Der einseitige heftige Gesichtsschmerz

Trigeminusneuralgie – eine wenig bekanntes Phänomen

Blitzartig einschießende, heftige, einseitige Schmerzattacken im Gesichtsbereich sind typisch für eine Trigeminusneuralgie. Die Anfälle können bis zu 100 Mal am Tag auftreten projizieren sich häufig in den Oberkiefer. Manchmal treten die Beschwerden spontan auf, oft werden sie durch sogenannte Triggerfaktoren wie Kauen, Sprechen, Waschen oder Zähneputzen ausgelöst. Im Verlauf der Erkrankung gehen die Schmerzattacken häufig in einen dumpfen Dauerschmerz über.

Die Schmerzen werden von einem Nerven ausgelöst, dem die Erkrankung ihren Namen verdankt. Dem

Nervus Trigeminus

Der Nervus trigeminus ist der größte und kräftigste Nerv im Gesicht. Er leitet sowohl Reize aus der Umwelt ins Gehirn (sensibler Teil) als auch Befehle aus dem Gehirn an die Muskulatur von Gesicht und Kiefer (motorischer Teil). Der Name Trigeminus (= 3 Äste) leitet sich von seinen drei großen Ästen ab: Die Nervenfasern bilden zusammen im Bereich des Schädels (Proc. Mastoideus) hinter dem Ohr einen Nervenzellknoten (Ganglion genannt). Einer dieser Nerven versorgt das Auge und in die Augenhöhle, ein anderer verläuft entlang der Schläfe und Oberkiefer und der Dritte an Wange und Unterkiefer. Es gibt je einen Trigeminus in der linken und der rechten Gesichtshälfte.

Man unterscheidet zwei Formen der Trigeminusneuralgie. Bei der häufigeren klassischen Form wird der Schmerz durch ein Gefäß das den Nerven reizt oder ihn komprimiert (sog. Jannetta-Mechanismus). Die symptomatische Form hingegen wird durch eine andere Erkrankung, z.B. einen Tumor, der auf den Nerven drückt oder Entzündung oder eine Nervenerkrankung wie z.B. die Multiple Sklerose ausgelöst

Häufigkeit

Etwa 40 von 100.000 Einwohnern leiden an einer Trigeminusneuralgie, die meisten von ihnen sind über 60 Jahre alt, nur selten sind sie jünger als 40 Jahre alt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer (im Verhältnis 3:2). Bei Personen unter 40 Jahren wird meist eine krankheitsauslösende Ursache angenommen.

Diagnose der Trigeminusneuralgie

In der Arztpraxis wird sich der Mediziner den Schmerz genau beschreiben lassen. Es folgen eine Reihe klinisch-neurologischer Untersuchungen. Zur Klärung oder auch zum Ausschluss einer symptomatischen Form wird in der Regel eine Magnetresonanztomographie (MRT) angefertigt, in der Nerven, Hirn- und Gefäßveränderungen oder Tumore dargestellt werden können. Eine Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit (Liquor) bei der Frage einer Multiplen Sklerose benötigt. Um andere Ursachen für den Schmerz auszuschließen, können auch weitere radiologische Verfahren oder Untersuchungen durch einen Zahnarzt, einen HNO-Facharzt und/oder einen Kieferchirurgen/-orthopäden notwendig sein.

Therapie

In den meisten Fällen sind die Schmerzen gut mit Medikamenten behandelbar. Am häufigsten wird dabei der Wirkstoff Carbamazepin eingesetzt.

Sollte die medikamentöse Behandlung nicht helfen, so besteht im Einzelfall auch die Möglichkeit den Nerv mechanisch, chemisch, oder thermisch so zu behandeln, dass die Schmerzen bei der Trigeminusneuralgie nicht mehr spürbar sind.

Was kann der Patient tun?

Vor allem sollte der Patient trotz der Schmerzen auf das Essen, Trinken und Zähneputzen nicht verzichten. Die Medikamente sollten auch in der schmerzfreien Zeit entsprechend dem Therapieplan eingenommen werden, um ein Wiederkehren der Trigeminus-Anfälle möglichst zu verhindern.

Welche weiteren Hilfen stehen noch zur Verfügung?
Ist aus dem Bereich der Osteopathie Hilfe möglich?

Vorweg möchte ich bemerken, dass sich in der Literatur keine Studien über die Wirksamkeit der Osteopathie bei Trigeminusneuralgie finden. Unter den Fachärzten und Osteopathen ist jedoch bekannt, dass eine Gefäßstauung der Nasennebenhöhlen und der Stirnbeinhöhlen eine Irritation des Augennerves (N. ophtalmicus) hervorrufen kann. Erfahrungsgemäß hilft in diesem Fall eine osteopathische Behandlung, wenn es sich um Abflussstörungen in diesem Bereich handelt.

Die Behandlung beim Osteopathen:

Zuerst wird der Therapeut nach Merkmalen schauen die für ihn relevant sind, das bedeutet:

Bei der Betrachtung des Gesichts sind evtl. Schwellungen der Augenlider, Tränensacke oder ein Gesichtsödem zu erkennen. Natürlich wird berücksichtigt, dass auch Herz-, Nieren- und Schilddrüsenerkrankungen Gesichtsödeme auslösen können. Jedoch wird man bei einer Trigeminusneuralgie durch die Schmerzen auch verspannte Strukturen im Hals- und Nackenbereich finden.

Bei einer stauungsbedingten Trigeminusneuralgie ist das osteopathische Behandlungsziel den venösen- und lymphatischen Abfluss des Gesichtsbereiches und des Kopfes zu verbessern. Dies geschieht durch die lymphatische Behandlung im Hals- Schlüsselbeinbereich und besonders im Thoraxbereich wo sich die Hauptlymphabflussgefässe befinden. Zum Schluss wird mit speziellen Techniken der Abfluss im Kopf- und Schädelbereich angeregt.

Diese Techniken helfen nur bei einer stauungsbedingten Trigeminusneuralgie. Auch wenn dies nicht so häufig vorkommt, sind jedoch die wenigen Patienten sehr dankbar, denen damit geholfen werden kann.

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Claudia Agne
Claudia Agne

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Aktuelle Ausgabe04.04.