Sehstörungen bei M. Parkinson Teil III

Störungen der Augen- und Pupillenmuskulatur

Unsere Augen werden auf jeder Seite von sechs Muskeln bewegt. So können wir nach oben, unten und zur Seite sehen, auch halbkreisförmige und schräge Bewegungen nach oben und unten sind möglich. Dabei sendet jedes Auge ein eigenes Bild an das Gehirn. Gesunde Augen bewegen sich stets exakt parallel und im gesunden Gehirn werden die beiden Bilder zu einem einzigen dreidimensionalen Bild zusammengeführt (räumliches Sehen oder Stereosehen).

Wenn wir lesen, bewegen sich die Augen aufeinander zu, um scharf sehen zu können (Konvergenz), zeitgleich verengt sich die Pupille. Sehen wir in die Ferne, bewegen sich die Augen voneinander weg und die Pupille wird größer. Das sorgt dafür, dass wir sowohl in der Nähe als auch in der Ferne scharf sehen können.

Wir unterscheiden zwischen langsamen Bewegungen der Augen, wenn wir ein Objekt verfolgen (langsame Augenfolgebewegungen), und schnellen Augenbewegungen (Blicksprünge oder Sakkaden).

Bei Patienten mit Parkinson-Syndromen kann es sowohl zu einer Verlangsamung der langsamen Augenfolgebewegungen als auch der Blicksprünge kommen (Bradykinese oder Hypokinese). Besonders typisch ist jedoch eine Schwäche der Augen beim Scharfstellen, also bei der Konvergenz. Diese ist bereits in den ersten Krankheitsjahren zu beobachten. Der Neurologe untersucht diese Augenbewegung, in dem er den Patienten bittet, auf einen Stift zu schauen. Dann bewegt er diesen aus etwa 50 cm Entfernung langsam auf den Patienten zu. Dieser muss, um den Stift in jeder Entfernung scharf sehen zu können, die Augen aufeinander zu bewegen. Auf der von der Krankheit mehr betroffenen Seite ist dies jedoch nicht möglich, was beim Patienten zu Verschwommensehen führt, häufig auch als Schwindel wahrgenommen. Der Blick nach oben oder unten kann im Verlauf ebenfalls beeinträchtigt sein (Blickparese). Tendenziell schauen wir im Alltag häufiger nach unten als nach oben, nicht selten unbemerkt, z.B. beim Treppen steigen. Ist durch die Blickparese nach unten die Wahrnehmung verändert, äußert sich dies ebenfalls in Form von Schwindel. Bei einer atypischen Verlaufsform ist die Blicklähmung nach unten ein charakteristisches Symptom der Erkrankung (fortschreitende Blicklähmung oder progressive supranukleäre Blickparese, kurz PSP). Außerdem werden Fehlstellungen der Augen nach oben, unten oder nach der Seite beschrieben.

Wie oben bereits erwähnt, bewegt sich die Pupillenmuskulatur zeitgleich beim Blick in die Nähe oder Ferne. Zudem weitert sich die Pupille im Dunkeln und verengt sich im Hellen. Auch diese Anpassungsfunktion der Pupille kann beeinträchtigt sein, insbesondere bei der oben bereits genannten PSP. Patienten mit PSP haben auf beiden Seiten sehr kleine Pupillen (Miosis). Sie tragen aufgrund der damit verbundenen erhöhten Lichtempfindlichkeit häufig eine Sonnenbrille. Bei Patienten mit einem M. Parkinson ist die Pupillengröße oft asymmetrisch, was das Sehvermögen im Dunkeln zusätzlich erschwert. In einigen Studien wird ein Augentremor nachgewiesen, den man jedoch nicht ohne diagnostische Geräte sehen kann.

Zusammenfassend werden alle typischen motorischen Krankheitssymptome auch im Bereich der Augen beschrieben. Sie führen zu einer Einschränkung der Sehfähigkeit, welche als Verschwommensehen oder auch als Doppelbilder wahrgenommen werden. Der daraus resultierende Schwindel führt zu einer Verminderung der Gangsicherheit und zu einer erhöhten Sturzgefahr.

Ein Training der Augenmuskulatur sollte die täglichen Bewegungsübungen ergänzen, welche für Parkinson-Patienten ebenso wichtig sind wie ihre Medikation.

Lesehilfen

Bei Doppelbildern, welche sich durch eine Anpassung der Medikation nicht bessern, kann die Versorgung mit einer Prismenbrille hilfreich sein. Durch eine gezielte Bildverschiebung wird versucht, die Fehlstellung der Augen zu korrigieren. Von einer Bifokalbrille ist in diesem Stadium der Erkrankung eher abzuraten. Durch die oben beschriebenen Störungen ist das Auge nicht in der Lage, sich in der nötigen Geschwindigkeit auf die verschiedenen Entfernungen (Nähe und Ferne) einzustellen, Schwindel und Benommenheit können auftreten. Aus diesem Grund sollten Parkinson-Patienten in fortgeschrittenen Krankheitsstadien zwei separate Brillen für die Nähe und für die Ferne nutzen. Eine Loch- oder Rasterbrille (auch Gitterbrille) ist eine schwarze Brille mit Löchern. Sie wird seit vielen Jahren als Ergänzung zum Sehtraining empfohlen und soll zumindest vorübergehend zu einer Verbesserung des Sehvermögens führen. Sie dient der Entspannung der Augenmuskulatur und kann das tägliche Augentraining ergänzen. Wenn die Zeilen beim Lesen verschwimmen, kann Fingerlesen versucht werden (der Finger bewegt sich unter dem gelesenen Text mit). Zudem sollte immer eine ausreichende Helligkeit gewährleistet werden. LED-Leucht-Lupen und Lesegläser können bei altersbedingter Sehschwäche sehr hilfreich sein.

 

Die Deutsche Parkinson Vereinigung e.V. finanziert als Forschungsprojekt die Entwicklung eines Sehtrainings für Parkinson-Patienten. Wenn Sie dieses Projekt mit einer Spende unterstützen möchten, hier die Daten: Volksband Düsseldorf Neuss eG, Kontonummer 555 555 555, BLZ 301 602 13 / IBAN DE34 3016 0213 0555 5555 55 / BIC: GENODED1DNE

Stichwort: Sehtraining

Über den Autor

Dr. med. Ilona Csoti
Dr. med. Ilona Csoti
Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe04.04.