Sprunggelenksarthrose

Das Sprunggelenk ist das Gelenk zwischen Fuß und Unterschenkel. Wir unterscheiden das obere vom unteren Sprunggelenk. Erstes ist für die Beugung und Streckung des Fußes verantwortlich, während das untere Sprunggelenk die Seitneigung des Fußes ermöglicht.

Viele Menschen bekommen im Laufe ihres Lebens Verschleißerscheinungen an Gelenken, dabei ist das Sprunggelenk aber nur selten betroffen (<1 %). Denn es ist viel besser an Druckbelastungen angepasst, als zum Vergleich das Kniegelenk. Meistens kommt es nach Verletzungen oder einer rheumatischen Erkrankung zu einer solchen Arthrose im Sprunggelenk (s. Abb. 1). Oft liegt der Beginn schon Jahre oder Jahrzehnte zurück.

Symptome:

Typisch sind der schleichende Beginn mit Anlaufschmerzen, belastungsabhängigen Schmerzen bis hin zum Reiben im Gelenk und zunehmender Fehlstellung des Fußes. Werden die Fehlstellungen nicht richtig behandelt können auch Knie- und Hüftgelenk, ja sogar die Wirbelsäule geschädigt werden.

Erforderliche Untersuchungen:

Die Diagnose einer Sprunggelenksarthrose wird durch eine gründliche Anamnese und klinischen Untersuchung und unter Berücksichtigung von Röntgen- und Magnetresonanztomographie (MRT)-Bildern gestellt. Um mögliche Fehlstellungen zu erkennen, werden Röntgenbilder unter Belastung angefertigt und genau analysiert (s. Abb. 2).

Für eine Prothese müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Bei Knochenbrüchen oder schweren Bandverletzungen in der Vorgeschichte, bei Knochenschäden (Osteonekrose) im Sprungbein (wo die Prothese sich verankern soll), oder bei starker Belastung im Beruf ist die Versteifung häufig die bessere Wahl. Letztlich kann dies aber erst in einem persönlichen Gespräch geklärt werden. Vor einer Sprunggelenksoperation, ganz besonders bei einer Versteifung, sollte bei einem erfahrenen Arzt eine Zweitmeinung eingeholt werden.

Therapie:

In vielen Fällen können die Beschwerden ohne Operation behandelt werden, mit Einlagen und Anpassungen der Schuhe, manchmal mit speziellem orthopädischen Schuhwerk. Und ergänzend mit krankengymnastisch-physikalischen Maßnahmen.

Ist das Gelenk so stark geschädigt, dass eine gelenkerhaltende Operation ausscheidet, bleiben nur zwei Möglichkeiten. Entweder eine Versteifung des Gelenkes (Arthrodese) oder die Implantation einer Bewegungserhaltenden Sprunggelenksprothese. Häufig wird eine Arthrodese auch dann empfohlen, wenn nach unserer klinischen Erfahrung noch ein gelenkerhaltendes Vorgehen möglich gewesen wäre. Denn viele Orthopäden und Unfallchirurgen sind mit den speziellen Anforderungen mit Sprunggelenksprothesen nicht vertraut.

In der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKGM Gießen wird eine moderne Prothese der 3. Generation verwendet (s. Abb. 3). Hierbei werden die beiden Gelenkflächen durch metallische Implantate ersetzt und dazwischen ein beweglicher Gleitkern eingeschoben. Wird die Prothese zementfrei implantiert, muss sie in den Knochen einheilen. Nach dem ca. 1 ½-stündigen Eingriff erfolgt eine Ruhigstellung des Gelenkes und nach Abschwellen die Anlage eines Gipsverbandes oder einer Unterschenkelorthese.

Manchmal sind Begleiteingriffe sinnvoll, um das Ergebnis einer Sprunggelenksprothese weiter zu verbessern. Dies können Korrekturen an Knochen, Sehnen und Bändern sein, damit das neue Gelenk in einer möglichst natürlichen Position einheilen und benutzt werden kann. Solche Eingriffe können auch ohne den Ersatz des Gelenkes durchgeführt werden und dienen dann vielleicht sogar dazu eine Prothesenversorgung um Jahre zu vermeiden.

Die Aufenthaltsdauer im Krankenhaus beträgt etwa 5-7 Tage. Bis zur Wundheilung ist eine vorsichtige Mobilisation in einem speziellen Schuh (Vacoped®) oder Gipsverband mit geringer Belastung an Unterarmgehstützen empfohlen. Dies dient zum Schutz vor Umknicken in der ersten Gewöhnungsphase an ihre neue Sprunggelenksprothese. Nach 6-8 Wochen wird eine erneute Röntgenkontrolle durchgeführt und über den weiteren Belastungsaufbau und die Schuhversorgung gesprochen: Krankengymnastik und Lymphdrainage sind wichtige Bestandteile der Behandlung. Anfangs ist die Lymphdrainage wichtiger als die Bewegungstherapie. Regelmäßige Wundkontrollen werden nach einem Sprunggelenksersatz routinemäßig durchgeführt, um Wundheilungsstörungen frühzeitig zu erkennen. Diese können auch bei sorgfältiger und schonender Operation teilweise auftreten.

Langzeitstudien Studien zeigen, dass nach 10 Jahren noch rund 80% der Prothesen funktionieren. Die Haltbarkeit einer Sprunggelenksprothese hängt ganz stark von den Lebensgewohnheiten des Patienten ab. Im Prinzip sind alle Sportarten auch mit einer Prothese möglich.

Risiken der Operation:

Bei der Operation sind neben den Risiken, wie sie bei jeder Operation auftreten können auch spezielle Risiken zu beachten. Angefangen bei verzögerter Wundheilung, über Bewegungseinschränkungen durch eine kurze Achillessehne oder Verknöcherungen der Kapsel um die Prothese, bis hin zu Verschleiß des Kunststoffkerns (PE-Kern) oder dem Einsintern der Prothese bei osteoporotischem Knochenverlust. Daneben besteht immer die Gefahr, dass sich bei schweren Infektionen Bakterien an der Prothese festsetzen. Deshalb sollen Menschen mit künstlichen Gelenken früh mit einem Antibiotikum bei entsprechenden Erkrankungen geschützt werden.

Bei richtiger Indikation ist die Sprunggelenksprothese eine sehr gute Therapieoption bei schwerer Arthrose des oberen Sprunggelenkes.

In der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie des Universitätsklinikums Gießen wird pro Jahr eine große Anzahl dieser Operationen durchgeführt. In der Hüft- und Fußsprechstunde besprechen wir gemeinsam Beschwerden, Befunde und ob die Indikation für einen operativen Eingriff bereits besteht oder noch weitere Untersuchungen erforderlich sind. Ebenso ob es noch Therapiemöglichkeiten gibt, die eine Operation vermeiden lassen und die Beschwerden lindern kann.

Wenn Sie Fragen zu dieser oder einer anderen Problematik an ihrem Sprunggelenk haben, können Sie sich gerne an mich oder Chefarzt Prof. Dr. Dr. Heiß wenden.

Fuß- und Rheumasprechstunde freitags 08:00 – 13:45, nach Termin

Über den Autor

Dr. med. Christoph Biehl
Diakon, Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
UKGM Gießen

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