Coronapandemie bei Kindern und Jugendlichen

 

Nach mehr als zwei Jahren kein Ende in Sicht – ein neues Update

Dass Kinder und Jugendliche vom Ausbruch der Seuche bis heute in verschiedenen Lebensbereichen nicht selten massiv betroffen waren, unterschätzten viele Erwachsene – selbst für das „Kindeswohl“ verantwortliche „Fachleute“. Über die psychosoziale und körperliche Symptomatik der Betroffenen aller Altersgruppen wurde nach dem Ende des langen und harten Lock-Down im Spätsommer 1921 in allen Medien ausführlich berichtet: Kinder und Jugendliche zählen zu den großen „Verlierer“ der Pandemie. Weniger durch die direkte Infektion oder schwere Krankheitsverläufe - die es durchaus auch gab und noch gibt - als durch die lange soziale Isolation mit fehlender Stimulation zum freudig sinnvoll erfüllten Lebensalltag. Eine UNICEF Studie warnte schon im November 2020 vor der sich abzeichnenden Gefahr „eine ganze Covid -19 Kinder- und Jugendgeneration zu verlieren“.

Wir schulden unseren Kindern mehr Beachtung, Respekt und Solidarität. Lange Lock-Down Phasen mit pauschalen Schul- und Kitaschließungen oder Pauschalverbote vieler Freizeitaktivitäten sind keine angemessenen Instrumente zur Pandemiebekämpfung.

In besonderen Fällen muss das Recht auf Bildung und Gemeinschaftsbetreuung jedoch hinter der zwingenden Notwendigkeit des Infektionsschutzes zumindest temporär zurückstehen.

Solange den Ärzten keine kausal antiviral wirkenden Medikamente zur Verfügung stehen, müssen Kinder und Jugendliche durch konsequente Prophylaxe geschützt werden.

AHA: Abstand halten - Hygiene – Atemschutzmaske in der Öffentlichkeit. Diese einfachen Vorsichtsmaßnahmen haben auch für Kinder und insbesondere pubertierende, Abenteuer und Peergruppen affine Jugendliche immer noch ihre volle Berechtigung.

Testungen: In der Schule besteht eine regelmäßige und dokumentierte Testpflicht.

In Kindergärten gibt es aktuell keine Testpflicht, in vielen Einrichtungen wird dennoch – meines Erachtens sinnvollerweise - getestet, um den aktuellen Infektionsstatus der Kinder zu kennen und zum Schutz ihrer Betreuer und der eigenen Familienmitglieder. Quarantänebestimmungen treten sofort bei Meldung der Infektion durch das Gesundheitsamt in Kraft.

Maßnahmen: kleine Gruppen, mehrere Räume, zeitlich versetzte Betreuung, regelmäßiges Lüften, unbedingt amtlicherseits bereitstehende Finanzmittel für nachweisbar wirksame Luftreinigungsgeräte abrufen, mehr Eigeninitiative und Improvisation mit dem Mut zur Lücke . . .

Schutzimpfungen sind vollkommen unbestreitbar die Hauptwaffe gegen das Coronavirus

Mit einer vollständigen Impfung: Erst- und Zweitimpfung plus Auffrischung (Boosterung) nach ca. 3 -5 Monaten erreicht man mit einer Durchimpfung von mindestens 85 % der Gesamtbevölkerung einen effektiven Herdenschutz. Dieses Ziel haben wir in Deutschland nicht erreicht. Nach langen Diskussionen wird es ab März lediglich eine „Einrichtungsbezogene Impfpflicht“ geben z.B. für Kliniken und Pflegeheime. Neben impfverweigernden Querdenkern – sind Kinder und Jugendliche eine große ungeschützte Bevölkerungsgruppe! Für 5 -11 Jährige hat mittlerweile die europäische Zulassungsbehörde die Impfung mit einer reduzierten Dosis m-RNA Impfstoff frei gegeben. Laut STIKO vorerst insbesondere für Kinder mit schweren Vorerkrankungen oder zum Schutz gefährdeter Familienangehöriger aber auch für alle Kinder auf besonderen Wunsch und nach Aufklärung der Eltern durch einen Arzt. Seit dem Auftauchen der „Corona - Omikron -Variante“ im November 21 schnellen sowohl Infektionszahlen als auch Sterbefälle regional in Höhen, in denen die notwenige medizinische Intensivversorgung Schwerstkranker in Kliniken an ihre Grenzen stößt. Die neue Virusmutation verbreitet sich gerade unter Kindern und Jugendlichen teils rasend schnell aus mit Inzidenzen über 1000 ist also sehr ansteckend, verursacht jedoch bisher eher weniger aggressive Krankheitsverläufe. Deshalb befürworten Virologen und Immunologen eine schnelle Durchimpfung der jungen Generation mit den aktuell zwar geringer werdenden aber doch immer noch wirksamen Impfstoffen von „Moderna“ und „Biontech“. Über Nebenwirkungen bei Impfungen von Kindern in dieser Altersstufe liegen bisher nur sehr vereinzelte Berichte vor, Langzeitstudien kann es verständlicherweise noch nicht geben. Völlig neuentwickelte Impfstoffe, die gut und gezielt gegen die „Omikron -Mutation“ wirken, sollen bis März 2022 in ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Auffrischimpfungen werden uns somit – wie schon bei der jährlichen Grippe gewohnt – auf lange Zeit nicht erspart bleiben.

Mittlerweile werden Belange der Kinder in der besonderen bedrohlichen Epidemiesituation sensibler und verantwortungsbewusster wahr- und ernst genommen. In allen Bereichen wird nach sinnvollen und schnell praktikablen Lösungen gesucht. Politiker aller Parteien sind aufgefordert, die Bevölkerung ständig auf dem Laufenden zu halten und mit konsequenter bundesweiter Infektionsnotstandsgesetzgebung und einer verlässlichen Logistik zur Impfstoffbeschaffung und - Verteilung zu sorgen. Dann werden wir mit gegenseitiger Rücksichtnahme das Coronavirus „schaffen“.

 

Über den Autor

Dr. med. Josef Geisz
Dr. med. Josef Geisz
Kinder-Jugendarzt/Allergologie, Wetzlar

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