Traditionelle Chinesische Medizin –
Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin?

In Deutschland hat die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in den vergangenen Jahren einen gewissen Stellenwert in unserer medizinischen Versorgung eingenommen. Mit der TCM werden in der Regel Akupunktur und Kräuterkunde assoziiert. Jedoch bietet die TCM sehr viel mehr.

Die wesentlichen Unterschiede zwischen TCM und Schulmedizin

Die Diagnose, der in der westlichen Hemisphäre gelehrten Schulmedizin basiert weitgehend auf bei Untersuchungen apparativ erhobenen Daten, die dokumentiert und im Rahmen der Befundung interpretiert werden. Die Diagnose beschreibt, ob und in welchem Grad eine organische Veränderung vorliegt.

In der TCM spielt das energetische Gleichgewicht eine wesentliche Rolle. Das Befinden des Patienten geht in die Beurteilung der in der Regel manuell erhobenen Untersuchungsbefunde mit ein und die Diagnose wird als energetische Entgleisung dargestellt.

Die fünf Säulen der TCM

In der Literatur sind die folgenden fünf Säulen der TCM aufgeführt.

1. Chinesische Arzneimitteltherapie

2. Akupunktur, Akupressur und Moxibustion

3. Massagetechniken (z. B. Tuina, Anmo)

4. Bewegungstherapien (z. B. Qi Gong, Taiji)

5. Ernährung, Diätetik

Qi Gong

In dieser Ausgabe möchte ich auf die Bewegungstherapie im Rahmen der TCM eingehen.

Qi Gong kann mit „Arbeit an der Energie“ übersetzt werden. Nach der Philosophie der chinesischen Medizin wird jeder Mensch mit einem Grundreservoir an Lebensenergie Qì geboren. Durch das tägliche Leben verbrauchen wir ständig Qì. Stress, ungesunde Lebensführung und Verletzungen zehren dieses Reservoir zusätzlich in einem hohen Maße aus. Gerät der Fluss des Qì über längere Zeit aus dem Gleichgewicht, kommt es zu Krankheiten und gesundheitlichen Störungen. Der Mensch besitzt die Fähigkeit, durch sein Verhalten auf das Qì einzuwirken, indem er Ungleichgewichte ausgleicht, Qì aufbaut und im Körper speichert. Aus den Energiespeichern kann das Qì bei Bedarf freigesetzt werden.

Qi Gong umfasst alle Übungen, mit denen der Mensch seine Lebensenergie Qì selbst beeinflussen kann. Durch eine spezielle Atemführung, bestimmte Körperhaltungen und Bewegungsabläufe, meditative Konzentration und bewusstes Steuern und Leiten des Qì durch Gedankenkraft ermöglichen die einzelnen Übungen, das Qì im eigenen Körper zu leiten, Blockaden zu lösen und auf diese Weise Krankheiten vorzubeugen oder diese zu behandeln. So kann Qi Gong zur Prophylaxe, Therapie, Stärkung von Körper und Geist, Prävention vorzeitigen Alterns und Förderung eines langen Lebens eingesetzt werden. Der Aufbau der Übungen erlaubt das Praktizieren bis ins hohe Alter.

Wirkung des Qi Gong

Die Wirkung des Qi Gong beruht auf der Bewegung. Die Bewegungsabläufe stimulieren gezielt Reizpunkte der zwölf Meridiane (energetische Leitbahnen, die Organen zugeordnet sind) und der acht außerordentlichen Meridiane („Wundermeridiane“ oder „Gefäße“, die als zusätzliches Energiereservoir dienen). Die Stimulation erfolgt durch wechselnde Spannungs- und Entspannungsphasen bei den Bewegungsabläufen. Dabei kommt es darauf an, dass der Übende die Bewegungsabläufe langsam und exakt ausführt. Im Laufe des Trainings werden diese Übungen bewusst ausgeführt, wobei eine ruhige Atmung an den Bewegungszyklus angepasst wird. Werden die bewussten Bewegungsabläufe mit angepasster ruhiger Atmung beherrscht, erfolgt zusätzlich die Konzentration auf bestimmte Energiepunkte und -zentren des Körpers bei jeder Übung.

Über den Autor

Dr. med. Georg Forster
Dr. med. Georg Forster

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Aktuelle Ausgabe04.04.