Übertragungswege von Infektionserregern
Teil 1

Mikroorganismen sind kleinste, mit bloßem Auge unsichtbare Lebewesen, die überall in der Umwelt vorkommen und Menschen, Tiere und Pflanzen besiedeln. Die meisten Bakterien, Viren und Pilze sind für den Menschen nicht gefährlich und stellen ein Mikrobiom, d. h. eine Zusammensetzung von „guten Bakterien“ dar, die für uns nützlich sind und unseren Körper vor schädigenden Umweltfaktoren schützt. Einige Mikroorganismen besitzen jedoch krankmachende Eigenschaften und verursachen bei Menschen und Tieren eine Erkrankung, wenn sie in den Körper eindringen. Dies wird Infektion genannt. Um uns vor Infektionen besser schützen zu können, ist es wichtig zu wissen, wie die Erreger in den Körper gelangen.

Tröpfcheninfektionen

Dabei werden die Erreger über die Luft übertragen. Beim Niesen, Husten und Sprechen werden Bakterien- und Virenhaltigen Speichel Tröpfchen über mehreren Metern in die Luft geschleudert. Atmet eine andere Person diese Tröpfchen ein, oder auch beim Küssen, gelangen die Erreger direkt auf die Schleimhaut der oberen Luftwege oder werden eingeatmet und dringen in die Zellen der Schleimhaut ein.

Tröpfchen, die größer 5 µm sind, sinken schnell ab und werden in kurzer Distanz von 1 Meter übertragen. Die Erreger halten sich nicht lange in der Luft auf und müssen direkt beim Niesen oder Husten auf die Schleimhaut des Gegenübers gelangen, um diesen zu infizieren. So werden z. B. Influenza (Grippe), RSV (humanes respiratorisches Synzytial-Virus), Röteln, Diphtherie, Pertussis (Keuchhusten) übertragen.

Sehr kleine Tröpfchen, die kleiner 5 µm sind, auch als AEROSOLE bezeichnet, schweben sehr lange in der Luft und können über größere Distanzen verbreitet werden. Die äußere Wasserhülle der Tröpfchen verdunstet, die Erreger überleben in dem ausgetrockneten Sekret und können sehr tief in die Lunge eingeatmet werden. Durch Aerosole werden z.B. Erreger, wie Corona-Viren, Masern, Windpocken, Herpesviren und Tuberkulose übertragen.

Bei jedem Ausatmen, Sprechen, Singen, Lachen, Husten, Niesen werden kleinste Tröpfchen-AEROSOLE-, die Erreger enthalten können, in die Luft ausgestoßen, Das Risiko einer Tröpfcheninfektion ist in geschlossenen Räumen wie in Bussen, Schulen, Kindergärten, Kinos etc. viel höher, da die Abstände unter den Personen gering sind und die Dichte an Tröpfchen rasant steigt. Daher sind die wichtigsten Maßnahmen zur Vorbeugung von Tröpfcheninfektionen die Einhaltung des Abstandes zu anderen Personen von mind. 1,5 Meter, häufiges Lüften der Innenräume, das Tragen von Masken, die erregerhaltigen Tröpfchen zurückhalten, Einhaltung von Nies- und Hustenetikette (in den Arm oder in ein Taschentuch) sowie Schutzimpfungen.

 

Kontaktinfektionen

Bei Kontaktinfektionen oder auch Schmierinfektionen genannt, gelangen die Krankheitserreger über Speichel, Eiter, Urin, Stuhl, oder andere Sekrete auf eine Kontaktfläche wie Türklinke, Handläufe, Einkaufswagen, Telefonhörer, Tastenfelder von Bankautomaten, Schreibutensilien u. a. Gegenstände, verweilen dort über mehrere Tage und Wochen und werden bei Berührung durch andere Personen weitergegeben. Wenn eine Grippe- oder Corona-infizierte Person in die Hände niest oder hustet, haften die Bakterien und Viren in der Handoberfläche. Gibt der Kranke die ungewaschene Hand einem anderen Menschen oder berührt Kontaktflächen, werden so die Erreger weitergeleitet. Falls dieser Mensch die Hände ebenfalls nicht wäscht oder desinfiziert und damit die Nase, Mund oder Augen berührt, gelangen die Viren auf die Schleimhaut, haften sich da an und dringen in den Körper ein. Auch an Gegenständen wie Waschbeckenarmaturen, Toilettenbrillen, oder Handtücher können die Keime über Spuren vom Stuhl haften, weitergegeben und anschließend unbemerkt zum Mund geführt werden. In dem Fall spricht man über fäkalorale Übertragung: vom Stuhlgang zum Mund. Ein gründliches Händewaschen nach dem Toilettengang mit Seife von mindestens 20 Sekunden und anschließendem Abspülen bietet bereits einen wirksamen und einfachen Schutz gegen eine Infektion mit krankmachenden Bakterien und Viren.

Über Kontaktflächen werden besonders Bakterien und Viren übertragen, die über eine längere Überlebenszeit, von einigen Wochen bis zu mehreren Monaten, auf Oberflächen vermehrungsfähig bleiben. Das sind z. B. Durchfallerreger wie Noroviren, Adeno- und Rotaviren, Salmonellen oder multiresistente Bakterien wie MRSA. Bei Adenovirus Infektion kann es zu Augenbindehautentzündung kommen. Bei Berührung des Augensekrets werden die Erreger über Hände und Gegenstände weiter gereicht. Auf gleichem Wege werden die Erreger bei Wundinfektionen, Herpesblässchen oder bei Windpocken übertragen. Zur Vorbeugung dienen regelmäßiges und gründliches Händewaschen oder Hände desinfizieren, Benutzung von Einwegpapiertüchern, gründliches Reinigen von Küchenutensilien, das Gesicht nicht anfassen, das Stärken des Immunsystems und Impfungen.

Wann Händewaschen?

  • Nach dem Toilettengang
  • Nach dem Windelwechseln
  • Vor der Speisenzubereitung
  • Vor einer Mahlzeit
  • Nach dem Nasenputzen
  • Nach dem Niesen oder Husten
  • Nach Anfassen von Türen/Türklinker oder Handläufer
  • Wenn Sie nach Hause gekommen sind.

Über den Autor

Dr. med. Olga Keksel
Dr. med. Olga Keksel
Fachärztin für Mikrobiologie
Virologie und Infektionsepidermiologie
Krankenhaushygiene

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