Leinöl – Das Saaten Öl

Leinöl ist ein Pflanzenöl und wird aus dem reifen Samen der Leinpflanze gewonnen. Gemeiner Lein, auch Saat- Lein, Öl Lein oder Flachs genannt, ist eine uralte europäische Nutzpflanze, die schon seit der Jungsteinzeit kultiviert wird. Aufgrund ihrer heilkräftigenden Wirkung wurde Lein 2005 zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Leinsamen enthält viele kostbare Inhaltstoffe, die sich gesundheitsfördernd auf den menschlichen Organismus auswirken. Zu den wertvollen Bestandteilen zählen unter anderem verschiedene Vitamine. Zu nennen wären Vitamin C, das vor allem für seine immunstärkende Wirkung bekannt ist. Vitamin D, welches Einfluss hat auf die Gesundheit und die Funktion der Knochen, Muskeln, Zellen und Hormone nimmt. Vitamin E, das die Körperzellen schützt. Vitamin K, welches Blutgefäße und den Stoffwechsel beeinflusst. Der Pflanzenfarbstoff Betacarotin, welcher im Körper bei Bedarf in lebenswichtiges Vitamin A umgewandelt werden kann und wertvoll für die Funktion der Zellen, des Immunsystems und der Sehkraft ist.

Mineralstoffe wie Calcium zur Stärkung der Knochen und Zähne, Magnesium und Eisen sind wichtig für Gefäße und Muskel. Zink wird für den Stoffwechsel benötigt, Natrium und Kalium welche für die Nerven wichtig sind, sind enthalten.

Leinöl zeichnet sich vor allem durch die extrem hohen Anteile an ungesättigten Fettsäuren aus. Zu den wichtigsten gehören Omega 3 und Omega 6 Fettsäuren. Zu den Omega 3 Fettsäuren gehören Alpha-Linolensäure, Decosahexaensäure und Eicosapentaensäure. Hinter diesen komplizierten Namen stecken Wirkstoffe, welche die Durchblutung fördern und damit das Herz und die Arterien schützen. Sie halten u.a. die Blutgefäße geschmeidig. Sie beugen Herz Kreislauf Erkrankungen vor, halten den Blutfettwert niedrig und helfen gegen einen hohen Cholesterinwert. Zu hohe Cholesterinwerte sorgen für ein Verkalken und somit ein Verengen der Blutgefäße, welches das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöht.

Leinöl, oder auch Leinsamen werden bei Magen Darm Problemen, wie Blähungen, Reizdarm oder Magenschleimhautentzündung empfohlen. Leinsamen enthält viele Schleim und Quellstoffe und bilden auf der Magen Schleimhaut einen schützenden Film. Zudem regt der Leinsamen die natürliche Verdauung an und kann Schadstoffe abwehren.

Zahlreiche ärztliche Studien beweisen, dass Leinsamen aufgrund des hohen Inhaltes an ungesättigten Fettsäuren, als Schutz vor neurologischen und psychischen Schäden empfohlen wird. Die Fettsäuren spielen eine große Rolle bei der Weiterleitung von Nervenimpulsen. In den Studien war zu sehen, dass der Wert, bei Jugendlichen und Erwachsenen mit Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, sowie bei Menschen mit Depressionen oder Schizophrenie, niedriger sind als bei gesunden Menschen. Das legt den Umkehrschluss nahe, dass eine hohe Zufuhr an ungesättigten Fettsäuren unter anderem vor derartigen Erkrankungen schützen kann.

Die entzündungshemmende Wirkung der Leinpflanze ist seit Jahrtausenden bekannt. Sie verfügt über antientzündliche Eigenschaften und wird daher eingesetzt, Infektionen zu verhindern oder schneller abklingen zu lassen. Bei regelmäßiger Einnahme kann Leinöl die Beschwerden von Arthritis lindern. Arthritis ist ein entzündlicher Prozess in den Gelenken, welches oft große Schmerzen bereitet und damit zu Bewegungseinschränkung führt. Leinöl kann dabei unterstützend eingenommen werden. Doch nicht nur innerlich kann Leinöl helfen, auch äußerlich ist eine Anwendung möglich. Beispielsweise bei Hautirritationen aufgrund des Vitamin E, welches gegen freie Radikale eingesetzt werden kann. Aber auch als reines Pflege Öl auf der Haut. Es wirkt feuchtigkeitsspendend und pflegend.

Leinsamen im Nahrungsmittel zum Anregen des Stoffwechsels, aber auch aufgrund seiner Quellstoffe um ein ausgewogenes Sättigungsgefühl zu geben, wird gerne empfohlen. Wichtig ist bei Aufnahme von Leinsamen diesen vorher in Wasser quellen zu lassen.

Es gibt aber auch Risiken im Umgang und Gebrauch von Leinöl.

Leinöl sollte nur kalt verwendet werden. Es ist nicht zum Braten oder Backen geeignet, da das Öl nicht hitzebeständig ist. Das bedeutet, dass beim Erhitzen des Öles sich die ungesättigten Fettsäuren umwandeln in Transfette und damit nicht mehr gesund sind, sondern gesundheitsschädlich. Zudem kann Leinöl bei starkem erhitzen, auf Sauerstoff reagieren und sich entzünden. Nach dem Anbruch des Leinöls eignet sich es besonders gut als Salatöl oder zur direkten Einnahme mit einem Löffel. Ein Verbrauch sollte recht zügig erfolgen, da das Öl schnell ranzig und schlecht wird. Auch sollte es zwingend nach dem Anbruch im Kühlschrank gelagert werden.

Eine zu hohe Aufnahme an Leinöl, sollte vermieden werden, da dies ebenfalls gesundheitsschädliche Folgen haben kann. Leinsamen oder Leinsamenschrot in Salat oder Jogurt und Müsli sollte zu Beginn einen Esslöffel nicht überschreiten. Die Menge kann langsam gesteigert werden, bei Auftreten von Durchfällen, sollte die Menge wieder reduziert werden. Sollte das Leinöl direkt aufgenommen werden eignet sich eine Dosis von ein bis 2 Esslöffel. Als Salatdressing sollte die Menge von 100 Milliliter nicht überschritten werden. Sollte dauerhaft und regelmäßig die Menge von 100 Milliliter überschritten werden, besteht die Gefahr, dass durch Stoffwechselprozesse im Körper, die im Leinsamen enthaltene Blausäure freigesetzt wird. In einem Gramm Leinsamen befinden sich 0,2 mg Blausäure. Ein etwa 70kg schwerer Mensch müsste 350 bis 700g Leinsamen auf einmal essen, um annähernd eine tödliche Menge zu erreichen.

Ein gutes Leinöl sollte Bio-Qualität haben und immer nativ und kaltgepresst hergestellt worden sein.

 

Über den Autor

René Weigand
René Weigand
Liebig-Apotheke, Dillenburg
Aktuelle Ausgabe2/2024