Warum Frauen länger leben als Männer

Nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes beträgt die derzeitige Lebenserwartung in Deutschland für Männer 78,6 und für Frauen 83,4 Jahre. Frauen werden durchschnittlich 4,8 Jahre älter als Männer. In Russland und dem Baltikum beträgt der Unterschied sogar 10 Jahre, in Schweden und den Niederlanden 3,7 Jahre.

Häufigste Todesursache in Europa sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Von 100.000 Männern erleiden jährlich 365 einen Herzinfarkt, bei der gleichen Zahl Frauen sind es 186. Auch die Risikofaktoren Übergewicht, Diabetes, Rauchen und Bluthochdruck sind bei Männern häufiger als bei Frauen.

Die zweithäufigste Todesursache bilden die Krebserkrankungen. Männer erkranken mehr als doppelt so oft an Lungen-, Magen-, Leber- und Speiseröhrenkrebs und mehr als dreimal so oft an Blasenkrebs wie Frauen. Schilddrüsenkrebs hingeben ist bei Frauen ca. dreimal häufiger als bei Männern. Weltweit sind Männer zu 20% häufiger von Krebs betroffen als Frauen.

Obwohl die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle in 2020 einen Tiefststand erreicht hat, sieht es für die Herren der Schöpfung auch hier nicht gut aus. Männer sterben doppelt so häufig bei Autounfällen wie Frauen.

Selbst an schweren Infektionserkrankungen sterben mehr Männer als Frauen. Dies trifft auch auf die aktuelle COVID-Pandemie zu.

Teilweise lässt sich das längere Leben der Frauen mit einem hormonellen Vorteil erklären. Das gilt zumindest für den Lebensabschnitt bis zur Menopause. Die Hormone bewirken eine unterschiedliche Fettverteilung bei Mann und Frau. Männer neigen zu einer bauchbetonten, Frauen zu einer hüftbetonten Fettbildung. Das „männliche“ Fett hat einen ungünstigeren Einfluss auf den Stoffwechsel, Entzündungsprozesse und begünstigt letztlich die Entstehung von Diabetes, Gefäßerkrankungen und Krebs.

Übergewicht, Rauchen, Alkoholkonsum oder mangelnde Bewegung sind aber in aller Regel nicht hormonbedingt. Auch dass Männer seltener an der Krebsvorsorge teilnehmen hat keine hormonelle Ursache.

Fazit:
Männer scheinen hinsichtlich ihrer Lebenserwartung von der Natur benachteiligt zu sein. Die Vermeidung von Übergewicht, Bewegung, eine gesunde Ernährung und eine regelhafte Krebsvorsorge (Darmspiegelung, Prostatavorsorge und Hautkrebsvorsorge) verbessern ihre Chancen auf ein langes Leben aber erheblich.

Über den Autor

Dr. med. Roger Agne
Dr. med. Roger Agne
Chefarzt Innere Medizin
Dill-Kliniken

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