Was tun bei Rheuma?

Eine Rheumaerkrankung kann in jedem Alter auftreten, auch Kinder können schon von rheumatischen Erkrankungen betroffen sein.

In der Regel treten neben Allgemeinsymptomen wie Müdigkeit und Abgeschlagenheit auch Gelenkschwellungen, Schmerzen in den Gelenken und eine Bewegungseinschränkung der betroffenen Gelenke auf. Nächtliche Ruheschmerzen und eine Morgensteife sind typische Beschwerden einer rheumatischen Erkrankung.
Meist werden bei solchen Beschwerden zunächst hausärztlicherseits Blutuntersuchungen und körperliche Untersuchungen durchgeführt.
Oft zeigen sich erhöhte Entzündungswerte im Blut, dann erfolgt die Überweisung zum Facharzt.
Bei einem akuten Schub der Erkrankung im Rahmen der Erstmanifestation ist es häufig auch sinnvoll den Patienten in ein Fachkrankenhaus einzuweisen.

Im Rahmen einer rheumatologischen Untersuchung wird dann versucht, eine genaue Diagnose zu stellen. Das ist meist recht komplex, da es über 400 verschiedene rheumatische Erkrankungen gibt und Rheuma auch innere Organe betreffen kann.

Einer Rheumaerkrankung liegt eine Fehlfunktion des Immunsystems zugrunde. Das Abwehrsystem greift körpereigene Strukturen an, dadurch können strukturelle Schädigungen an Knochen, Wirbelsäule, Gelenken, Sehnen, Drüsen, Gefäßen und vielen anderen Körperstrukturen auftreten.

Wenn zum Beispiel im Rahmen einer entzündlichen Gelenkrheumaerkrankung die Gelenke von Entzündungsgewebe zerstört wird können diese Defekte im Gelenk nicht wieder vom Körper repariert werden.

Daher ist es entscheidend rheumatische Erkrankungen früh zu erkennen und konsequent zu behandeln. Dazu ist es erforderlich mit Medikamenten einerseits den Schmerz und die Entzündung zu unterdrücken, andererseits aber auch die Fehlfunktion des Immunsystems zu beeinflussen. Medikamente, die dazu in der Lage sind, immunmodulatorische Korrekturen zu ermöglichen, haben sich in den vergangenen 20 Jahren sehr stark weiterentwickelt. Es gibt mildere medikamentöse Therapien oder auch sehr starke Therapieansätze. Je nach Krankheitsausprägung wird rheumatologischerseits eine individuelle Therapie ausgewählt. Auch Begleiterkrankungen, Alter und persönliche Wünsche und Vorstellung fließen in die Therapieentscheidung mit ein. Wichtig ist eine gute Aufklärung über die Erkrankung und die notwendige Therapie, da sowohl die Erkrankung als auch die Medikamente den Betroffenen meist lebenslang begleiten.

Ebenso wichtig ist, dass eine begleitende Therapie zur Erhaltung der Beweglichkeit der Gelenke oder der Wirbelsäule erfolgt. Physiotherapie, manuelle Therapie, Ergotherapie, Wassergymnastik, Thermotherapie kühlende Umschläge sind nur eine kleine Auswahl von dem was möglich ist, um Patienten mit Rheuma zu unterstützen.
Auch Ernährungsberatung und psychologische Unterstützung sind sinnvoll. Die Anbindung an Selbsthilfegruppen (wie zum Beispiel die Rheumaliga) ist wertvoll und ratsam.

Patienten mit Rheuma werden in regelmäßigen Abständen fachärztlich rheumatologisch untersucht, um Sicherheitskontrollen unter den medikamentösen Therapien durchzuführen und um den Verlauf der Erkrankung zu kontrollieren. Die Behandlung wird dabei immer wieder an den Krankheitsverlauf angepasst. Die Betreuung durch einen Rheumatologen und die Modulation der Therapie erfolgen meist über Jahre und beinhalten auch Beratung in speziellen Lebenssituationen wie bei Kinderwunsch oder in der Schwangerschaft, oder beim Auftreten von Begleiterkrankungen.

Rheumatische Erkrankungen verlaufen meist in Schüben, dabei wechseln sich Phasen mit hoher Krankheitsaktivität mit Phasen geringerer Krankheitsaktivität ab. Idealerweise kann unter der Therapie auch ein Stillstand der Krankheitsaktivität erreicht werden.
In akuten Schüben der Rheumaerkrankung ist es zielgerecht Patienten im Fachkrankenhaus stationär zu behandeln. Die unmittelbare Einflussnahme auf die akute Entzündung und die schnelle begleitende physikalische Therapie sind unerlässlich, um die Gelenkfunktion aufrecht zu erhalten und können sehr erfolgreich in einem Rheumakrankenhaus durchgeführt werden.

Bei rheumatischen Erkrankungen besteht die Möglichkeit in gewissen Abständen (zwischen 2-4 Jahren) Rehabilitationsmaßnahmen zu beantragen. Meist steht dabei der Erhalt oder die Gefährdung der Arbeits- und Berufsfähigkeit im Mittelpunkt. Ebenso kann nach Operationen eine rehabilitative Anschlußheilbehandlung erfolgen.
Wenn durch das Fortschreiten der Erkrankung eine Operation an den betroffenen rheumatisch veränderten Gelenken erforderlich ist, sollte eine Absprache von Operateur und Rheumatologen stattfinden, da die Einnahme der Medikamente und das Vorgehen vor und nach der Operation schon im Vorfeld festgelegt werden sollten.

Insgesamt haben sich die Therapiemöglichkeiten bei rheumatischen Erkrankungen in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert. Rheuma bleibt gleichwohl eine chronische Erkrankung, die den Betroffenen meist lebenslang begleitet. Durch eine individuelle an den Krankheitsverlauf angepasste Therapie ist jedoch heute meist ein günstiger Verlauf zu erreichen.

Über den Autor

Katrin Storck-Müller
Katrin Storck-Müller
Rheumazentrum Mittelhessen, Bad Endbach

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