Spielen ja, aber wo?

Eine Studie der DAK (https://www.dak.de/dak/gesundheit/dak-studie-gaming-social-media-und-corona-2295548.html#/), welche die Internetnutzung und Gaming Zeiten untersucht hat kommt zu dem Ergebnis, dass bei fast 700.000 Kindern und Jugendlichen das aktuelle Gaming riskant oder pathologisch ist. Im Vergleich zum Herbst 2019 nehmen die Spielzeiten unter dem Corona Lockdown werktags um bis zu 75 % zu. Ob diese Veränderung auch über die Corona Pandemie Zeiten hinaus Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen hat, müssen sicherlich Längsschnittuntersuchungen zeigen.

Eltern sind mit dieser Situation oft überfordert. Einerseits können und wollen sie nicht ständig kontrollieren, andererseits haben sie Verantwortung. Home Office, Home Schooling da entsteht schnell auch einmal Home Frust! Und das bei Beiden, Eltern, wie Kindern und Jugendlichen. Spezielle Programme um bestimmte Inhalte zu sperren, Zeitbegrenzungen und individuelle Vereinbarungen sind gut und richtig, aber wie fit sind Sie als Eltern? Es ist keine Schande zuzugeben, dass oft schon ein Zehnjähriger mehr Computerkompetenz besitzt als ein um Jahrzehnte älterer „Erzieher“!

Wir müssen uns jedoch auch bewusst sein, dass neben den psychischen Auswirkungen auf die „Spieler“ auch körperliche Folgen wie ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus, Ein -und Durchschlafstörungen, sowie mitunter auch Fehlernährung bei exzessivem Konsum digitaler Medien vorkommen können. Dementsprechend ist es wichtig zu versuchen schon bevor entsprechende Symptome auftreten Grenzen zu setzen. Aber wie? Erfahrungsgemäß stellt das Gaming im Internet gerade für junge heranwachsende Männer eine besondere Verführungssituation dar. Sich in unterschiedlichen Rollen mit anderen zu messen, wo man ja sowieso aktuell wenig Möglichkeiten hat sich mit Gleichaltrigen in irgendeiner Art und Weise zu „reiben“, ist eine große Herausforderung. Im Internetspiel ein höheres Level zu erreichen, ist ebenfalls oftmals viel verlockender als die Aufgaben des Home-Office, der sinnvollen Ernährung oder auch der freundschaftlichen Kommunikation auf allen anderen möglichen Ebenen. Heißt demnach: “Wo könnten Alternativen lauern, die auch trotz der schwierigen Rahmenbedingungen umsetzbar sind?“

Eine schwierige Frage, welche nur zusammen mit den „Usern“ geklärt werden kann. Manchmal ist Sport, alleine, zu zweit, oft eben auch draußen, Musik als „Konsum“ oder auch selbst praktiziert und selbst online auch teilbar und gegenseitig wie ein Puzzle zusammensetzbar, oder noch ganz andere Dinge denkbar. Klar, je jünger Kinder sind, desto mehr müssen Eltern Vorschläge unterbreiten, motivieren und eben auch „Grenzen setzen“. Pubertät ist sicherlich auch in diesem Kontext für alle eine Herausforderung – „ich weiß, was gut für mich ist!!!“

Vielleicht lassen Sie sich auch einmal „einladen“ zu schauen, was so fesselnd an dem jeweiligen Gameing ist. Nur WLAN kappen und gar nicht genau wissen, was eigentlich gespielt wird ist nicht wirklich angesagt und provoziert sehr viel Widerstände – aber, selbst das ist manchmal wichtig!

Über den Autor

Dr. Thomas Klein
Dr. Thomas Klein
Dr. Thomas Klein
Stellv. Geschäftsführer Fachverband Sucht e.V. Bonn

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