Künstliches Gelenk locker – was tun?

Kreiskrankenhaus Weilburg führt Wechseloperationen durch
In Deutschland werden derzeit pro Jahr nahezu 400.000 künstliche Gelenke implantiert. Die „Standzeit“, also die Zeit bis zum Wechsel einer Endoprothese, beträgt durchschnittlich 15 bis 20 Jahre. Die Rate der Wechseloperationen im Vergleich zu den Primärimplantationen liegt bei etwa 10% bis 15%, das sind deutschlandweit etwa 40.000 bis 50.000 Eingriffen pro Jahr.

Wie bemerke ich, ob sich meine Endoprothese lockert?
Generell empfiehlt die Orthopädie im Kreiskrankenhaus Weilburg den Patienten regelmäßige klinische und röntgenologische Kontrolluntersuchungen nach Implantation einer Endoprothese. Typische Symptome im Bereich der Hüfte sind anfangs ein Ziehen im Bereich des Gesäßes, der Leiste oder im Oberschenkel. Im weiteren Verlauf können dann zunehmende belastungsabhängige Schmerzen und Bewegungseinschränkungen auftreten. Bei höhergradigen Lockerungen kommen evtl. Geräuschphänomene oder eine Beinverkürzung hinzu.

Bei künstlichen Kniegelenken macht sich die Lockerung meist mit zunächst leichten Schmerzen im Knie bemerkbar, evtl. nur bei bestimmten Bewegungen. Später wird der Schmerz stärker und konstanter und es können Bewegungseinschränkungen und Instabilitätsgefühl hinzukommen. Spätestens, wenn diese Symptome auftreten, sollten Patienten eine Kontrolluntersuchung durchführen lassen. Hier wird dann mittels klinischer Untersuchung, Röntgenaufnahmen oder auch Zusatzuntersuchungen wie Ganzkörperskelettszintigraphie und Gelenkpunktion eine Prothesenlockerung festgestellt und nach Möglichkeit deren Ursache ermittelt.

Wieso lockern sich künstliche Gelenke?
Die tägliche Bewegung der Kunstgelenke und somit das ständige Gleiten der künstlichen Gelenkpartner aufeinander führt zu einem Verschleiß, der in Form von Abrieb über Jahre eine Gewebsreaktion in der Verbindung zwischen Knochen und Prothese auslöst und diese schließlich löst. Hier kommt es häufig zu einem „Zurückziehen“ des Knochens und somit zu teils auch großen Knochendefekten. Andere Ursachen für eine Lockerung können Infektionen im Bereich des künstlichen Gelenkes oder Unfälle mit Bruch des Knochens sein.

Standardmäßig sollte eine Infektion als Ursache der Lockerung ausgeschlossen werden, da ein solche ein besonderes Vorgehen erforderlich macht. Anhand der Röntgenbilder - ggf. auch Computertomographiebilder - wird zunächst die Situation im Hinblick auf die Größe der Knochendefekte und somit auch die Stabilität des Knochens beurteilt. Dann folgt die digitale Planung am Röntgenbild zu Position, Größe und Befestigungsmöglichkeiten der Revisionsendoprothese. Glücklicherweise gibt es hier gerade in den letzten Jahren enorme Entwicklungen, so dass die Versorgung von auch sehr großen Knochendefekten heutzutage sehr viel besser erfolgen kann.“, betonen die Chefärzte der Orthopädie und Unfallchirurgie, Jens Brade und Christian Müller. „Auch die Standzeiten der Prothesen nach Wechseloperationen sind hierdurch gestiegen.“ Vor der geplanten Operation sollte der Patient natürlich optimal vorbereitet sein. Hierzu gehört eine gründliche Aufklärung über Risiken und Komplikationsmöglichkeiten. Auch die Berücksichtigung vorhandener Begleiterkrankungen und ggf. die bestmögliche Einstellung von beispielsweise Blutdruck, Blutzucker und anderen Parametern ist Voraussetzung.“

Ist die Operation gefährlich?
„Grundsätzlich ist die Wechseloperation etwas risikobehafteter als eine Primärimplantation.“, stellen die Chefärzte der Orthopädie im Kreiskrankenhaus Weilburg klar. „Wir haben jedoch ebenso wie in der Primärendoprothetik die OP-Techniken und -Zeiten auch bei Wechseloperationen deutlich verbessern können. So können wir im Bereich der Hüftgelenke sogar Wechseloperationen oft minimal-invasiv durchführen. Hier ist nur ein kleiner Hautschnitt, keine Durchtrennung von Muskulatur, notwendig. Dadurch hat der Patient ein geringeres Operationstrauma, wodurch Risiken und Komplikationsraten deutlich gesenkt werden. Auch das perioperative Management durch unsere Anästhesisten ist hervorragend, so dass viele Komplikationen verhindert werden können bevor sie entstehen.“

An wen kann ich mich wenden, wenn ich den Verdacht habe, dass sich die Prothese lockert? Patienten sollten zunächst ihren niedergelassenen Facharzt für Orthopädie aufsuchen. Dieser führt eine klinische Untersuchung durch und fertigt ein Röntgenbild an. Bestätigt sich der Verdacht auf Lockerung des Gelenkes, dann findet eine Überweisung in ein Krankenhaus statt. Im Kreiskrankenhaus Weilburg beurteilen die Chefärzte Jens Brade und Christian Müller im Rahmen einer ambulanten Sprechstunde gemeinsam mit dem Patienten die Situation und besprechen das weitere Vorgehen.

 

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