Alkohol und Herz-Kreislauferkrankungen

Es wird immer wieder diskutiert, ob regelmäßiger Alkoholkonsum grundsätzlich gesundheitsschädlich ist. Alkohol stellt einen Risikofaktor für verschiedene Krebserkrankungen dar, hingegen geben zahlreiche Beobachtungen einen Hinweis, dass der Konsum geringer Mengen Alkohol offensichtlich einen protektiven Effekt auf das Herz-Kreislaufsystem hervorruft.

Zu den potenziell protektiven Wirkungen eines mäßigen Alkoholkonsums zählen eine hemmende Wirkung auf die Blutplättchen, eine Erhöhung des gefäßschützenden HDL-Cholesterins sowie eine entzündungshemmende Wirkung. So scheinen insbesondere die im Rotwein enthaltenen Polyphenole und Flavanole günstige Wirkungen aufzuweisen. Es gibt jedoch Hinweise auf eine Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen täglichem Alkoholkonsum und der Häufigkeit von Herz-Kreislauferkrankungen. So sinkt für Männer das Risiko bei einem Alkoholkonsum von bis zu 50 g/Tag, steigt jedoch dann ab einem Konsum von mehr als 100 mg/Tag deutlich an.

Ein dosisabhängiger Einfluss von Alkohol ist auch bei Herzrhythmusstörungen bekannt. Schon geringer regelmäßiger Alkoholkonsum steigert das Risiko von Vorhofflimmern. Gelingt es Patienten mit anfallsweise auftretendem Vorhofflimmern, den Alkoholkonsum deutlich zu reduzieren, kann die Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Vorhofflimmern bereits nach sechsmonatiger Beobachtungszeit auf etwa die Hälfte reduziert werden.

Regelmäßiger Alkoholkonsum steigert linear das Risiko für einen erhöhten Blutdruck. So führt ein täglicher Alkoholkonsum von 25 g (2 Biere ca. 330 ml oder 300 ml Rotwein) zu einem Anstieg des systolischen Blutdrucks um 2 – 10 mmHg und des diastolischen Blutdruck um 1 – 5 mmHg. Zusätzlich kann der hohe Kaloriengehalt alkoholischer Getränke über eine Gewichtszunahme einen weiteren Blutdruckanstieg begünstigen. Der häufigen Auffassung „ein Glas Wein oder Bier pro Tag schadet nicht“ wird durch diese Daten bezüglich der Blutdruck-Entwicklung widersprochen.

Im Vergleich zu Abstinenzlern reduziert ein maßvoller Alkoholgenuss an 3 – 4 Tagen pro Woche das Risiko, an einem Diabetes mellitus zu erkranken, bei Frauen um 32 % und bei Männern um 27 %. Dabei zeigen sich insbesondere beim Weingenuss positive Tendenzen. Bei mehr als 7 alkoholischen Getränken pro Woche wurde das Diabetesrisiko jedoch bei Frauen sogar verdoppelt.

Zusammenfassend führt der Konsum geringer Mengen Alkohol offensichtlich zu protektiven Effekten auf das Herz-Kreislaufsystem, die jedoch durch die negativen Effekte auf das kombinierte Gesundheitsrisiko (vor allem beim Krebs) übertroffen werden. Zudem ist auch ein regelmäßiger Alkoholkonsum in einer Menge, die bisher als sicher galt, offensichtlich mit verschiedenen ungünstigen gesundheitlichen Folgen und letztendlich einer geringeren Lebenserwartung verbunden. Neben dem negativen Einfluss auf Blutdruck und Herzrhythmus dürfen dabei die leberschädigenden und krebserzeugenden Wirkungen sowie insbesondere die negativen Einflüsse auf das Gehirn und seine kognitiven Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Erinnerung, Wahrnehmung, Lernen, Kreativität) nicht unerwähnt bleiben.

 

Über den Autor

Prof. Dr. med. Martin Brück
Prof. Dr. med. Martin Brück
Chefarzt der Medizinischen Klinik I
Klinikum Wetzlar

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