Vorsorge und Therapie von Darmkrebs

Der Darmkrebsmonat März 2023 stand bereits zum 22. Mal unter dem Zeichen der Darmkrebsvorsorge, nachdem die Felix Burda Stiftung diese Aktion erstmalig im Jahre 2002 ins Leben gerufen hatte.

In diesem Rahmen fanden auch im aktuellen Jahr Informationskampagnen über Printmedien, Funk und Fernsehen, Social Media-Kanäle und im Rahmen von Live-Veranstaltungen statt. Eine der wichtigsten Botschaften des Darmkrebsmonats war die Bedeutung der Früherkennung von Darmkrebs. Früh erkannt, ist diese Krebsart in der Regel gut behandelbar.

Aktuell erkranken in Deutschland jedes Jahr rund 58.000 Menschen neu an Darmkrebs. Rund 24.600 sterben jährlich an dieser Krebserkrankung.

Ab einem Alter von 50 Jahren werden kostenlose Früherkennungsmethoden wie zum Beispiel Stuhltests oder Darmspiegelungen angeboten, die mit dem Hausarzt / der Hausärztin besprochen werden sollten. Bei Personen mit einem erhöhten Risiko durch eine familiäre Vorbelastung oder Begleiterkrankungen erfolgen die Untersuchungen entsprechend früher.

Rund 8 Millionen Menschen haben bis heute an der 2002 eingeführten Vorsorge-Koloskopie teilgenommen, wodurch ca. 145.000 Todesfälle und 306.000 Neuerkrankungen verhindert werden konnten.

Bezüglich der Vorbeugung von Darmkrebs wurde bei Aktionen zum Darmkrebsmonat auch auf die Relevanz eines gesunden Lebensstils hingewiesen, der das Risiko einer Krebserkrankung reduzieren kann. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten, möglichst wenig rotes und verarbeitetes Fleisch, eine regelmäßige körperliche Aktivität sowie der Verzicht auf Zigaretten und übermäßigen Alkoholkonsum.

Spezialisiert auf die Behandlung sind dabei die Darmkrebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG). Diese zeichnen sich durch eine umfassende Versorgung und Behandlung von Patienten mit dieser Erkrankung aus. Um als Darmkrebszentrum anerkannt zu werden, müssen die Zentren bestimmte Anforderungen erfüllen und sich regelmäßigen Qualitätskontrollen unterziehen.

Das Mittelhessische Darmzentrum in Wetzlar unter der Leitung von Priv.-Doz. Dr. Frank Ulrich wurde bereits 2007 als eines der bundesweit ersten Darmkrebszentren zertifiziert und bietet Patienten mit Darm- und Enddarmkrebs modernste und breitgefächerte diagnostische und therapeutische Angebote auch beim Vorliegen von Tochtergeschwülsten in Leber und Lunge. In der letzten Überprüfung durch ein Audit der Deutschen Krebsgesellschaft im September 2022 wurde dem Zentrum „eine umfangreiche chirurgische Expertise auf höchstem Niveau“ bescheinigt. Der Auditor kam zu dem Schluss, dass „die Klinik insbesondere in der Robotik ein überregionales Kompetenzzentrum darstellt“ und „die große Expertise in der Leberchirurgie auch die Resektion hoch komplexer maligner Leberbefunde erlaubt“.

Darmkrebszentren arbeiten interdisziplinär und bündeln das Fachwissen verschiedener medizinischer Disziplinen wie Chirurgie, Gastroenterologie, Onkologie, Strahlentherapie, Radiologie und Pathologie. Die Zentren verfügen über erfahrene Experten im ärztlichen und pflegerischen Bereich, die sich auf die Diagnose und Behandlung von Darmkrebs spezialisiert haben. Darmkrebszentren bieten modernste Diagnose- und Therapiemöglichkeiten, einschließlich bildgebender Verfahren, endoskopischer Verfahren, Chemotherapie, Strahlentherapie, Immuntherapie und minimal-invasiver, bzw. wie am Klinikum Wetzlar auch robotisch-assistierter Chirurgie. Sie bieten eine patientenzentrierte Versorgung und berücksichtigen die individuellen Bedürfnisse und Wünsche der Patienten bei der Planung und Durchführung der Behandlung. Darmkrebszentren unterziehen sich regelmäßigen Qualitätskontrollen und haben hohe Anforderungen an die Ergebnisqualität ihrer Behandlungsergebnisse. Viele Darmkrebszentren sind in der Forschung aktiv und betreiben Lehre, um die Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten von Darmkrebs weiter zu verbessern.

Insgesamt bieten Darmkrebszentren der Deutschen Krebsgesellschaft eine umfassende und qualitativ hochwertige Versorgung von Patienten mit Darmkrebs. Sie stellen sicher, dass Patienten eine individuelle und auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Behandlung erhalten und profitieren von modernsten Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten sowie einer ständigen Qualitätskontrolle.

Mit der seit Oktober 2020 in Wetzlar zur Verfügung stehenden robotisch-assistierten Chirurgie können bei Darm- und Enddarmkrebs weitere Vorteile generiert werden, die insbesondere eine verbesserte Genauigkeit der minimal-invasiven Operationsschritte und eine schnellere Genesung betreffen. Die robotisch-assistierte Chirurgie ermöglicht dabei eine sehr präzise und feine Steuerung der Instrumente durch den Chirurgen. So können hochpräzise Schnitte und Nähte gesetzt werden, die das Risiko von Komplikationen und Infektionen sowie den Blutverlust während der Operation minimieren können. Insbesondere bei komplexen Operationen wie der Tumorentfernung bei tiefgelegenem Enddarmkrebs spielt die Technik ihre Vorteile aus. Trotz entsprechender Radikalität kann dabei sehr präzise und schonend unter Erhalt der Nerven- und Schließmuskelfunktion vorgegangen werden. Der Roboter bietet eine vergrößerte 3D-Sicht auf das Operationsgebiet, was dem Chirurgen eine bessere Sicht und ein besseres Verständnis der Anatomie ermöglicht. Die robotisch-assistierte Chirurgie ist deutlich weniger invasiv als herkömmliche Operationen und erfordert kleinere Einschnitte. Dies führt zu geringeren Schmerzen und Beschwerden nach der Operation, was sich auch durch eine reduzierte Menge an notwendigen Schmerzmitteln bemerkbar macht. Darüber hinaus können Patienten dadurch auch oft schneller genesen und haben eine kürzere Krankenhausaufenthaltsdauer.

Über den Autor

Dr. med. Frank Ulrich
Dr. med. Frank Ulrich
Chefarzt des Zentrums für Allgemeine, Viszerale und Onkologische Chirurgie
Lahn-Dill-Kliniken Wetzlar

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