Zu Hause leben - zu Hause sterben

Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV)
im Lahn-Dill-Kreis

Oft werden wir gefragt: SAPV - Was ist das eigentlich?

Die Abkürzung steht für Spezialisierte Ambulante PalliativVersorgung.

Die spezialisierte ambulante Palliativversorgung ist eine ergänzende Möglichkeit zu der Versorgung durch den Hausarzt, Facharzt und Pflegedienst. Sie kann zusätzlich in Anspruch genommen werden, wenn eine nicht heilbare, fortschreitende Erkrankung mit einer begrenzten Lebenserwartung und einem sogenannten komplexen Symptomgeschehen vorliegt. Verordnet wird die SAPV von Hausärzten, Fachärzten oder Klinikärzten. Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen vollständig übernommen. Bei Privatversicherten erfolgt eine kurze Anfrage an die jeweilige Krankenkasse.

Was bedeutet palliativ und Palliative Care?

Das Wort „palliativ" stammt aus dem Lateinischen und beinhaltet pallium = der Mantel, bzw. palliare = mit dem Mantel bedecken, umhüllen. Gemeint ist hier eine umsorgende Medizin und Pflege in Form von therapeutischen Maßnahmen, die nicht auf die Heilung einer Erkrankung, sondern auf die Linderung der Beschwerden (Symptome) ausgerichtet sind.

Die Weltgesundheitsorganisation beschreibt es so: „Palliative Care ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Dies geschieht durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch frühzeitige Erkennung, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie anderen Problemen körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.“

Wer sind wir?

Seit März 2010 betreuen wir Patienten und deren Angehörige im gesamten Lahn-Dill-Kreis. Wir sind ein multiprofessionelles Team, das heißt in unserem Team arbeiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedenen Berufsgruppen eng zusammen. Gemeinsam stellen speziell ausgebildete Ärzte und Pflegefachkräfte, Koordinatoren, eine Psychologin und weitere qualifizierte Fachkräfte die Palliativversorgung unserer Patienten rund um die Uhr sicher.

Welche Patienten versorgen wir?

Wir versorgen Menschen, die aufgrund einer unheilbaren Erkrankung eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben und unter Symptomen leiden, die eine spezialisierte palliativmedizinische Versorgung notwendig machen. Es muss nicht zwingend eine Krebserkrankung vorliegen, auch Patienten in einem fortgeschrittenen Stadium einer neurologischen Erkrankung oder einer schweren Herzschwäche, können je nach Symptomen in die Versorgung aufgenommen werden. Diese Menschen haben den Wunsch, nicht mehr in ein Krankenhaus aufgenommen zu werden und in ihrem gewohnten Umfeld zu verbleiben, bis sie sterben.

Wir versorgen ausschließlich erwachsene Patienten, Kinder und Jugendliche werden von speziellen Kinder-Palliativ-Teams betreut.

Was ist unser Ziel?

Ziel ist es, die Lebensqualität der Patienten und Angehörigen/Pflegenden zu verbessern und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. In Zusammenarbeit mit den bereits an der Versorgung beteiligten Hausärzten und Pflegediensten möchten wir unsere Patienten und Angehörige/Pflegende in dieser schwierigen und oft auch sehr belastenden Situation unterstützen. Dies geschieht durch eine qualifizierte medizinische Behandlung und einfühlsame Begleitung.

Symptome behandeln

In dieser letzten Lebensphase können verschiedene Symptome auftreten, die für die Patienten und Angehörigen/Pflegenden sehr belastend sind. Es kann zu Luftnot oder Schmerzen sowie Übelkeit oder Angstgefühlen kommen. Dies kann immer wieder zu Krankenhausaufnahmen führen, obwohl dies der Patient nicht möchte. Durch Gespräche, Information und die Bereitstellung von Medikamenten auch für den Bedarfsfall, können viele dieser Symptome gut behandelt werden. Auch Punktionen, wie das Ablassen von Bauchwasser (Aszites) sind zu Hause möglich. Durch regelmäßige Hausbesuche und Telefonkontakte durch die Mitarbeiter des Palliative Care Teams können Probleme oft schon im Vorfeld erkannt und behandelt und der Krankenhausaufenthalt dadurch vermieden werden.

Und im Notfall?

Eine 24-Stunden Erreichbarkeit ermöglicht eine schnelle Reaktion auf krisenhafte Situationen. Sowohl Ärzte als auch Pflegefachkräfte sind in einem Bereitschaftsdienst organisiert und können zu jeder Tages- und Nachtzeit – auch an Wochenenden und an Feiertagen telefonisch beraten und bei Bedarf einen Hausbesuch machen.

Wie ist der Ablauf?

Der Patient wird telefonisch bei unserem Koordinator angemeldet, bevor die SAPV-Verordnung vom Klinikarzt, Hausarzt oder Facharzt ausgestellt, an uns gefaxt und dann im Original gesendet wird. Innerhalb von drei Werktagen nehmen wir mit dem Patienten, bzw. dessen Angehörigen/Pflegenden Kontakt auf und planen den ersten Besuch. Hierzu kommen ein Arzt und eine Pflegefachkraft gemeinsam zum Patienten und seinen Angehörigen/Pflegenden nach Hause oder in eine Pflegeeinrichtung, um den Versorgungsbedarf zu ermitteln. Wird der Patient in unsere Versorgung aufgenommen, wird ein Therapieplan erstellt. Die Wünsche des Patienten stehen hierbei immer im Vordergrund.

Der Patient erhält eine Mappe mit unseren Telefonnummern um die 24 Stunden- Erreichbarkeit zu sichern.

Damit die weitere Versorgung gewährleistet ist, fordern wir sogenannte Folgeverordnungen direkt beim Hausarzt oder Facharzt an.

Falls es noch nicht nötig ist, unsere Versorgung in Anspruch zu nehmen, aber Fragen über Möglichkeiten der palliativen Versorgung bestehen, kann der Hausarzt eine reine Beratung bei uns anfordern.

Weitere Informationen

Das Palliative Care Team Lahn-Dill versorgt Patienten im gesamten Lahn-Dill Kreis. Träger ist die Lahn-Dill Kliniken GmbH. Kooperationspartner sind das Hospiz Haus Emmaus in Wetzlar sowie die ambulanten Hospizdienste aus Wetzlar, Dillenburg und Gladenbach.

 

Sprechen Sie uns gerne an

Palliative Care Team Lahn-Dill

www.pct-lahn-dill.de

Über den Autor

Dr. med. Birgitta Killing
Dr. med. Birgitta Killing

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