Die richtige Rehabilitation bei Amputation

Ein wichtiger Schritt zum eigenständigen Leben

Eine Amputation ist ein deutlicher Einschnitt im Leben eines Menschen. Sie bringt viele Veränderungen, Fragen, Sorgen und Ängste mit sich. In Deutschland gibt es kein Amputationsregister, das genaue Auskunft über die Häufigkeit von Amputationen geben könnte. Auf Grund von Erhebungen der gesetzlichen Krankenkassen weiß man jedoch, dass die Zahl der Amputationen im Bereich der Beine und Füße bei etwa 60.000 pro Jahr liegt.

Unter einer Amputation versteht man die Abtrennung von Gliedmaßen, Teilen von Gliedmaßen oder Weichteilen – entweder durch ein Trauma oder chirurgisch im Rahmen einer Operation. Eine chirurgische Entfernung ist dann medizinisch notwendig, wenn das Körperteil so schwer erkrankt oder geschädigt ist, dass es nicht erhalten werden kann. Ziel ist es einschneidende gesundheitliche Konsequenzen oder sogar den Tod abzuwenden.

Es gibt verschiedene Ursachen, die zu einer Amputation führen können. Bei jüngeren Menschen sind meist angeborene Fehlbildungen, Sport- und Verkehrsunfälle, Krebserkrankungen oder Infektionen der Grund. Bei älteren Menschen ist die Ursache meist eine Erkrankung des Gefäßsystems, wie z.B. die periphere arterielle Verschlusserkrankung (pAVK). In 80% der Fälle sind die unteren Gliedmaßen betroffen. In Folge der Durchblutungsstörung treten verstärkt Beschwerden auf, die bis zu Schmerzen im Ruhezustand führen können. Zu den Risikofaktoren zählen u.a. Bewegungsmangel, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes Mellitus, Adipositas und Fettstoffwechselstörungen.

Die medizinische Rehabilitation ist der erste wichtige Schritt zurück in ein eingeständiges Leben und genau an diesem Punkt setzt das Rehazentrum kerngesund! an. Mit einem neuen Rehabilitationsprogramm wird eine optimale Nachsorge der Patienten gewährleistet.

Zu den Inhalten der Rehabilitation stehen neben der Wundversorgung, auch die Aufklärung und Erläuterung der Therapieplanung bei einem persönlichen Beratungsgespräch. Es erfolgt die Weiterbehandlung im Bereich Physiotherapie mit unterstützender Medizinischer Trainingstherapie, die besonders im Vordergrund steht. Die Therapie wird individuell an den Patienten und seine aktuellen Leistungsfähigkeiten sowie seine psychische Verfassung angepasst und geplant.

Durch ein gezieltes Zusammenarbeiten der Ärzte, Orthopädietechniker, Physiotherapeuten und Sportwissenschaftler möchten wir dem Patienten einen optimalen und reibungslosen Heilungsprozess ermöglichen. Die wichtigsten Ziele sind dabei die Wiedererlangung der selbstständigen Fortbewegung und dieweitgehend beschwerdefreie Rückkehr ins gewohnte und alltägliche Umfeld.

In der ersten Phase der Therapie, die in der Regel acht Wochen umfasst, beginnt der Patient mit zwei Einheiten Physiotherapie in der Woche. Wichtige Inhalte derTherapie sind Gangschule, Massagetechniken, Koordinationstraining / Stabilitätstraining, Elektrotherapie, Gleichgewichtstraining, Spiegeltherapie Kontrakturprophylaxe, Atemgymnastik, Alltagstraining / Transfertraining und leichte Muskelkräftigung. Entsprechend des Leistungszustandes des Patienten erfolgt die ergänzende gerätegestützte Krankengymnastik an hochmodernen Trainingsgeräten für ein angepasstes und gezieltes Krafttraining. Nach Ablauf der ersten Phase erfolgt die Überleitung in den geplanten Reha-Sport. Anschließend bietet sich dem Patienten die Möglichkeit, als Selbstzahler seine Trainingserfolge zu festigen und weiter auszubauen.

Zusammengefasst kann der Patienten im Rehazentrum kerngesund! aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Therapiemöglichkeiten wählen, profitiert von einer barrierefreien Umgebung und wird durch ein hochqualifiziertes, interdisziplinäres Therapeutenteam bestmöglich betreut und versorgt. Zusätzlich besteht die besondere Möglichkeit seit Februar 2021, an einem speziell an Amputationspatienten orientierten Reha-Sport Kurs teilzunehmen. Dieser Kurs wird betreut durch die im Klinikum Wetzlar Leitende Oberärztin für Gefäßchirurgie Frau Dr. med. Claudia Ellert. Mit diesem neu geplanten Kurs soll die Gesundheit des Patienten in Bezug auf ein langfristiges und regelmäßiges Training weiter gefördert werden.

Aktuelle Ausgabe2/2024