Alternative Behandlungsmöglichkeit
bei Schilddrüsenerkrankungen
Die Behandlung von Schilddrüsenknoten wird seit einigen Jahren durch sogenannte ablative Therapieverfahren ergänzt. Hierbei wird das Knotengewebe mit unterschiedlichen Techniken zerstört und im Verlauf von mehreren Monaten vom Körper abgebaut.
Die weiteste Verbreitung hat die bipolare Radiofrequenzablation (RFA) gefunden. Diese stellt heute eine Alternative zur Operation oder nuklearmedizinischen Behandlung dar.
In der Klinik für Endokrine Chirurgie unter der Leitung von Chefarzt Dr.med. Jochen Schabram wurde die Sektion „Thermoablation“ etabliert, die von Oberärztin Dr. med. Claudia Kunold geleitet wird und seit Kurzem bei gutartigen Schilddrüsenknoten eine alternative Behandlungsmethode anbietet.
Nachdem die Klinik, als zertifiziertes Zentrum für Schilddrüsenchirurgie, über eine jahrzehntelange Expertise in der Beurteilung und Behandlung von Schilddrüsenknoten verfügt, stellt die Radiofrequenzablation, bei geeigneter Indikation, eine sinnvolle Erweiterung des Behandlungsspektrums dar.
Geeignet für diese minimal-invasive Technik, die mit thermischer Energie Gewebe zerstört, sind sogenannte „heiße“ Knoten, die eine Überfunktion auslösen können und „kalte“ Knoten, die zu einer mechanischen Beeinträchtigung wie Druckgefühl und Schluckstörungen führen oder kosmetisch störend sind. Da sich hinter kalten Knoten auch bösartige Schilddrüsentumore verbergen können, muss vor einer RFA eine Feinnadelpunktion zur Beurteilung des Knotens durchgeführt werden. Auch die Lage eines Knotens entscheidet über die Wahl des Therapieverfahrens, so sind z.B. Knoten in der Nähe des Stimmbandnervs oder der Speiseröhre nicht für eine RFA geeignet. Der Therapieerfolg einer RFA tritt innerhalb von einigen Wochen bis Monaten auf. Hierbei kann eine Reduktion des Knotenvolumens von bis zu 90 % erreicht werden. In wenigen Fällen kann eine Wiederholung der RFA-Behandlung erforderlich sein.
Durch diese Erweiterung des medizinischen Angebots kann eine optimale Behandlungsform für jeden Patienten schnell und unkompliziert abgewogen und das geeignete Therapieverfahren festgelegt werden.
Wie wird eine Radiofrequenzablation durchgeführt?
Der Patient wird wie zu einer Ultraschalluntersuchung der Schilddrüse gelagert. Eine Kreislaufüberwachung wird angelegt. Nach lokaler Betäubung der Punktionsstelle wird die wenige Millimeter dünne Behandlungssonde unter Ultraschallkontrolle platziert. Anschließend wird thermische Energie, die zur lokalen Hitzentwicklung führt, über die Sonde in das Gewebe geleitet. Die abgegebene Energie wird dabei permanent durch ein hochmodernes Steuergerät überwacht und dokumentiert. Die eigentliche Behandlung dauert nur wenige Minuten. Im Anschluss an die Behandlung ist eine kurzstationäre Überwachung für 1-2 Tage erforderlich.
Von den zahlreichen Vorteilen der Thermoablation, wie kurze Therapiedauer, örtliche Betäubung, schnelle Rückkehr in den normalen Tagesablauf, gutem kosmetischen Ergebnis und dem Entfall der Medikation nach dem Eingriff konnte sich Gerlinde Fritz aus Hungen als eine der ersten Patienten, die in Lich mit dem Verfahren behandelt worden sind, überzeugen. Bei der 64-jährigen wurden zwei heiße Knoten festgestellt, die unter anderem zu einem ungewollten Gewichtsverlust geführt hatten. „Zwei Stunden nach der OP habe ich bereits meiner Schwester am Telefon zum Geburtstag gratulieren können“, freut sich Frau Fritz, die auch vom nachhaltigen Erfolg des Eingriffs begeistert ist: „Mir geht es sechs Monate nach der RFA sehr gut: ich habe Gewicht aufbauen können und benötige keine Medikamente mehr.“
Für die Chirurgin Dr. Claudia Kunold, eine von vielen Erfolgsgeschichten der letzten Monate seit Etablierung der Sektion „Thermoablation“: „Das neue Verfahren ist ein weiterer Baustein unserer Abteilung, die das gesamte Spektrum an Eingriffen bei Schilddrüsenerkrankungen abdeckt. Dabei ist es uns besonders wichtig, die Patienten schonend zu behandeln und umfassend zu betreuen“.
Über den Autor
Oberärztin, Klinik für Endokrine Chirurgie, Asklepios Klinik Lich GmbH