COVID-19-Schutzimpfung: Ohne STIKO geht es nicht!

Der Covid-19-Schutzimpfung kommt gegenwärtig ein hoher gesellschaftlicher Wert bei der Pandemiebekämpfung und, was die bisherigen Impfungen angeht, auch ein großer persönlicher Mehrwert zu. Für die Kassenärztliche Vereinigung Hessen (KVH) bleibt aber die wissenschaftliche Bewertung von Nutzen und Risiken unverzichtbar.

Dass sich die Gesundheitsminister der Länder darauf verständigt haben, die Auffrischimpfung bei über-80-jährigen, Pflegebedürftigen sowie Menschen mit Immunschwäche oder Immunsuppression ab dem 1. September anzubieten, ist nach dem derzeitigen Kenntnisstand vermutlich wohl gut und sinnvoll. Leider greift diese rein politische Entscheidung erneut und wie schon bei der Diskussion um die Impfung der 12 bis 17jährigen jeglicher Empfehlung durch die Ständige Impfkommission (STIKO) und hier sogar auch noch der Zulassung vor.

Ärztinnen und Ärzte sowie Impfwillige brauchen aber eine verlässliche Aussage zur Sicherheit und zum Nutzen eines Impfstoffes und nicht nur die Zusage der Staatshaftung. Das muss auch für die Auffrischungsimpfungen sichergestellt sein. Deswegen plädiert die KVH unbedingt dafür, in der Frage der sogenannten Booster-/Drittimpfungen eine grundsätzliche allgemeine Empfehlung der STIKO abzuwarten, denn sie ist die zuständige Institution mit dem entsprechenden Fachwissen.

Im Gegensatz zu Nichtgeimpften besteht hier sicher Handlungsbedarf aber keine Notwendigkeit für überhastete Eile, auch wenn man bereits Impfdurchbrüche, insbesondere bei älteren Menschen sieht. Das jetzt erneut gewählte Vorgehen, isoliert und vorab politisch Fakten zu schaffen, die nur die Wissenschaft schaffen kann, ist aus Sicht der KVH inakzeptabel.

Die Reputation der STIKO wird erneut beschädigt. Die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes und insbesondere Impfgegnerinnen und -gegner werden dadurch wieder die Unabhängigkeit und Kompetenz der STIKO infrage stellen. Alle Energie sollte erst einmal für die Überzeugung der noch nicht Geimpften aufgewendet werden, sich umgehend impfen zu lassen. Die KVH geht davon aus, dass die STIKO sich noch im September dazu positioniert, ob die Boosterimpfung tatsächlich den Schutz erhöht und ob die dritte Impfung sicher ist.

Aktuelle Ausgabe1/2024