Homeoffice

besser oder schlechter- vielleicht einfach anders

Immer häufiger haben Beschäftigte die Situation ihre Arbeit im Format Homeoffice zu erbringen. In diesem Artikel sollen die damit verbundenen Aspekte näher beleuchtet werden.

  1. eigener Wunsch oder Wunsch des Arbeitgebers

Die Einstellung zum Homeoffice wird schon wesentlich dadurch charakterisiert, ob das eine eigene Entscheidung, beziehungsweise ein eigener Wunsch oder die Aufforderung durch den Arbeitgeber ist. Als eigener Wunsch habe ich mich mit der Situation im Vorfeld schon intensiver auseinandergesetzt, vielleicht auch schon einen Plan dazu, als Direktion durch den Arbeitgeber, muss ich mich, egal wie die Situation zu Hause ist, darauf einstellen.

  1. technische Voraussetzungen

Wird die technische Ausstattung vom Arbeitgeber gestellt? Muss ich meine eigenen Möglichkeiten einsetzen? Wie ist die Übertragungsgeschwindigkeit zu Hause hinsichtlich der Möglichkeit über das Internet direkt auf den Server in meinem Arbeitsbereich zu zugreifen? Eine Reihe von Fragen die im Vorfeld geklärt werden sollten. Mitarbeiter*innen die sehr kurzfristig mit dieser Situation konfrontiert werden, haben längere Anlaufzeiten effektiv zu arbeiten.

  1. sonstige, zum Beispiel räumliche Voraussetzungen

Gerade unter dem Aspekt Gesundheit sind die sonstigen Voraussetzungen auf unterschiedlichen Ebenen sehr entscheidend für die Frage der Belastung durch Homeoffice. Sind zu Hause die Möglichkeiten gegeben an einem separaten Arbeitsplatz mit entsprechend großem Bildschirm, entsprechenden Lichtverhältnissen, einem adäquaten Stuhl etc. vorhanden oder findet die Arbeit mehr oder weniger am Esstisch statt? Während am Arbeitsplatz die Vorschriften, die der Arbeitgeber entsprechend den Vorgaben der Berufsgenossenschaft zu gewährleisten hat gelten, schaut zu Hause danach wahrscheinlich kaum jemand.

  1. zusätzliche Belastungen

Als zusätzliche Kriterien bei der Frage nach der Belastung durch Homeoffice sind Fragen wie, „befinden sich Kinder im Haushalt die ebenfalls im Homeschooling sind“, eventuell zu betreuende hilfsbedürftige Personen, „die können ja mit betreut werden, weil man ja zu Hause ist“, „zwischendurch einkaufen oder kochen“, anders zu regeln, als wäre man zu fest definierten Zeiten außer Haus auf der Arbeit.

  1. soziale Kontakte

Soziale Kontakte spielen für unser psychisches Wohlbefinden eine herausragende Rolle. Vorausgesetzt, dass die Atmosphäre auf der Arbeit angenehm ist, stellen die sozialen Kontakte in der Arbeitswelt eine oft unterstützende und positive Situation dar. Homeoffice bedeutet oftmals die sozialen Kontakte auf Telefonate und Videokonferenzen zu begrenzen. Für wirklich sozialen Kontakt ist dies kein Ersatz. Bei belastenden Arbeitssituation kann die Möglichkeit der Durchführung von Homeoffice jedoch auch entlastend und als positiv erlebt werden.

  1. Suchtmittelkonsum

Gerade Personen, die aus unterschiedlichen Gründen heraus psychisch belastet und im Homeoffice allein sind und schon früher erfahren haben, dass Alkohol ihre psychische Belastung für einen Moment positiv verändert, sind gefährdet diese scheinbare Lösungsmöglichkeit öfter zu praktizieren. Eine Reihe von Untersuchungen haben gezeigt, dass gerade zurzeit der Pandemie diejenigen, die schon vorher Alkohol als Problemlöser eingesetzt haben, dies jetzt in verstärktem Maße praktizieren. Die soziale Kontrolle am Arbeitsplatz ist nicht mehr vorhanden, die Schwelle zwischendurch zu konsumieren, wird sehr viel geringer.

  1. Grenzen finden

Eine Reihe von Untersuchungen haben gezeigt, dass viele Mitarbeiterrinnen im Homeoffice defacto mehr arbeiten als direkt am Arbeitsplatz. Gerade dann, wenn die Fähigkeit zur eigenen Strukturierung nicht entsprechend ausgeprägt ist, wird oft über die zeitlichen Grenzen hinaus gearbeitet. Vor allem auch dann, wenn zwischendurch andere Tätigkeiten vollbracht werden, entsteht oft ein schlechtes Gewissen nicht genügend gearbeitet zu haben, was dann zum Beispiel in den Abendstunden noch nachgeholt wird. Unter dem Strich ist die Arbeitszeit dann größer.

  1. Unterforderung und Langeweile

Nicht immer sind die Arbeitsaufträge für das Erledigen im Homeoffice sowohl zufrieden stellend als auch bezogen auf die Arbeitszeit wirklich ausfüllend. Einerseits sich offiziell in einer Arbeitszeit befinden, andererseits jedoch keine Arbeit haben, provoziert Konflikte und ausweichendes Verhalten. Die Vorgaben des Arbeitens am Computer werden nicht selten dann durch alternative Beschäftigungen am Computer (Computerspiele oder Datteln) kompensiert. Eine wirklich ausgefüllte Arbeit sieht letztendlich anders aus.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass durch das Homeoffice eine Reihe von körperlichen Problemen z.B. orthopädische Beeinträchtigungen durch nicht angepasste Arbeitsbedingungen und vor allem psychischen Problemen entstehen können. Den Arbeitgebern obliegt die dringende Pflicht die Situationen regelmäßig zu hinterfragen und pandemiebedingte Schutzmaßnahmen und individuelle Belastungen abzuwägen.

Unterstützende Regeln für ein Arbeiten im Homeoffice

  1. Erstellen Sie sich selbst einen festen Zeitplan mit einem regelmäßigen Beginn, möglichst übereinstimmenden ausreichenden Pausen und vor allem einer definierten zeitlichen Grenze.
  2. Wenn möglich, schaffen Sie sich eine räumliche Situation, die für den Bereich des Homeoffice klar definiert ist.
  3. Vereinbaren Sie mit weiteren Mitgliedern Ihres Haushaltes, sofern die zur gleichen Zeit zu Hause sind, feste zeitliche Korridore, in denen Sie möglichst nicht gestört werden.
  4. Vereinbaren Sie mit ihrem Arbeitgeber klare definierte zeitliche Korridore, wann Sie zu erreichen sind. Außerhalb dieser Zeiten sollte nur private Kontakte gepflegt werden.
  5. Begrenzen Sie sich während ihrer Arbeit im Homeoffice zu Ihren Arbeitszeiten nur auf Inhalte, die mit Ihrer Arbeit zu tun haben. Ein paralleles Arbeiten auf verschiedenen Ebenen stellt eine zusätzliche psychische Belastung dar.
  6. Vereinbaren Sie mit ihrem Arbeitgeber regelmäßige Rückmeldungen, in denen Sie Ihre Erfahrungen mit dem Format mitteilen können und entsprechende Veränderungen gemeinsam besprechen können.

 

Über den Autor

Dr. Thomas Klein
Dr. Thomas Klein
Dr. Thomas Klein
Stellv. Geschäftsführer Fachverband Sucht e.V. Bonn

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