Pandemie und Labordiagnostik

Die Welt ist kleiner geworden. Es gibt fast keinen Punkt auf der Erde, der nicht innerhalb von 24 Stunden erreicht werden kann. Mit im Gepäck sind aber auch andere Begleiter, wie zum Beispiel aktuell das Coronavirus. Unser moderner Lebensstil verursacht eine bis dato nicht gekannte Dynamik, dem Coronavirus wurde mit unserer Mobilität eine Verbreitung ermöglicht, die zur aktuellen Pandemie führte. Zumindest bis zum Vorliegen einer Impfung sind die Methoden der Bekämpfung seit dem Mittelalter nahezu unverändert. So beschließt 1377 der Rat der florierenden Handelsstadt Ragusa Schiffen, die aus einem pestverseuchten Gebiet kommen, die Einfahrt in den Hafen zu verbieten, um Gefahren von der eigenen Bevölkerung fernzuhalten. Die fremden Seeleute und Händler werden 30 Tage auf einer nahen Felseninsel (italienisch „Isola“) festgehalten. Wenn sie keine Krankheitssymptome zeigen, den Monat überleben, darf ihr Schiff in den Hafen einlaufen und die Händler konnten ihre Ware verkaufen. Hier wurde die erste „Isolation“ erfolgreich praktiziert. Ähnliche Maßnahmen zum Schutz vor Ansteckung führen in diesen Jahren auch Venedig, Pisa und Genua ein. In Marseille wird die Frist 1383 auf 40 Tage verlängert. Vom Italienischen „quarantina di giorni“ für „40 Tage“ stammt jedenfalls die bis heute verwendete Bezeichnung Quarantäne.

Die Labordiagnostik ist ein wichtiger Baustein in der Ausbruchsbekämpfung der aktuellen SARS-CoV-2-Pandemie. Im Labor stehen uns dafür prinzipiell zwei Methoden zur Verfügung:

1. Der direkte Nachweis des Virus mittels PCR
Mit dieser Methode kann man spezifische Genabschnitte nachweisen, die ausschließlich in dem SARS-CoV-2-Virus vorkommen. Zwar sind sie hochspezifisch, das Virus kann aber nur in einem kleinen Zeitfenster während der akuten Erkrankung nachgewiesen werden. Das optimale Untersuchungsmaterial ist ein nasopharyngealer Abstrich. Die Abnahme des Materials von der Rachenwand durch die Nase oder den Mund ist etwas unangenehm. Im Verlauf der Erkrankung kann sich der Infektionsort weiter in die Lunge verlagern. Das Virus kann dann möglicherweise nicht mehr nachweisbar sein. Man geht von einer PCR-Nachweisrate (Erkennung von Erkrankten) von 60 bis 80 % aus. Dies führte bereits in Wuhan dazu, dass die röntgenologische CT-Untersuchung der Lunge mit ihren typischen Veränderungen als weiterer diagnostischer Baustein etabliert wurde.

2. Der Antikörpernachweis
Mit dem Einsetzen der Immunreaktion und der damit einhergehenden Reduktion der Viruslast sinkt jedoch die Sensitivität von Direktnachweisen. Der Erreger ist nach ca. 10 – 14 Tagen nicht mehr verlässlich nachweisbar. Das Immunsystem des Patienten beginnt Antikörper gegen das Virus in großer Menge zu bilden, die mittels geeigneter Verfahren aus einer Blutprobe im Labor nachgewiesen werden können. Antikörper sind eine wichtige Komponente unseres Immunsystems. So kann der Nachweis von SARS-CoV-2-Antikörpern für eine (kurzfristige) Immunität sprechen. Inwieweit der Antikörper mit einer belastbaren Immunität in Zusammenhang gebracht werden kann und vor allem, wie lange diese andauert, ist noch nicht geklärt.
Die Nachweisrate von Antikörpern hängt vom richtigen Zeitpunkt ab. Ab einem Untersuchungsabstand von 14 Tagen nach Infektion mit dem Coronavirus liegt sie bei nahezu 100 %. Der Antikörper kann wahrscheinlich (wie bei anderen Infektionskrankheiten) viele Jahre nachweisbar bleiben.

Über den Autor

Dr. Bernd Grüner
Dr. Bernd Grüner
MVZ Labordiagnostik Mittelhessen

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