Bilderbücher über Corona & Co

Ich bin ein Virus! Ich halt euch im Haus!

Sie sind so winzig, dass 5000 von ihnen auf einem einzigen kleinen Punkt Platz finden. So mini-mini-mini, dass wir sie mit bloßem Auge nicht erkennen können und es deshalb manchmal ganz schön schwer finden, an sie zu glauben. Gleichzeitig aber sind Viren so mächtig, dass sie es schaffen, die ganze Welt zum Stillstand zu bringen. Wie sollen Kinder das verstehen, wenn schon Erwachsene das gar nicht so einfach finden? Zum Glück gibt es da einige Bilderbücher, die uns allen helfen, die Welt der Viren mit allem, was dazugehört, ein bisschen besser zu verstehen.

 

Besonders sympathisch ist da „Willi Virus“ aus dem gleichnamigen Bilderbuch im Tyrolia-Verlag. Das leuchtend grüne Schnupfenvirus stellt sich artig vor und erzählt uns, wie es so lebt und was es macht – und wie unendlich viele Freunde und Verwandte es hat! Auch das SARS-CoV-2, ist darunter, uns als Coronavirus bekannt. Dabei ist Willi nicht mal ein richtiges Lebewesen, erklärt er. Vermehren kann er sich nämlich nur, wenn er eine sogenannte Wirtszelle findet, in die er sein Erbgut geben kann und die danach die Aufgabe des Vermehrens übernimmt. Besonders gern mag Willi dafür die Zellen in den menschlichen Nasenschleimhäuten, was wir Menschen spätestens dann merken, wenn die Nase läuft. Wie ein Virus dahinkommt und welche Rolle dabei auch unsere Hände spielen, weiß Willi natürlich auch. Sind Viren erst einmal in unserem Körper, schicken wir unsere Abwehrzellen los und aus ist es mit ihnen, denn die Abwehrzellen fressen die Eindringlinge kurzerhand auf. Das findet Willi zwar schade, er ist aber doch recht zuversichtlich, dass er uns bald wieder besuchen wird – spätestens im nächsten Winter. Die Idee, die vielen Sachinformationen hier aus der Sicht eines Virus zu vermitteln, ist großartig! Willis Erzählung ist gut verständlich, und weil er sich hier wie ein kleiner Freund vorstellt, wollen wir auch wirklich wissen, wie es mit ihm und uns so weitergeht. Ergänzend zum Erzähltext sind kleinere Erklärungen eingefügt, in denen etwa Fremdwörter erklärt oder Zahlen ins Verhältnis gesetzt werden. Auch die verschiedenen Viren-Namen mit dem dazugehörigen Krankheitsbild werden auf einer Doppelseite vorgestellt. Leonora Leitl hat für ihre wundervollen Illustrationen die ganze Palette der Grüntöne eingesetzt, so dass es auch Spaß macht, die Bilder anzugucken. Eine herrliche grüne Nasenparade mit dem Wort „Gesundheit“ in 20 Sprachen rundet das Buch ab, das fraglos nicht nur in viele Haushalte, sondern auf jeden Fall auch in die Wartezimmer aller Ärzte gehört!

Unmittelbar um Corona und alle Fragen drumherum geht es im derzeit nur als Download zu lesenden Bilderbuch „Coronavirus“, das von einem fachkompetenten englischen Team verfasst und von Grüffelo-Illustrator Axel Scheffler bebildert wurde. Was ist das Virus und wie steckt man sich damit an? Warum ist es für manche gefährlicher als für andere? Und warum bringt es etwas, wenn wir jetzt zu Hause bleiben? Das schmale Buch ist aus der Situation heraus entstanden und bietet schnelle und gut verständliche Antworten auf alles, was mit Corona unmittelbar zusammenhängt, und noch ein paar spannende Fakten mehr. Wer weiß schon, dass die Zahl der Antikörper in unserem Körper mit 10 Milliarden die Anzahl der Menschen auf der ganzen Welt übersteigt? Darüber hinaus geht das Autorenteam aber auch auf die Frage ein, was Corona seelisch mit uns macht. Wie fühlen sich Kinder, wenn die Schulen geschlossen sind? Während sich die einen freuen, vermissen andere ihre Freunde. Und dass keiner unserer Tage so abläuft wie gewohnt, ist auch für viele ein Problem, kann traurig oder mutlos machen. Im Anhang werden Links und Anlaufstellen gegeben, an die man sich wenden kann, wenn man weitere Fragen oder Sorgen hat.

Spielerisch und phantasievoll setzt Sophia M. Phildius das Thema in „Drin-Bleib-Monster“ um: Als Alma versucht, sich heimlich aus dem Haus zu schleichen, wird sie vom lila Drin-Bleib-Monster festgehalten. Es will unbedingt mit ihr spielen und ihr ein paar Ideen geben, wie sie sich drinnen auch ohne ihre Freunde beschäftigen kann. So begleiten wir die beiden einen Tag lang und lernen dabei nebenbei auch, wie wichtig es ist, nicht in die Hand zu husten oder zu niesen und sich zwischendurch immer wieder die Hände zu waschen. Die Erzählung wird durch farblich hervorgehobene Informationstexte ergänzt, die Kindern gut verständlich erklären, warum das Drinbleiben im Moment so wichtig ist.

 

 

Viele der in dieser Rubrik vorgestellten Bilderbücher werden von der AG Bücher für Vorleser des Wetzlarer Projekts „Vorlesen in Familien“ empfohlen. Die besten Titel werden den ehrenamtlichen Vorlesern zur Verfügung gestellt, die regelmäßig mit Bilderbüchern in die ihnen zugeteilte Familien gehen und letztlich nicht nur ihr Vorlesekind, sondern die ganze Familie unterstützen.

Nähere Informationen zur Ausbildung zum Vorleser und zum Projekt selbst finden sich auf der Homepage:

https://www.phantastik.eu/projekte/vorlesen-in-familien.html

Das Projekt finanziert sich zum großen Teil aus Spenden und ist deshalb ganzjährig auf Unterstützung angewiesen.

 

IBAN: DE49 5139 0000 0012 9129 00

BIC: VBMHDE5F (Volksbank Mittelhessen)

Stichwort: ViF

Über den Autor

Maren Bonacker
Maren Bonacker
Lese- und Literaturpädagogin
Phantastische Bibliothek Wetzlar

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