Sport nach COVID- oder anderen Infektionen

Die Omikron-Variante des Corona-Virus zeigt bei geimpften Personen oft leichtere Verläufe. Allerdings wird zunehmend über Leistungssportler berichtet, die nach einer fast asymptomatischen, sehr milden Infektion noch wochenlang Probleme im Training haben und Leistungseinbrüche verzeichnen oder gar eine Herzmuskelentzündung zur Folge haben.

Dies wirft Fragen bei Freizeitsportlern und Nicht-Sportlern auf, wie lange es sinnvoll ist, nach einer Corona-Infektion mit dem Sport zu pausieren. Bei Corona-Infektionen kann es auch weiterhin zu schweren Verläufen mit ausgeprägten Lungenentzündungen, Venenthrombosen, Nierenschäden und neurologischen Beeinträchtigungen kommen, auch wenn Geruchs- und Geschmackstörungen bei der neuen Variante seltener auftreten. Auch Herzmuskelentzündungen sind möglich.

Eine Herzmuskelentzündung ist klassischerweise durch eine virale Infektion bedingt. In der Regel sind es Viren des Magendarmtraktes und der Atemwege, die Durchfallerkrankungen, Erkältungen oder grippale Infekte auslösen können. Diese Viren greifen in einem relativ hohen Maß auch den Herzmuskel an. Die Häufigkeit wird unterschätzt, da eine passagere Herzbeteiligung im Akutstadium einer Diagnostik oft entgeht. Die Verlaufsformen sind verschieden. Eine sehr seltene fulminante Form kann innerhalb kurzer Zeit tödlich verlaufen. Meistens läuft eine Herzmuskelentzündung jedoch relativ unspektakulär ab und wird nicht wahrgenommen.

Die meisten Herzmuskelentzündungen heilen langsam wieder ab. Sie können über einen Ausheilungsprozess von etwa drei bis sechs Monaten hinaus aber auch zu einer Narbenbildung führen. Diese sind in der Lage, Auslöser für Herzrhythmusstörungen zu sein – gerade unter Belastung. Die langfristige Prognose bei solchen Narbenbildungen, auch im Hinblick auf die Entwicklung einer Herzschwäche oder dem Auftreten von bedrohlichen Herzrhythmusstörungen, ist oft nur im Verlauf abzuschätzen.

Trainingspause bei Infekten.
Generell gilt Sportverbot bei jedem Infekt, insbesondere bei (sub)febrilen Temperaturen, Herzrasen, Herzstolpern und Gliederschmerzen. Bei grippalen Erkrankungen ist eine Sportpause von drei bis fünf Tagen zu empfehlen, auch wenn Fieberfreiheit besteht.

Sport nach COVID erst bei kompletter Beschwerdefreiheit.
Die Länge einer Sportpause nach COVID-19-Erkrankung hängt vom individuellen Verlauf und der Schwere der Erkrankung ab. Bei Beschwerden wie reduzierte Leistungsfähigkeit, Kurzatmigkeit, Herzrasen in Ruhe oder unter Belastung sowie Herzrhythmusstörungen sollte der Wiedereinstieg in sportliche Aktivitäten noch warten.

Sport kann begonnen werden, wenn die Symptome (ohne Medikation) abgeklungen sind. Häufig kann 2 – 4 Wochen nach der Infektion wieder mit einem leichten Training (in Bezug auf Umfang und Intensität) begonnen werden. Bei Infekten mit sehr milden und kurzanhaltenden Verläufen oder ohne Symptome kann dies verkürzt werden auf 7 – 10 Tage. Gelegentlich wird eine anhaltende allgemeine Müdigkeit und Abgeschlagenheit (Fatigue) beschrieben, so dass längere Sportpausen notwendig sind. In solchen Fällen und bei schweren Verläufen ist es sinnvoll, sich vor Trainingsbeginn sportmedizinisch untersuchen zu lassen. Insbesondere, wenn intensive sportliche Ziele verfolgt werden, ist eine sportkardiologische Untersuchung zu empfehlen. Dabei wird auch die geeignete Trainingsintensität für den Wiederbeginn ermittelt.

Langsame Trainingssteigerung
Es sollte stets in einem niedrigintensiven Bereich begonnen werden. Bei gutem Befinden kann es durchaus 1 – 2 Wochen dauern, bis das gewohnte Trainingsniveau erreicht wird. Das Training sollte behutsam gesteigert werden, angepasst an das subjektive Empfinden.

Doch auch wenn manchmal Geduld notwendig ist: Kein Sport ist auf Dauer keine Option.

Über den Autor

Prof. Dr. med. Martin Brück
Prof. Dr. med. Martin Brück
Chefarzt der Medizinischen Klinik I
Klinikum Wetzlar

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