Neuraltherapie

ein effektives Verfahren bei akuten und chronischen Beschwerden.

Ziel der Therapiemethode ist die Behandlung örtlich begrenzter Beschwerden (wie z.B. lokale Muskelschmerzen), aber auch allgemeine Störungen oder Erkrankungen des Organismus sprechen auf die Therapie sehr gut an. Dazu wird ein örtlich betäubendes Mittel, meistens Procain, als Injektion verwendet. Die betäubende Wirkung lässt nach ungefähr 30- 40 Minuten nach; danach zeigt sich im Verlauf der therapeutische Erfolg.

Dementsprechend sind folgende Anwendungsgebiete definiert:

-Schmerzen, lokal begrenzt

(z.B. muskuläre Schmerzpunkte, sog. Triggerpunkte)

-Störungen bestimmter Körperfunktionen wie Verdauungsbeschwerden oder Harnwegsbeschwerden.

-chronische Erkrankungen (insbesondere entzündliche Erkrankungen) wie Rheuma und

andere Gelenkbeschwerden oder Beschwerden der Atemwege

-Durchblutungsstörungen

-Erschöpfung durch verschiedene Ursachen

Krankheiten und Krankheitsentstehung sind aus neuraltherapeutischer/regulationsmedizinischer Sichtweise eine Fehlfunktion und Dekompensation von körperlichen Regulationsmechanismen (sog. Regelkreisen) als Folge anhaltender Belastungen. Hauptursächlich sind hier entzündliche und degenerative, toxische und chemische Veränderungen ursächlich.

Bleiben diese Zustände länger bestehen, stellt sich eine Störung der Informationsverarbeitung im Körper ein und hier setzt die Neuraltherapie an.

(Fischer L. Neuraltherapie, Neurophysiologie, Stuttgart-New York; Thieme; 2019, 5. Aufl.)

Neuraltherapie wird häufig der Alternativmedizin zugeordnet, obwohl ihre Wirkweise mittlerweile durch gesicherte wissenschaftliche Erkenntnisse belegt ist.

(Weinschenk S. et al. Handbuch der Neuraltherapie, Stuttgart-New York: Thieme; 2021)

 

Abschließend noch einige Sätze zur Geschichte der Neuraltherapie:

1902 veröffentlichte Prof. Gustav Spiess (Medizinische Fakultät Frankfurt) im „Zentralblatt für Innere Medizin“ die Heilwirkung von lokalen (örtlichen) Betäubungsmitteln; er prägte den Begriff der „Heilanästhesie“. 1940 wurde der Begriff Neuraltherapie in Deutschland erstmals von K.F. Roques verwendet. 1925 bereits wurden vom dem Arzt Ferdinand Huneke Therapieerfolge dokumentiert. Huneke hatte seiner Schwester, wohl unbeabsichtigt, im Rahmen einer Migränetherapie, Procain in eine Vene injiziert. Die Patientin war danach beschwerdefrei. Bei Wiederauftreten der Beschwerden und erneuten Injektionen kam es zu einer anhaltenden Beschwerdefreiheit. Diese abrupte Wirkung wird nach Huneke noch heute als „Sekundenphänomen“ bezeichnet,

(Dosch P. Lehrbuch der Neuraltherapie nach Huneke. Heidelberg: Haug; 1963)

Empirischen Daten zu Therapieerfolgen wurden in den kommenden Jahrzehnten insbesondere durch den Arzt Peter Bosch umfangreich dokumentiert. Seit 2018 werden multizentrische Anwendungsbeobachtungen durchgeführt. Langanhaltende und weitestgehend nebenwirkungsfreie therapeutische Wirkungen der Neuraltherapie mittels Procaininjektionen bei körperlichen und auch psychischen Erkrankungen sind umfangreich dokumentiert.

(Hahn-Godeffroy / Mangold, Bernert et al. Langanhaltende Besserung von somatischen und psychovegetativen Störungen unter Procain; eine multizentrische Anwendungsbeobachtung. Complement Med. Res. 2019; 26: 13-21)

Über den Autor

Manfred Banasch
Manfred Banasch
Innere- u. Allgemeinmedizin
Integrative Medizin
Neuraltherapie-Akupunktur
Bioidentische Hormontherapie, Marburg-Bauerbach
Aktuelle Ausgabe2/2024