„Man sieht nur, was man weiß“ (Johann Wolfgang von Goethe)

Hochmodernes Mikroskop für die
Klinik für Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin

Die Mitarbeiter der Klinik für Hämatologie/Onkologie und Palliativmedizin am Klinikum Wetzlar freuen sich über ihren neuesten technischen Zuwachs, ein hochmodernes Mikroskop. Mit dem neuen Mikroskop können gleichzeitig fünf Personen ein Präparat ansehen. Genutzt wird es vor allem für die Lehre und Ausbildung, aber auch bei schwierigen oder grenzwertigen Befunden. Schon im 16. Jahrhundert kannte man die ersten Vorläufer unserer heutigen Mikroskope. Damals wie heute war und ist das Ziel, kleine Strukturen für das menschliche Auge sichtbar zu machen. „Mikros“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet klein. Inzwischen sind Mikroskope aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Sie werden nicht nur in der Medizin eingesetzt, sondern auch in anderen Bereichen wie zum Beispiel in der Industrie oder der Forensik.

Dr. Birgitta Killing, Chefärztin der Klinik im Gespräch:

Was schauen Sie sich unter dem Mikroskop an?

Wir mikroskopieren hauptsächlich Blut und Knochenmark. Auf einem Glasplättchen, dem sogenannten Objektträger, wird das Material ausgestrichen, also ganz dünn aufgebracht und gefärbt. Der Ausstrich wird dann durch das Mikroskop vergrößert, angesehen und beurteilt. Pro Jahr befunden wir mehrere Hundert Präparate.

Bei welchen Erkrankungen ist das wichtig?

Bei Blut- und Knochenmarkerkrankungen war die direkte Betrachtung der Zellen früher oft die einzige Möglichkeit der Diagnostik. Heute gibt es zusätzlich noch viele andere Techniken, wie zum Beispiel die genetischen Untersuchungen kranker Zellen, doch auch heute ist die Mikroskopie immer noch ein wichtiger Baustein in der Diagnostik von Blut- und Knochenmarkerkrankungen wie zum Beispiel Blutkrebs, Lymphknotenkrebs oder auch Blutarmut. Großer Vorteil ist auch, dass wir schnell ein erstes Ergebnis haben, das uns die Richtung zeigt.

Was ist das Besondere an Ihrem neuen Mikroskop?

Uns stehen bereits zwei Mikroskope zur Verfügung. Das neue hat vier zusätzliche Okulareinheiten, die über eine sogenannte Brücke miteinander verbunden sind, das heißt, wir können mit fünf Untersuchern gleichzeitig ein Präparat ansehen. Wichtig ist das vor allem für die Lehre und Ausbildung. Es gibt auch die Möglichkeit, das, was der Untersucher unter dem Mikroskop sieht, auf einen Monitor zu projizieren, auf den dann alle schauen. Zum Lernen ist es aber besser, wenn alle das Präparat „live“ durch das Gerät sehen, denn so sehen alle wirklich dasselbe. Zudem bekommt man ein Gefühl dafür, wie es sein wird, wenn man später eigenständig diese Untersuchungen durchführt. Wir benutzen das Mikroskop hauptsächlich für die Ausbildung unserer Studenten und Assistenzärzte. Hier war die Begeisterung bereits groß über die Qualität der Bilder und den praxisnahen Unterricht. Wir nutzen es aber auch zur gemeinsamen Mikroskopie aller Hämatologen bei schwierigen oder grenzwertigen Befunden, um hier die Expertise jedes einzelnen zu nutzen.

Wie viel kann das Mikroskop vergrößern?

Die maximale Vergrößerung beträgt das 1000fache. Das brauchen wir auch, um die Blutzellen im Einzelnen beurteilen zu können. Ein rotes Blutkörperchen hat beispielsweise eine Größe von ca. 7 µm, das sind 0,007 mm.

Was kostet ein solches Mikroskop?

Etwa 35.000 Euro, das scheint zunächst viel, man muss aber bedenken, was andere medizinische Geräte kosten und wie lange wir ein Mikroskop nutzen können. Wichtig ist, dass man auf eine hochwertige Optik achtet. Das haben wir. Mit Leica haben wir uns für einen der besten – und was mich besonders freut – einen regionalen Anbieter im Bereich der Mikroskopie entschieden. Wir werden sehr lange mit dem Mikroskop arbeiten können.

Man sieht nur, was man weiß?

Ja, ich zitiere an dieser Stelle gerne Johann Wolfgang von Goethe. Wenn Studenten das erste Mal Knochenmark unter dem Mikroskop sehen, sind sie von der Fülle der verschiedenen Strukturen oft irritiert. Wir schauen uns dann gemeinsam eine einzelne Zellart an, und diese müssen sie dann selbst suchen und erkennen. Das geht sehr schnell, innerhalb einer Unterrichtseinheit, weil sie wissen, was sie suchen und es dann auch sehen. Das gilt auch für viele andere Bereiche.

Über den Autor

Dr. med. Birgitta Killing
Dr. med. Birgitta Killing

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