Sitzen:
ein Risikofaktor für Herzkreislauf-Erkrankungen

Ärzte empfehlen zur Vorbeugung von Herzkreislauf-Erkrankungen Sport und Bewegung.

So umfassen die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Herzstiftung ein moderates Ausdauertraining von mindestens 30 Minuten an 3 bis 5 Tagen pro Woche (am besten jedoch täglich), ergänzt durch 20 % Krafttraining, besonders bei Älteren.

Studienergebnisse der letzten Jahre zeigten jedoch, dass auch die im Sitzen verbrachte Zeit einen unabhängigen Risikofaktor für Herzkreislauf-Erkrankungen darstellt. Zunächst mag das nicht überraschend erscheinen, dass sich bei unsportlichen Menschen, die im Sitzen verbrachte Zeit als ein Risikofaktor für Herzkreislauf-Erkrankungen herausstellte. Es wurde jedoch zunehmend klarer, dass auch bei Personen, die die Empfehlungen für körperliche Aktivität erfüllten (die also als körperlich aktiv gelten), die echte Inaktivität in Form der Zeit im Sitzen einen eigenen, unabhängigen Risikofaktor darstellte.

Schon eine Studie in den 50iger Jahren in London konnte nachweisen, dass die Sterblichkeit von Busfahrern im Vergleich zu der von Ticketverkäufern, die im Gegensatz zu der sitzenden Tätigkeit der Busfahrer den ganzen Tag im Doppeldeckerbus aktiv unterwegs waren, deutlich höher war. Schon Stehen verbraucht etwas mehr Kalorien als ununterbrochenes Sitzen. In einer Untersuchung konnten im Vergleich zum ununterbrochenen Sitzen während eines Arbeitstages durch 5-minütiges Stehen oder Gehen (alle 30 Minuten) signifikante Stoffwechseleffekte erzielt werden. Sowohl Zucker-, Insulin- als auch Fettwerte wurden hierdurch reduziert. Zahlreiche Studien befassen sich zurzeit mit Interventionen zur Reduktion des Sitzens wie z.B. dem Einsatz von Stehpulten im Büro.

Hieraus können z.B. folgende praktische Konsequenzen für das alltägliche Leben empfohlen werden:
- täglich maximal 6 – 8 Stunden sitzen
- nie länger als eine Stunde ununterbrochenes Sitzen
- wann immer möglich Tätigkeiten im Stehen ausüben (z.B. telefonieren)
- Bildschirmzeit von Kindern und Jugendlichen unter 2 Stunden täglich.

Zusammenfassend sollten zur Prävention von Herzkreislauf-Erkrankungen einerseits natürlich die aktuellen Empfehlungen zu Sport und Bewegung weiter bestärkt werden. Anderseits sollte aber neben dem Sport auch der Fokus auf die Reduktion der im Sitzen verbrachten Zeit gelegt werden. Auch wenn es in vielen Berufsgruppen nicht möglich sein wird, sitzende Tätigkeiten deutlich zu reduzieren, sollten immer kurze Unterbrechungen des Sitzens (mindestens alle 60 Minuten) empfohlen werden.

Über den Autor

Prof. Dr. med. Martin Brück
Prof. Dr. med. Martin Brück
Chefarzt der Medizinischen Klinik I
Klinikum Wetzlar

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Aktuelle Ausgabe04.04.