Gallensteine. Wann operieren?

Bei rund 15 Prozent aller Frauen und etwa 7,5 Prozent der Männer bilden sich im Laufe des Lebens Gallensteine. Das Risiko ist erhöht bei einer familiären Veranlagung, Übergewicht, hohem Alter, einer hellen Haut bzw. blonden Haaren und generell für Frauen insbesondere, wenn sie mehrere Kinder geboren haben. Darüber hinaus können Erkrankungen der Leber, einige Medikamente (insbesondere Östrogenersatztherapie, bestimmte Antibiotika), Diabetes und einige Darmerkrankungen die Entstehung von Gallensteinen begünstigen. Häufig bleiben Gallensteine unbemerkt und meist müssen sie auch nicht entfernt werden.

Wie entstehen Gallensteine?

Die Gallenflüssigkeit wird in der Leber gebildet, in die Gallenblase weiter- und von dort in den Darm wegtransportiert. Gallensteine entstehen, wenn die Konzentration einzelner in der Gallenflüssigkeit gelöster Substanzen so hoch ist, dass ihre Löslichkeitsgrenze überschritten wird. Je nach „ausfallender“ Substanz unterscheidet man aus einem Cholesterinüberschuss entstehende gelbe „Cholesterinsteine“ von sogenannten dunklen „Pigmentsteinen“ die vorwiegend aus dem Blutabbauprodukt Bilirubin bestehen. Auch „Mischsteine“ kommen vor.

Welche Probleme können Gallensteine verursachen?

Gallensteine können den Abfluss der Galle behindern. Oft äußert sich dies in kolikartigen Schmerzen. Typisch sind Schmerzattacken von mehr als 15 Minuten Dauer im mittleren oder rechten Oberbauch, die gelegentlich auch in den Rücken oder die rechte Schulter ausstrahlen und häufig von Übelkeit und Erbrechen begleitet werden.
Neben den Schmerzen sind Steine Ursache von Gallenblasenentzündungen, die sowohl akut mit Fieber und Schmerzen als auch chronisch mit geringeren Beschwerden verlaufen. Eine chronische Entzündung erhöht das Risiko einer Krebserkrankung. Im ungünstigen Fall kann eine Entzündung zur Verletzung der Gallenblasenwand und damit zu einer Ausdehnung der Entzündung auf das Bauchfell („Peritonitis“) führen.
Gelangen kleine Steine in den Gallengang können sie den Abfluss der Bauchspeicheldrüse behindern. In der Folge können sowohl eine akute Gallengangs- als auch eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung entstehen. Bauchfellzentzündung, Gallengangsentzündung und Bauchspeicheldrüsenentzündung sind schwere Erkrankungen, die einen lebensbedrohlichen Verlauf nehmen können.

Wann müssen die Gallensteine raus?

Aus der Erfahrung wissen wir, dass durch Steine verursachte Probleme sich wiederholen, wenn die Steine belassen werden.

Gründe für eine Operation sind:

- wenn durch Steine verursachte Schmerzen auftreten (auch wenn die Schmerzen weg sind)
- eine Gallenblasenentzündung
- ein Stein mit einer Größe von mindestens 3 cm
- eine sogenannte „Porzellangallenblase“
- Gallenblasenpolypen mit Größenwachstum oder mindestens einem cm Größe

Wie werden die Gallensteine entfernt?

Gallenblasensteine können nicht einzeln entfernt werden. Müssen sie raus, dann muss immer die gesamte Gallenblase einschließlich der Steine entfernt werden. Die Operation erfolgt in der Regel „laparoskopisch“, d.h. mit winzigen Bauchschnitten, was umgangssprachlich auch als „Schlüsselloch-OP“ bezeichnet wird.

Eine Ausnahme bilden die Gallengangssteine. Selbige werden in aller Regel durch einen endoskopischen Eingriff ohne Bauchschnitt geborgen. Selten können diese Steine auch noch nach Entfernung der Gallenblase auftreten.

 

Über den Autor

Dr. med. Roger Agne
Dr. med. Roger Agne
Chefarzt Innere Medizin
Dill-Kliniken

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe04.04.