Bewegung ist wichtiger als die Ernährung

Trotz aller Fortschritte in der Medizin sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen immer noch die Todesursache Nummer eins in Deutschland. Um die Sterblichkeit dieser Erkrankungen weiter zu senken, hatte man dabei lange nur die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten im Auge. So ist es mittlerweile Routine geworden, z.B. ein verschlossenes Gefäß im Herzen mit einer Gefäßstütze (Stent) wieder zu eröffnen oder bei einem Schlaganfall Blutgerinnsel in Gehirngefäßen mit einem Medikament aufzulösen (Lyse).

Doch trotz dieser fortgeschrittenen Behandlungsmöglichkeiten können in vielen Fällen ein bleibender Schaden oder sogar der Tod nicht verhindert werden. Aus diesem Grund gehen mittlerweile die Überlegungen verstärkt in Richtung Prävention, das heißt, Herz-Kreislauf-Erkrankungen nach Möglichkeit erst gar nicht entstehen zu lassen.

Dabei unterscheiden sich die beiden genannten Bereich grundlegend: während die Behandlung eine medizinische Tätigkeit ist, die von Fachleuten durchgeführt wird, ist Prävention bei jedem einzelnen angesiedelt, d.h., jeder ist für seine Gesundheit selber mitverantwortlich.

Es stellt sich also die Frage, was ich selber tun kann, um möglichst gesund zu bleiben?

Wenn man in den gängigen Gesundheitsforen oder im Internet nachschaut, steht erstaunlicherweise die „gesunde“ bzw. mediterrane Ernährung immer im Vordergrund.

Dabei ist die Studienlage bezüglich des Nutzens einer Ernährungsumstellung keineswegs so eindeutig, wie oft behauptet. Viele Fragen sind offen.

Unbestritten dagegen ist jedoch - neben der Einstellung des Rauchens - der gesundheitsfördernde und -erhaltende Nutzen von körperlicher Betätigung.

Schon tägliche kurze Spaziergänge, bei denen man für sieben bis acht Minuten zügig geht, reduzieren das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 20 Prozent. Denn Bewegung senkt nachweislich den Blutdruck und den Cholesterinspiegel, große Risikofaktoren für die Entwicklung von Gefäßerkrankungen.

Zusätzlich vermindert körperliche Aktivität das Risiko, an Diabetes (Blutzuckerkrankheit), Demenz (Alzheimer Erkrankung) oder Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken und verhindert Stürze im Alter – eine häufige Ursache für Immobilität und Pflegebedürftigkeit. Und auch bei Menschen, die bereits unter einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems leiden, verhindert Bewegung eine rasche Verschlechterung. Zuletzt sorgt regelmäßige körperliche Bewegung dafür, dass Depressionen weniger leicht entstehen können bzw. nicht so häufig wiederkehren.

All das sind gute Gründe, sich mehr zu bewegen. Doch viele Menschen haben nach Feierabend häufig nicht die Zeit oder die Motivation, Sport zu treiben.

Dabei muss eigentlich nicht wirklich viel getan werden, ein Marathonlauf oder die Teilnahme an einem Triathlon sind überhaupt nicht notwendig. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt, fünfmal pro Woche für 30 Minuten moderat aktiv zu sein. Das können Sie bereits durch Gehen oder Radfahren erreichen. Faustregel: So zügig gehen oder Rad fahren, dass der Körper zwar ins Schwitzen gerät, Sie sich aber noch gut dabei unterhalten können. Da Sie die 30 Minuten nicht am Stück absolvieren müssen, sondern in Zehn-Minuten-Abschnitte aufteilen können, lässt sich dieses Bewegungsziel im Alltag in der Regel problemlos verwirklichen.

Es ist nur etwas guter Wille erforderlich – aber das sollte Ihnen Ihre Gesundheit wert sein.

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Dr. Franz-Ferdinand Kirchner
Dr. Franz-Ferdinand Kirchner

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