Minimal invasive Laser-Operationen in der Enddarmchirurgie

 

Etwa 80% der Bevölkerung leiden mindestens einmal im Leben unter den schmerzhaften Folgen des Hämorrhoidalleidens. Auch die Analfistel ist ein häufiges proktologisches Krankheitsbild. Die klassischen Operationsverfahren gehen häufig mit starken Schmerzen und langwierigem Heilungsprozess einher. Es gibt jedoch neue Methoden.

„Für viele Betroffene ist das Hämorrhoidalleiden ein Tabuthema, sie scheuen sich zum Arzt, zum Proktologen zu gehen und mit fortschreitendem Leiden bleibt oft nur noch die Operation als einzige Therapiemöglichkeit“, berichtet Privatdozent Dr. med. Thilo Schwandner, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Allgemeinchirurgie an der Asklepios Klinik Lich.

Hämorrhoiden sind arteriovenöse Gefäßpolster, die ringförmig unter der Enddarmschleimhaut angelegt sind und dem Feinverschluss des Afters dienen. Wenn von Hämorrhoiden gesprochen wird, sind damit aber meist vergrößerte oder tiefer getretene Hämorrhoiden im Sinne eines Hämorrhoidalleidens gemeint, die Beschwerden wie wiederholtes hellrotes Blut auf dem Stuhl, dem Toilettenpapier oder in der Toilette, Stuhlschmieren und anales Nässen, quälenden Juckreiz und Schmerzen am After verursachen.

Hämorrhoiden sind eine progressiv voranschreitende Erkrankung, die in unterschiedliche Erkrankungsgrade eingeteilt wird. Im frühen Krankheitsstadium können Eingriffe ambulant und minimalinvasiv erfolgen.

„Weit fortgeschrittene Hämorrhoidalleiden konnten bisher nur noch durch eine Operation mit stationärem Krankenhausaufenthalt geheilt werden. Ein neues OP-Verfahren, die Laser-Hämorrhoidoplastie (LHP), kann das verhindern“, berichtet Dr. med. Martin Koller, Facharzt für Allgemeine Chirurgie und Koloproktologie im End- und Dickdarmzentrum Hessen Mitte (EDZ).

Es handelt sich dabei um ein besonders schonendes, minimal invasives Verfahren, bei dem der spezialisierte Enddarm-Chirurg eine Lasersonde (Laserfaser) über einen kleinen Einstich in den krankhaft vergrößerten Hämorrhoidalknoten einführt. Dabei wird durch gezieltes, punktgenaues Einsetzen der Laserenergie das Gewebe von innen heraus geschrumpft und der Hämorrhoidalknoten auf normale Größe reduziert, ohne Gewebe entfernen zu müssen und ohne schmerzhafte Wunden.

Ebenfalls treten keine Wundheilungsstörungen auf, da keine Schnitte (bis auf eine kleine Einstichstelle zum Einführen der Lasersonde) und Nähte nötig sind.

Nach dem Eingriff sind die Schmerzen erheblich geringer, die Heilungsphase /Rekonvaleszenz ist deutlich kürzer, die Patientinnen finden schneller ins Arbeitsleben und den Alltag zurück.

Die neue OP-Methode ist für fast alle Patientinnen mit fortgeschrittenem Hämorrhoidalleiden geeignet. Eine lokale Betäubung im Vorfeld der OP reicht in ausgewählten Fällen aus. Dennoch ist eine kurze Vollnarkose für die meisten Patientinnen angebracht.

Da die Laser-Hämorrhoidoplastie (LHP) ein sehr neues Verfahren ist, gibt es nur wenige spezialisierte Chirurgen, die diese Behandlungsmethode anwenden. Im zertifizierten Darmzentrum an der Asklepios Klinik Lich konnten bereits zahlreiche Patientinnen behandelt werden. Dabei kooperiert die Licher Klinik mit dem End- und Dickdarmzentrum Hessen Mitte, so dass eine bestmögliche Versorgung auf höchstem Niveau und nach neusten medizinischen Erkenntnissen erfolgen kann.

Eine weitere neue Laser-OP ist die FiLaC-OP. Dabei steht FiLaC für Fistula-tract Laser Closure, die Verschließung des Analfistelgangs infolge des Lasereinsatzes.

Eine Fistel ist ein unnatürlicher Gang, der ein Hohlorgan (z.B. Darm, Enddarm) mit der Hautoberfläche (z.B. Afterbereich, Gesäß) oder einem anderen Hohlorgan (z.B. Scheide, Blase) verbindet.

„Bei der Analfistel, ein häufiges proktologisches Krankheitsbild, handelt es sich um einen unnatürlichen Gang, der den Enddarm und die Haut im Afterbereich oder Gesäß verbindet. Über die äußere Fistelöffnung kann sich Eiter oder auch Stuhl entleeren, ein für die Betroffenen sehr unangenehmes Leiden, das unbehandelt zu einer Funktionseinschränkung des Schließmuskels führen kann“, erläutert Experte Thilo Schwandner.

Die Mehrzahl, ca. 90%, der Analfisteln entstehen durch die Entzündung kleiner, rudimentärer Drüsen im After. Es entsteht eine eitergefüllte Höhle (Abszess), die sich zur Entlastung einen Weg, den späteren Fistelgang, durch die Schließmuskulatur bahnt.

„Analfisteln können auch durch chronisch entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa oder als Folge von Strahlentherapie auftreten. Sie heilen nicht ohne Operation aus. Deshalb ist eine chirurgische Therapie erforderlich, mit dem Ziel, die Fistel zu sanieren und die Kontinenz zu erhalten. Beides zu 100% zu erreichen, ist bisher in keinem OP-Verfahren möglich“, berichtet der erfahrene Koloproktologe Koller.

Das operative Vorgehen orientiert sich immer, nach Abwägung der Vor- und Nachteile, am Verlauf der Fistel durch die Schließmuskulatur und es bleibt unmöglich, die postoperativ zu erwartende Kontinenzleistung schon präoperativ einzuschätzen. Der Enddarmchirurg muss das anzuwendende OP-Verfahren auf den Zustand der jeweiligen Fistel und deren Verlauf durch den Schließmuskel abstimmen.

„Die Sorge um die postoperative Kontinenzleistung rückt beim Patienten immer mehr in den Vordergrund. Gerade unter diesem Aspekt ist die minimal invasive, muskelschonende Therapie der Analfisteln mit der Laser-OP FiLaC in der Hand eines erfahrenen Proktochirurgen eine großartige Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten mit maximaler Schonung des Schließmuskels und somit mit dem Erhalt der Kontinenz“ berichtet Dr. med Walter Kierer, der neben Koller und Schwandner ebenfalls die neuartigen Laser-OPs durchführt und einer der Mitbegründer des End- und Dickdarmzentrums Hessen Mitte ist.

Bei der Laser-OP der Analfistel wird eine neuartige, äußerst flexible Lasersonde von außen in den Fistelgang bis zur inneren Fistelöffnung eingebracht und durch Applikation einer definierten Energie wird das Fistelgewebe kontrolliert zerstört. Durch das langsame Zurückziehen der Lasersonde wird somit der Fistelgang von innen heraus verschlossen, ohne die geringste Beeinträchtigung des Schließmuskels und damit der Kontinenz.

Der postoperative Verlauf ist nahezu schmerzfrei, die Wundheilung und die Rekonvaleszenz sind deutlich kürzer als bei den herkömmlichen Operationsverfahren, eine schnellere Rückkehr zu normaler Alltagsaktivität und zur Arbeitsfähigkeit ist damit gegeben.

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