Corona Krise:
Gefahren für Nichtschwimmer und auch Schwimmer steigend

Ertrinken zählt im Kindesalter zu den häufigsten Todesursachen

Die Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) hat mitgeteilt, dass eine Million Kinder 2020 nicht zu sicheren Schwimmern ausgebildet wurden.

Das „Element Wasser“ birgt für Schwimmunkundige eine sehr große Gefahr. Die Beantwortung der Frage „Wie bewerten Sie ihre eigene Schwimmfähigkeit“, zeigt schon vor der Corona-Krise eine bedenkliche Zahl, denn die Hälfte der Bevölkerung bezeichnet sich als Nichtschwimmer beziehungsweise nur unsicherer Schwimmer.

Das bedeutet, mehr als die Hälfte der Befragten ist im Wasser unsicher oder kaum in der Lage, sich selbst zu retten!

Wegen Corona blieben viele Schwimmbäder geschlossen, Kurse fielen aus. Immer weniger Menschen können schwimmen, immer mehr Bäder müssen schließen.

Das »Element Wasser« sei in der Pandemie unterschätzt worden, sagt die Ex-Profischwimmerin Franziska van Almsick – und warnt vor den Folgen, vor allem für Kinder.

„Übermut tut selten gut“ und der vermeidbare Sprung in den Rollstuhl

Nach den monatelangen Einschränkungen lockt bei Sommersonne und blauen Himmel das Wasser. So schnell wie möglich „hinein“!

Das Unterschätzen der Wassertiefe besonders in unbekannten Seen ist für gute Schwimmer eine große Gefahr, wenn das „Vergnügen“ mit einem Hechtsprung beginnt. Der „Genickbruch“, die Verletzung der oberen Halswirbelsäule kann sogar sofort tödlich sein, die hohe Querschnittslähmung ist fatal.

Geh'  nicht tiefer ins Wasser, als du schwimmen kannst

Die meisten kleinen und großen Kinderunfälle sind mit lautem Geschrei verbunden. Der Lärm alarmiert die Eltern und hat Signalwirkung. Die große Gefahr beim Ertrinken ist, dass genau diese Warnung fehlt.

Für Kinder jeden Alters ist der Umgang mit dem „nassen Element“ ein wahres Vergnügen. Der frühe vertraute Umgang mit Wasser nimmt ihnen die Scheu und lässt sie später zu sicheren Schwimmerinnen und Schwimmern werden. Das macht nicht nur Spaß, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein Ihres Kindes. Es fühlt sich sicher, stark und fit und kann im Vertrauen auf die eigenen Kräfte Gefahrensituationen im Wasser, aber auch im Alltag leichter und schneller begegnen. Diese Aufgabe dürfen wir aber nicht allein den Schulen aufbürden. Werden Sie, liebe Eltern, eigeninitiativ und ebnen Sie Ihren Kindern den für ihre Entwicklung wichtigen sportlichen Weg. Bringen Sie Ihren Kindern schon frühzeitig selbst das Schwimmen bei, in den Freibädern und Schwimmhallen werden Sie tatkräftig von den Rettungsschwimmern der DLRG unterstützt.

Gefahr erkannt …

Gerade jüngere Kinder geraten nicht nur an Seen und offenen Gewässern in Gefahr. Auch Swimmingpools, Kinderbecken in Freibädern und flache Gartendeiche bergen Risiken. Kleinkinder verlieren unter Wasser schnell jegliche Orientierung. Ihr Kopf ist im Verhältnis zum Körper sehr schwer und die Muskulatur ist noch ungeübt. Sie können selbst bei geringer Wassertiefe den Kopf nicht eigenständig aus dem Wasser heben. Kleine Kinder unternehmen keine Selbstrettungsversuche, sie ertrinken nahezu geräuschlos.

Ältere Kinder überschätzen sich häufig, sie unterschätzen die Gefahren und das Risiko. Sprünge in zu flaches Wasser, weites Hinausschwimmen und abtreibende Strömungen zählen laut DLRG zu den Hauptursachen für Ertrinkungsunfälle. Sind Gewässer unbewacht, so steigt die Unfallgefahr beträchtlich an.

Im Notfall sofort 1.Hilfe leisten (Wiederbelebung)

86 Prozent der Todesfälle ereigneten sich der DLRG zufolge an ungesicherten Badestellen wie Flüssen, Bächen und Seen, denn sie werden in den seltensten Fällen von Rettungsschwimmern bewacht.

Wird ein Kind oder Erwachsener bewusstlos aus dem Wasser gezogen, muss sofort die Atmung überprüft werden. Funktioniert die Atmung, wird in der stabilen Seitenlage gelagert.

Besteht Atemstillstand, sofort auf den Rücken legen und mit der Mund-zu-Mund-Beatmung (oder wenn dies nicht möglich ist, mit der Mund-zu-Nase-Beatmung) und einer Herzdruckmassage beginnen, sowie den Rettungsdienst rufen.

 

Badetips der DLRG für Nichtschwimmer und Schwimmer:

Kühle Dich ab, ehe Du ins Wasser gehst und verlasse das Wasser sofort, wenn Du frierst!

Nur springen, wenn das Wasser unter Dir tief genug und frei ist!

Schifffahrtswege, Buhnen, Schleusen, Brückenpfeiler und Wehre sind keine Schwimm –und Badezonen!

Überschätze im freien Gewässer nicht Kraft und Können!

Schwimmen und Baden an der See ist mit besonderen Gefahren verbunden!

Unbekannte Ufer bergen Gefahren

Verunreinige das Wasser nicht und verhalte Dich hygienisch!

Ziehe nach dem Baden das Badezeug aus und trockne dich ab!

Meide zu intensive Sonnenbäder!

Geh’ nicht tiefer ins Wasser, als du schwimmen kannst

 

Einhalten der Baderegeln der DLRG

Nimm Rücksicht auf andere Badende, besonders auf kleine Kinder!

Als unsicherer Schwimmer nur bis zur Brust ins Wasser gehen!

Verwende nur sichere Schwimmhilfen (Gütesiegel), Badetiere sind als „Schwimmhilfe“ ungeeignet und auch gefährlich!

Bringe andere Schwimmer nicht durch Stoßen und Untertauchen in Gefahr!

Verlasse beim Auftreten von Übelkeit oder Schwindelgefühl sofort das Wasser!

Meide sumpfige und pflanzendurchwachsene Gewässer!

Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich!

Rufe nie aus Spaß um Hilfe aber hilf anderen, wenn sie in Not sind!

Über den Autor

Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold
Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold
Aktuelle Ausgabe2/2024