Kiefergelenk und Körperstatik – Teil 2

Körperstatik

Wie sich fehlende Zähne auf die Statik des Körpers auswirken

Auch wenn es vielen nicht klar ist: Unsere Zähne sind Teil unseres Skeletts. Falls ein Zahn gezogen wird und die Lücke nicht fachgerecht ausgefüllt wird, können benachbarte Zähne in den so entstandenen Hohlraum kippen. Das wiederum kann die Statik des gesamten Körpers negativ beeinflussen – einfach weil die Fehlstellung der schiefen Zähne über die Veränderung des Bisses auf das Kiefergelenk und so letztendlich auf die Wirbelsäule wirkt. Schon ein hundertstel Millimeter „Fehlkontakt“ der Zähne kann zu einer geringen Verschiebung der Halswirbel führen, die sich durch Verspannungen im Nacken- und Rückenbereich bemerkbar machen. Die so entstehenden statischen Veränderungen der Wirbelsäule können vom ersten Halswirbel bis ins Steißbein für Probleme sorgen – vom steifen Nacken bis zum Beckenschiefstand.

Noch wahrscheinlicher werden Auswirkungen auf die Körperstatik durch weitere Störfaktoren, zum Beispiel eine zu hohe Krone oder eine nicht passende Brücke. Hier ist der Körper meist nicht mehr in der Lage den gestörten Zusammenbiss der Zähne (Okklusion) auszugleichen. Man merkt aber oftmals nicht sofort etwas von den Auswirkungen. Manchmal treten die oben beschriebenen Symptome erst nach zwei bis drei Jahren auf.

Kieferfehlstellungen als Ursache für Schmerzen

Knacken im Kiefergelenk, überempfindliche Zähne, nächtliches Zähneknirschen, Schnarchen, Migräne, Ohrenschmerzen oder Tinnitus können Symptome dafür sein, dass „der Biss nicht stimmt“. Wenn die einzelnen Zähne nicht in perfekter Harmonie aufeinandertreffen, dann kann es zu sogenannten Cranio-Mandibulären Dysfunktionen (CMD) kommen. Dieser Fachausdruck bezeichnet Funktionsstörungen zwischen Schädel (Cranium) und Unterkiefer (Mandibula). Schon geringe Abweichungen im Aufeinandertreffen der Zähne können das hochsensible und äußerst komplexe Kausystem stören. Die Kaumuskeln stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit der Wirbelsäulenmuskulatur – deshalb gehen die CMD-Symptome meistens über den Kopf hinaus. Es kommt zu Verspannungen im Nacken und in der Schulter, zu Blockaden der Halswirbelsäule oder zu einem Beckenschiefstand, der wiederum ursächlich sein kann für eine Fehlstellung der Füße. Ganz häufig werden einfach nur die auftretenden Symptome bekämpft: mit Knirschschienen, Schmerzmitteln, Physiotherapie, Chiropraktik, Einlagen – ohne dass es zu einer wirklichen Besserung kommt. Die Fehlposition des Unterkiefers, die durch Zahnfehlstellungen, gezogene Zähne oder fehlerhaften Zahnersatz entstehen, wird da oft ausgeblendet und bleibt unbehandelt.

Der Rest des Körpers

Selbst wenn man die Wirbelsäule und den weiteren Skelettapparat weiter nach unten geht, können Schmerzen, Störungen und Erkrankungen auch dort noch ihre Ursache im Kiefergelenk haben – von der Skoliose bis hin zum Beckenschiefstand. Falls Sie unter einer dieser Erkrankung leiden, macht eine spezielle Untersuchung durch den Zahnarzt durchaus Sinn. Denn so lässt sich sicherstellen, ob Ihre Beschwerden von Ihrem Kiefer kommen. Die sogenannte instrumentelle Funktionsdiagnostik mit dem hochmodernen „Freecorder Blue Fox“ bietet dem Behandler eine moderne Messmethode zur Gesunderhaltung Ihres gesamten Körpers an.

Wenn es knirscht und knarzt

Zähneknirschen (Bruxismus) kann durchaus zu Schlafstörungen führen. Immerhin entstehen beim Pressen, dem sogenannten Bruxen, Kräfte von bis zu 300 KP – durch das starke Pressen der Zähne mit großem Kaudruck kann der Zahnschmelz zerstört werden, die Zähne werden überempfindlich, es kommt zu einer erkennbaren Abnutzung der Frontzähne, außerdem fühlt sich der Kiefer nach intensivem nächtlichem Knirschen morgens oft steif an, die Beweglichkeit des Kiefers ist merklich eingeschränkt. Mit der instrumentellen Funktionsdiagnostik können solche Biss-Störungen frühzeitig erkannt werden.

Symptome

Durch fehlende Zähne, schlecht eingepasste Füllungen, nicht korrekt sitzende Kronen oder Brücken kann es sozusagen über die Verbindung zur Halswirbelsäule ohne weiteres zu Störungen in der Funktion des Kiefergelenks kommen.

Treten nachfolgende Symptome bei Ihnen auf, sollten Sie unbedingt eine Überprüfung der Kaufunktion in Betracht ziehen:

  • Schmerzen im Kiefer, im Wangenbereich oder an der Seite des Kopfes. Gerade in diesem Bereich liegt vieles eng beieinander, das zu Schmerzen führen kann – Zähne, Muskeln, Gehörgang, Kieferhöhle, Trigeminusnerv, …
  • Knacken oder Reiben bei Beanspruchung des Kiefergelenks – manchmal so laut, dass sogar Dritte es hören können;
  • Bewegungsstörungen beim Öffnen und Schließen des Mundes;
  • eingeschränkte Fähigkeit den Mund zu öffnen (Kieferklemme), was oft erst beim Essen eines Brötchens oder beim Beißen in einen Apfel auffällt;
  • wiederholtes „Ausrenken“ des Kiefergelenks – etwa beim Gähnen. Diese Überbeweglichkeit kann im Extremfall dazu führen, dass der Unterkiefer nicht von selbst wieder eingerenkt werden kann.

Doch Physiotherapie, Massagen, Spritzen und Schmerzmittel bringen außer einer gewissen Erleichterung nicht viel – vor allem da die eigentliche Ursache nicht behandelt wird. Wir arbeiten n einem Netzwerk mit Kieferorthopäden, Orthopäden, HNO Ärzte und Physiotherapeuten in der Kiefergelenktherapie zusammen, um für betroffene Patienten die beste Behandlung mit den besten Leistungen zu finden.

Wir vom Zahnärztezentrum Hüttenberg geben Ihnen gerne weitere Informationen zum Einfluss der Zähne auf den Organismus und zu Funktionsstörungen des Kausystems: info@zahnaerztezentrum-huettenberg.de

Über den Autor

Dr. Volker Krauhausen
Dr. Volker Krauhausen

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Aktuelle Ausgabe04.04.