Sichere Einnahme von Medikamenten –
bei Parkinson besonders wichtig

Medikamente nach Vorschrift einzunehmen, ist oft nicht so einfach. Man schätzt, dass etwa die Hälfte der Patienten ihre dauerhaft verordneten Arzneimittel nicht richtig einnehmen. Die korrekte Einnahme von Medikamenten ist jedoch für eine erfolgreiche Behandlung eines Parkinson-Patienten lebensnotwendig.

Mögliche Ursachen für unkorrekte Einnahme von Medikamenten

  • Vergesslichkeit, Stress in der Hektik des Alltags,
  • Parkinson-Patienten erhalten vier oder mehr verschiedene Arzneimittel, hier kann beim Stellen der Medikamente leicht der Überblick verloren gehen,
  • Arzneimittel haben oft Packungsbeilagen mit zu vielen (und zu klein geschriebenen) Informationen, nicht jeder kann aus dieser Flut an Informationen das Wesentliche herausfinden, nämlich wie und wann das Medikament eingenommen werden soll, manche Patienten können die kleine Schrift schlichtweg nicht entziffern,
  • ältere Parkinson-Patienten haben zusätzlich Probleme mit den Augen und der Feinmotorik der Hände, besonders kleine Tabletten können beim Einnehmen unbemerkt auf den Boden fallen,
  • Verunsicherung durch ständigen Austausch der Medikamente in der Apotheke, der gleiche Wirkstoff kann anders verpackt sein und anders aussehen, sich sogar in der Farbe unterscheiden, auch der Handelsname kann ein anderer sein (z.B. Pramipexol versus Oprymea),
  • Auftreten von unerwarteten Nebenwirkungen bzw. unerwünschten Wirkungen, das Medikament wird ohne Rücksprache abgesetzt,
  • Kombination der verordneten Medikamente mit selbst gekauften Nahrungsergänzungsmitteln, welche die Wirkung der Parkinson-Medikamente verändern können,
  • Einnahme von L-DOPA haltigen Medikamenten zeitlich mit eiweißhaltigen Nahrungsmitteln.

Werden Parkinson-Medikamente in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, in denen bereits Wirkungsfluktuationen vorhanden sind, nicht nach Vorschrift eingenommen, kann es den Patienten von jetzt auf gleich sehr schlecht gehen, werden sie komplett abgesetzt, kann es zu einem lebensgefährlichen Zustand führen (akinetische Krise).

Was Sie selbst tun können

Parkinson-Patienten können selbst viel dazu beitragen, ihre Arzneimittel sicher und richtig einzunehmen. Bei vergesslichen Patienten musst die Einnahme der Medikamente durch den pflegenden Angehörigen/Pflegedienst überwacht werden.

  • Ihr Hausarzt oder Neurologe sollte Ihr Hauptansprechpartner bei allen Fragen zu Arzneimitteln sein. Sagen Sie ihm, wenn Sie Ängste oder Probleme bei der Einnahme Ihrer Medikamente haben, zum Beispiel, wenn Ihnen das Schlucken von Tabletten schwerfällt.
  • Teilen Sie diesem Arzt des Vertrauens umgehend mit, wenn bei einer Behandlung mit einem neuen Medikament neue Symptome auftreten.
  • Bitten Sie regelmäßig um Überprüfung der Indikation, nicht jedes Medikament muss dauerhaft eingenommen werden (z.B. Ibuprofen nach einer Operation am Knie).
  • Setzen Sie kein Medikament ohne Rücksprache mit Ihrem Arzt ab.
  • Führen Sie eine aktuelle Liste aller Medikamente, die Sie einnehmen – verordnete und selbst gekaufte. In dieser Aufstellung sollten Sie nicht nur Tabletten vermerken, sondern z.B. auch Sprays, Tropfen oder Salben. Tragen Sie diese Liste immer bei sich.
  • Halten Sie sich daran, wenn Ihre Medikamente für eine genaue Uhrzeit vorgesehen sind. Bei manchen Medikamenten ist es wichtig, dass Sie sie vor, während oder nach einer Mahlzeit einnehmen (z.B. L-DOPA 30 Minuten vor der Mahlzeit). Sollten diesbezüglich Unklarheiten bestehen, fragen Sie Ihren Arzt.
  • Lassen Sie sich erinnern: Stellen Sie sich Ihren Wecker, Ihr Mobiltelefon oder Ihre Uhr mit Erinnerungsfunktion. Bitten Sie Angehörige oder andere Mitbewohner, Sie auf Ihre Medikamenteneinnahme hinzuweisen. Auch Merkzettel können hilfreich sein. Hilfreiche Pillenboxen mit Erinnerungsfunktion finden Sie in der Apotheke.

Bei Feinmotorikstörungen kommen zudem infrage:

  • Tablettenausdrücker
  • Tablettenteiler
  • Verschlussöffner für Medikamentenflaschen
  • Dosierhilfen für Augentropfen

Zur besseren Übersicht:

Medikamentendosierer mit Tages- oder Wochenunterteilungen, bei denen Sie sehen, ob Sie eine Dosis schon eingenommen haben. Wahlweise gibt es diese Geräte auch mit Erinnerungsalarm.

Auf einen Blick:

Sichere Einnahme von Medikamenten

  • Für eine erfolgreiche Behandlung ist es wichtig, Medikamente zuverlässig und wie vom Arzt verordnet anzuwenden.
  • Einige Hürden können dies erschweren, etwa Stress, mehrere Arzneimittel gleichzeitig, Wechsel eines Wirkstoffs, unverständliche oder unlesbare Anwendungshinweise oder unerwünschte Nebenwirkungen.
  • Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Sie die Einnahme Ihrer Medikamente verbessern können. Beachten Sie oben genannte Hinweise.  (Quelle: Patienteninformation Medikamente sicher einnehmen, KVH aktuell 4/2019)

Über den Autor

Dr. med. Ilona Csoti
Dr. med. Ilona Csoti
Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe04.04.