Mangelernährung in der Onkologie-

Welche Bedeutung hat die Ernährungstherapie?

In der Onkologie ist die Mangelernährung ein weit verbreitetes Problem. Besonders betroffen sind Patienten mit Tumoren des oberen Verdauungstrakts, z. B. Magen oder Bauchspeicheldrüse und Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich. Die Patienten nehmen ihre Situation meistens erst dann wahr, wenn die Lebensqualität eingeschränkt ist. Die Literatur zeigt jedoch, dass 50 % der Patienten im Laufe ihrer Therapie mangelernährt sind. Und dabei spielt gerade der Ernährungszustand eine so wichtige Rolle, da die Reserven der Patienten direkten Einfluss auf die Therapieverträglichkeit, die Lebensqualität und das Überleben haben. Mangelernährung ist optisch nicht unbedingt zu erkennen und daher nicht auf untergewichtige Patienten beschränkt. Auch bei Erkrankten mit offensichtlichem Übergewicht kann eine Unterversorgung mit Nährstoffen und ein fortschreitender Abbau an Muskulatur vorliegen.

Ursachen einer Mangelernährung bei Tumorpatienten

Durch Nebenwirkungen der Strahlen- und Chemotherapie klagen Patienten über Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen und schwanken außerdem zwischen Durchfall und Erbrechen. Dazu kommen Symptome wie Schluckstörungen, Schleimhautentzündungen, Mundtrockenheit und Schmerzen beim Essen. Diese Faktoren machen es den Patienten schwer, sich ausreichend und ausgewogen zu ernähren. Erschwerend kommt hinzu, dass der Tumor und auch der Organismus selbst als Abwehrreaktion Substanzen ausschütten, die Entzündungen im Körper verursachen und zu einem erhöhten Energiebedarf führen. Zusätzlich bestimmen mit fortschreitender Erkrankung, Schmerzen, erschwerte Atmung, ständige Müdigkeit und Angst ihren Alltag. Betroffene Menschen verlieren in dieser Situation nach und nach an Gewicht und die Kräfte schwinden. Dieser Gewichtsabbau muss unterbrochen werden, da im Laufe der Behandlung zwangsläufig immer wieder Situationen entstehen (Operationen, Krankenhausaufenthalte mit vielen Untersuchungen, Übelkeit durch die Chemotherapie), in denen der Patient nicht ausreichend Nahrung zu sich nehmen kann. Diese Gewichtsverluste können in den meisten Fällen auch nach Abschluss der Therapie nicht aufgefüllt werden, was eine schnelle Erholung des Patienten verhindert. Dabei braucht der Körper jetzt besonders viel Energie für die notwendigen Therapien. Es entsteht ein Teufelskreis, der dringend gestoppt werden muss.

Folgen einer Mangelernährung

Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab. Manchmal fehlt sogar die Energie, ganz alltägliche Dinge zu erledigen. Durch die zu geringe Nährstoffzufuhr können Prozesse wie das Heilen von Wunden oder die Immunabwehr nicht optimal ablaufen. Der Körper ist anfälliger für Infektionen und es treten häufiger Komplikationen auf. Das hat Folge, dass längere Krankenhausaufenthalte notwendig sind. Vielen Menschen fehlt es an Kraft, die notwendigen Therapiemaßnahmen durchzustehen.

Risikofaktoren erkennen

  • Längerer Krankenhausaufenthalt
  • Längere Bettruhe
  • Häufigeres Stürzen/Stolpern
  • Langsameres Gehen
  • Langsameres Aufstehen
  • Schnelle Erschöpfung

Wie kann Ernährungstherapie helfen?

Studien zeigen, dass sich ein guter Ernährungsstatus positiv auf den Therapieerfolg und das Gesamtüberleben auswirkt. Tumorpatienten sollten schon ab Diagnosestellung ihr Gewicht beobachten und bei Veränderungen ihren behandelnden Arzt auf das Thema ansprechen. Ein Screening, das schnell und einfach durchgeführt werden kann, gibt dann Ausschluss darüber, ob Patienten bereits mit einem kritischen Gewichtsverlust in die Krebstherapie starten. Eine frühzeitige Ernährungstherapie mit intensiver Begleitung kann dem fortschreitenden Abbau von Gewicht und Muskelmasse entgegenwirken und Nebenwirkungen der Therapie vermindern.

Ziele der Ernährungstherapie

  • Linderung von Beschwerden im Magen- /Darmbereich
  • Ernährung im Alltag nach Operationen im Magen-/Darmbereich
  • Linderung von Entzündungen der Mundschleimhaut
  • Verbesserung von Kau- und Schluckbeschwerden
  • Versorgung mit Energie und Nährstoffen
  • Erhalt von Körpersubstanz
  • Lebensqualität steigern

Wie finden Patienten mit Krebserkrankungen zur Ernährungstherapie?

Patienten mit Krebserkrankungen brauchen für eine Ernährungstherapie von ihren behandelnden Ärzten eine sogenannte Notwendigkeitsbescheinigung. Da die Ernährungstherapie eine „Kann-Leistung“ der gesetzlichen Krankenkassen ist, ist keine Überweisung notwendig. Das Budget des Arztes wird somit nicht belastet. Viele Allgemeinmediziner, Internisten und auch Onkologen sehen die Ernährungstherapie als zusätzliche Stütze der Therapie und stellen die Notwendigkeitserklärung gerne aus. Erfahrene Ernährungsfachkräfte, die von den gesetzlichen Krankenkassen anerkannt sind, sind unter anderem auf den Internetseiten der Fachverbände zu finden (www.vdoe.de, www.vdd.de).

Über den Autor

Anna Schmitz
Anna Schmitz
Ernährungswissenschaftlerin (Master of science)
Studio für Ernährungsberatung in Hüttenberg-Rechtenbach

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