Morbus Alzheimer


Die Alzheimer-Demenz (AD) ist mit 60 – 80 % die häufigste aller Demenzformen. Allein in Deutschland sind über 1,2 Millionen Menschen betroffen. Prognosen zufolge wird bereits im Jahr 2050 mit drei Millionen Erkrankten gerechnet. Bisher ist diese Erkrankung nicht heilbar. In einigen Fällen treten AD und vaskuläre Demenz gemeinsam auf. Auch bei einer Demenz mit Lewy-Körperchen liegt häufig eine Alzheimer-Pathologie vor (mehr dazu in den nächsten Ausgaben).

In Deutschland sind drei bis vier Prozent aller Menschen im Alter von 70 bis 75 Jahren betroffen. Bei Personen im Alter von über 90 Jahren steigt die Häufigkeit der Erkrankung auf über ein Drittel an. Es gibt jedoch auch unter 60-jährige Patienten, in diesem Fällen spricht man von einer präsenilen (vor dem Alter) Form der Erkrankung.

Symptome

Neben der frühzeitig auftretenden Vergesslichkeit kommt es zu einer stetigen Veränderung der Persönlichkeit. Dabei spielen unter anderem Antriebslosigkeit, Angstzustände, Depressionen sowie Aggressionen eine sehr große Rolle. Gleichzeitig verlieren die meisten Erkrankten das Interesse an vielen Hobbys und Tätigkeiten, denen sie bislang häufig nachgegangen sind. Darüber hinaus finden sich bei jedem Erkrankten die folgenden Symptome: Probleme beim Sprechen und Schreiben, Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen, zeitliche und räumliche Orientierungsstörungen, vermindertes Urteilsvermögen, Wahrnehmungsstörungen, Denkstörungen.

Ursachen

Die genaue Ursache der Erkrankung ist noch nicht bekannt. Umwelt (Beispiel Luftverschmutzung), genetische Veranlagung und Lebensstil können jedoch zur Erkrankung beitragen oder den Verlauf beeinflussen.

Es gibt Risikofaktoren im Bereich Lebensstil, auf die Patienten und Angehörige Einfluss nehmen können, hier eine Auswahl: Übergewicht, Rauchen, Alkohol in großen Mengen, Bluthochdruck, Zuckerkrankheit, körperliche Inaktivität, Schwerhörigkeit, Atemaussetzer im Schlaf (Schlafapnoe).

Veränderungen im Gehirn

Der enorme Verlust von Nervenzellen sowie der für die Leistungsfähigkeit des Gehirns zwingend erforderlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Nervenzellen kann derzeit noch nicht genau erklärt werden. Im Mittelpunkt steht jedoch eine Neurodegeneration. Darunter versteht man das Absterben von Nervenzellen aufgrund von krankmachenden Eiweißablagerungen, betroffen sind das Tau-Protein und Beta-Amyloid (kann nicht übersetzt werden). Bei Alzheimer betrifft der Verlust zu Beginn vor allem die Hippocampusregion (Seepferdchen) im Schläfenlappen. Der Hippocampus ist der Arbeitsspeicher unseres Gehirns und die Schaltstelle zwischen dem Kurz- und dem Langzeitgedächtnis. Anschließend weiten sich die Schäden auf sämtliche angrenzende Regionen aus, bis sie schließlich das gesamte Gehirn betreffen. Bevor es zum Tod des Erkrankten kommt, kann das Gehirn bis zu einem Fünftel seiner ursprünglichen Masse verlieren.

Diagnostik

Ob es sich bei einer Demenz um eine AD handelt, lässt sich nur im Ausschlussverfahren feststellen, andere mögliche Ursachen für die vorhandenen Gedächtnisstörungen, wie z.B. ein Vitamin-B12-Mangel, müssen ausgeschlossen werden. Bleiben jedoch körperliche Untersuchung, Blutproben, die Bildgebung des Gehirns (CT oder MRT) und weitere Untersuchungen ohne Befund, wird eine AD diagnostiziert.

Therapie

Aktuell gibt es noch keine wirkungsvolle Therapie, um Alzheimer zu heilen oder lediglich hinauszuzögern. Dennoch gibt es einige Therapieansätze, um die Symptome der Krankheit zu bekämpfen und den Betroffenen das verbleibende Leben so lebenswert wie möglich zu gestalten. Dabei haben sich in den vergangenen Jahren sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Therapieansätze etabliert.

Medikamentöse Ansätze: Antidementiva, sie erleichtern die Übertragung von Informationen zwischen den Nervenzellen und können die Hirnleistung vorübergehend verbessern oder eine Verschlechterung verzögern. Zugelassen sind folgende Medikamente: Acetylcholinesterase-Hemmer (Donepezil, Rivastigmin, Galantamin), Glutamat-Antagonisten (Memantin).

Nichtmedikamentöse Therapien: kognitives und Orientierung-Training, körperliche Bewegung, Rauchstopp, bei Übergewicht Gewichtsabnahme, bei Atemaussetzern Untersuchung im Schlaflabor und Anpassen einer Schlafmaske, ausreichender Nachtschlaf, ausgewogene Ernährung, soziale Aktivierung, Erinnerungstherapie, Ergotherapie u.a.

Umfangreiche Informationen finden Sie unter www.alzheimer-forschung.de.

Quellen:

https://www.insenio.de/ratgeber/demenzformen-die-drei-haeufigsten-im-ueberblick/

https://www.alzheimer-forschung.de/alzheimer/behandlung/nicht-medikamentoese-behandlung/

Über den Autor

Dr. med. Ilona Csoti
Dr. med. Ilona Csoti
Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe04.04.