Chemoembolisation von Lebertumoren –

eine wenig bekannte Therapieoption

Es gibt verschiedene Arten von Tumoren der Leber. Die meisten davon sind gutartig werden durch bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder Computertomographie häufig diagnostiziert. Dazu zählen z.B. Leberzysten oder Blutschwämmchen, so genannte Hämangiome. Solche Tumore benötigen in der Regel keinerlei Therapie. Ausnahmen sind solche gutartigen Tumore, die ungewöhnlich groß werden und hierdurch zu Beschwerden führen, wie z.B. Schmerzen oder Blutungen. Auf der anderen Seite gibt es die bösartigen Tumore der Leber. Einige davon entstehen in der Leber selbst wie z.B. der Leberzellkrebs oder Tumore, die aus den Gallengängen hervorgehen, in der medizinischen Fachsprache werden sie hepatozelluläres Karzinom und Cholangiokarzinom genannt. Die Mehrzahl der bösartigen Tumoren in der Leber stammt jedoch nicht aus der Leber selbst. Sie siedeln sich von bösartigen Tumoren an anderen Stellen im Körper des Patienten ab. In diesem Fall spricht man von Metastasen oder Leberfiliae, so genannte Tochtergeschwülste. Für eine Tumorerkrankung ist das Auftreten von Tochtergeschwülsten grundsätzlich eine ungünstigere Situation, als wenn lediglich der primäre Tumor vorliegt und dieser vollständig entfernt werden kann. Bei Metastasen in der Leber ist eine Heilung in den meisten Fällen nur dann möglich, wenn auch diese Absiedlungen des Tumors vollständig entfernt werden können.

Was ist eine Chemoembolisation?

Möchte das behandelnde Ärzteteam Tumorfreiheit bei einem Krebspatienten mit Lebermetastasen erreichen, müssen auch diese vollständig entfernt werden. Dies geschieht in der Regel durch Operationen. Kann jedoch der Tumor nicht mehr vollständig aus der Leber entfernt werden, z.B. bei zu großer Nähe zu wichtigen, anatomischen Strukturen oder weil zu viele Absiedlungen bestehen, so wird in der Regel mit Medikamenten versucht werden den Tumor zu verkleinern oder einzudämmen. Eine weitere und wenig bekannte Therapieoption ist die Chemoembolisation von Lebertumoren (auch kurz Embolisation). Hierbei wird über einen Katheter, der in die Leistenarterie eingebracht wird, ein sehr kleiner Mikrokatheter in die Leberarterien vorgeführt. Von hier aus kann eine gezielte Durchströmung der Tumore mit einem bewährten Tumormedikament und einem sogenannten Embolisat erfolgen. Das Embolisat sorgt hierbei für einen temporären oder dauerhaften Verschluss kleinster Arterien des Tumors, so dass das Medikament hier länger am Wirkort verbleiben kann.

Kann jede Art von Lebertumor durch eine Chemoembolisation behandelt werden?

Durch die Verwendung von verschiedenen Medikamenten kann heute eine Vielzahl von verschiedenen Metastasen der Leber durch eine Embolisation onkologisch behandelt werden. Prädestiniert sind jedoch Metastasen, die hauptsächlich über die Arterien der Leber versorgt werden. Eine Besonderheit der Leber ist nämlich, dass sie nicht nur durch die Arterie, sondern auch durch venöses Blut aus der Pfortader versorgt wird. Sie ist eines der wenigen Organe des Menschen, die eine doppelte Blutversorgung besitzen. Tumore, die nun vornehmlich über die Arterien versorgt werden, sprechen besonders gut auf eine Embolisation an. Dies ist z.B. das erwähnte Leberzellkarzinom aber im Falle von Versagen anderer Therapien auch z.B. Metastasen von Darmkrebs oder Brustkrebs. Hierbei ist allerdings zu beachten, dass die Chemoembolisation meistens erst dann eingesetzt wird, wenn die herkömmlichen und bereits länger erprobten Therapien (Chemotherapie) nicht mehr wirksam sind. Wie auch die anderen Therapien hat auch die Embolisation ihre Grenzen. In wenigen Fällen kann sie eine vollständige Heilung herstellen, meistens kann sie den Tumor temporär verkleinern oder bremsen. Um einen Erfolg zu gewährleisten, muss sie zudem mehrfach wiederholt werden, hierfür muss der Patient ca. 1-3 Tage in der Klinik verbringen.

Über den Autor

Dr. med. Tobias Achenbach
Dr. med. Tobias Achenbach
Chefarzt Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

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