besonders schwer sind Verletzungen, die durch Zusammenstoß zweier oder mehrerer Skifahrer entstehen. Immer wieder werden Schwächere und Ungeübte von vermeintlichen Skiprofis „über den Haufen“ gefahren. Die Regeln für den Skisport sollte jeder kennen, der Lift und Gondel betritt.

DSV-Skisport-Verhaltensregeln

Rücksicht auf die Anderen - jeder Skifahrer muss sich stets so verhalten, dass er niemanden gefährdet oder schädigt.

Beherrschung der Geschwindigkeit und der Fahrweise - Jeder Skifahrer muss Geschwindigkeit und Fahrweise seinem Können und den Gelände - und Witterungsverhältnissen anpassen.

Wahl der Fahrspur- Der von hinten kommende Skifahrer muss seine Fahrspur so wählen, dass er vor ihm fahrende Skifahrer nicht gefährdet.

Überholen – Überholt werden darf von oben oder unten, von links oder rechts, aber immer nur mit einem Abstand, der dem überholten Skifahrer für alle seine Bewegungen genügend Raum lässt.

Pflichten des unteren und des querenden Skifahrers – Jeder Skifahrer, der in eine Abfahrtsstrecke einfahren oder ein Skigelände queren will, muss sich zuvor nach oben und unten vergewissern, dass er dies ohne Gefahr für sich und anderen tun kann. Dasselbe gilt auch nach jedem Anhalten.

Verweilen auf der Abfahrt – Jeder Skifahrer muss es vermeiden, sich ohne Not an engen und unübersichtlichen Stellen einer Abfahrtsstrecke aufzuhalten. Ein gestürzter Skifahrer muss eine solche Stelle so schnell wie möglich wieder freimachen.

Aufstieg – Der aufsteigende Skifahrer darf nur den Rand einer Abfahrtsstrecke benutzen; er muss auch diesen bei schlechten Sichtverhältnissen verlassen. Dasselbe gilt auch für den Skifahrer, der zu Fuß absteigt.

Beachten der Zeichen – Jeder Skifahrer muss die Markierungen und Hinweisschilder auf den Abfahrtsstrecken beachten.

Bei Unfällen ist Jeder zur Hilfeleistung verpflichtet.

Ausweispflicht bei Unfällen – Jeder, der Zeuge oder Beteiligter, ob verantwortlich oder nicht, muss bei einem Unfall seine Personalien angeben.

Was spricht für eine Verletzung?

Gemeinsame Symptome sind eingeschränkte Gelenkfunktion mit Bewegungsschmerz, die Instabilität (abnorme Beweglichkeit) und die erhebliche Schwellung mit starken Schmerzen.

Welche Behandlung steht im Vordergrund?

Der folgenreiche Skiunfall im Hochgebirge sollte von Anfang an Sache des Bergrettungsdienstes sein, deren Mitarbeiter entsprechend ausgebildet sind. Leichtere Prellungen und Verstauchungen ohne Gelenkinstabilität werden mit elastischen Verbänden, Kälteanwendungen und Salbeneinreibungen behandelt.

Verletzungen infolge von Teileinrissen mit geringer Instabilität werden im kurzzeitigen Gipsverband ruhig gestellt. Die schweren Bruchverletzungen und Bandzerreißungen bedürfen einer komplexen unfallchirurgischen und operativen Therapie, mit oft langzeitiger nachfolgender Ruhigstellung und anschließender krankengymnastischer Begleit- und Nachbehandlung.

Beispiele für typische Skifahrerverletzungen

Schultergelenksverstauchung und Ausrenkung

Skidaumen-Riss eines Gelenkbandes am Daumen

Kniegelenksverletzung durch Drehstürze bei festgestelltem Fuß und gebeugtem Knie

Fußgelenksverletzung durch „Umknick“-Trauma

Schuhrandbruch der Unterschenkelknochen in Höhe der Schaftenden der Skistiefel. Dieser Knochenbruch ist oft sogar ein so genannte „offener“ Bruch, weil in diesem Bereich keine Weichteildeckung des Schienbeines vorliegt. (siehe Abbildung).

Prellung des Kopfes, Halses, Brustkorbes und der Weichteile beim Frontalaufprall, selbst Milz und Leber können beim Sturz auf Kanten oder Stöcke verletzt werden.

Erste Hilfe

Oberstes Ziel ist neben der Schmerzlinderung die Verhütung und Eingrenzung von Folgen wie Bluterguss, Schwellung und Weichteilüberdehnung. Ein sehr einfaches Hilfsmittel zur Ruhigstellung ist der lange Schal, der z.B. als Armtragetuch „umfunktioniert“ werden kann. Die Skistöcke am Ober –und Unterschenkel seitlich angelegt und mit Schals befestigt, stabilisieren den Beinbruch notdürftig.

Der Schnee kann als sofortiges Kühlmittel den Schmerz in geprellten und verstauchten Bereichen lindern. Selbstverständlich gehört jede Verletzung, die über eine einfache Prellung hinausgeht in unfallchirurgisch-orthopädische Fachbehandlung.

Durch Röntgenuntersuchungen werden dann die exakten Diagnosen gestellt.

Ski und Rodel gut, die schönste Nebensache der Welt, eine Wonne bei strahlender Sonne und Pulverschnee die Pisten abzufahren. Fahren Sie nie abseits der markierten Piste, die Lawine tötet.

 

Über den Autor

Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold
Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold
Aktuelle Ausgabe2/2024