Urlaub in den Bergen
Was Sie über die Höhenkrankheit wissen sollten

Immer mehr Menschen reisen in die höchsten Gebirge, besteigen Berge z.B. im Himalaya oder den Anden. Selbst der Mount Everest ist zu einem touristischen Ziel geworden. Doch gerade in den Hochgebirgen überschätzen sich zunehmend viele Hobbybergsteiger.

Was ist eine Höhenkrankheit?

Ab etwa 2500 Metern über dem Meeresspiegel spüren nicht an die Höhe gewöhnte Menschen, dass ihnen jeder Schritt und jede Anstrengung schwerer fällt. Sie kommen leichter aus der Puste und sind schneller erschöpft. Alles geht langsamer. Dies ist noch keine Höhenkrankheit, sondern normal für jeden, dessen Körper sich noch nicht an die dünne Luft adaptiert hat. Muße und Langsamkeit bewähren sich dann.

Wenn wir von Höhenkrankheit sprechen, meinen wir etwas wesentlich Ernsteres. Bei der Höhenkrankheit werden drei Stadien unterschieden.

Akute Höhenkrankheit, Hirnödem und Höhenlungenödem

Es gibt eine leichte Form, die akute Höhenkrankheit, auch AMS bzw. Acute Mountain Sickness genannt. Zu dieser gehören Symptome wie starke Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schlafstörungen, deutlicher Leistungsabfall und seltener Schwellungen von Augenlidern, Armen, Beinen oder Netzhauteinblutungen.

Daneben gibt es zwei schwere, lebensbedrohlichen Formen der Höhenkrankheit, nämlich das Höhenhirnödem, auch HACE bzw. High Altitude Cerebral Sickness genannt und das Höhenlungenödem, HAPE bzw. High Altitude Pulmonary Edema.

Am Anfang eines Hirnödems können Übelkeit und Erbrechen und/oder ausgeprägte Kopfschmerzen mit oder ohne Nackensteifigkeit stehen. In der Folge können Bewegungsstörungen (Ataxie) bis hin zu Lähmungen, Halluzinationen, auffälliges bzw ungewöhnliches Verhalten und Bewusstseinsstörungen bis hin zum Koma auftreten.

Hinweise für ein Höhenlungenödem sind ein plötzlicher Leistungsabfall mit Luftnot, Blaufärbung von Lippen und Fingern (Zyanose), Herzrasen, beschleunigte und erschwerte Atmung, Reizhusten – ggf. mit blutigem Auswurf, Rasselgeräusche beim Atmen, Schwindel, Gangunsicherheit, Ohnmachtsgefühle sowie eine Urinmenge unter 0,5l am Tag.

Wodurch entsteht eine Höhenkrankheit?

Die Höhenkrankheit tritt auf als Folge eines Missverhältnisses des Sauerstoffbedarfes unseres Körpers (vorrangig des Gehirnes und der Lungen) und des Sauerstoffangebotes in Blutkreislauf und Lungen. Der Sauerstoffgehalt (Sättigung und Partialdruck) des Blutes ist abhängig vom umgebenden Luftdruck. Je größer die Höhe, desto niedriger der Luftdruck und desto geringer der Sauerstoffanteil im Blut. Steigt ein Mensch von 2000 auf 5500 Meter Höhe, so fällt beispielsweise seine Sauerstoffsättigung von 95% auf 75% ab. Findet die Höhenanpassung sehr langsam statt, kann sich der Körper in eingeschränkten Umfang die Höhe gewöhnen und anpassen. Werden hingegen individuelle Grenzen der Sauerstoff­versorgung unterschritten, kann es zur Höhenkrankheit kommen.

Wann tritt die Höhenkrankheit auf und welche Risikofaktoren gibt es ?

Prinzipiell kann eine Höhenkrankheit ab ca. 2500 Metern über Meeresspiegel entstehen, das Risiko steigt mit der Höhe und körperlichem Stress. Bergsteiger, die sich in über 3000 Metern bewegen entwickeln zu etwa 30% leichte Symptome einer Höhenkrankheit. Das Risiko steigt, wenn der Körper keine Zeit hat sich an die Höhe anzupassen (rascher Aufstieg, Flug in die Berge) und bei körperlicher Anstrengung (vermehrter Sauerstoffbedarf). Alkohol, Nikotin und jegliche Art von Betäubungsmitteln erhöhen das Risiko höhenkrank zu werden ebenfalls. Menschen mit Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, der Atmung oder der Durchblutung haben ein erhöhtes Risiko und sollten sich mit ihrem Arzt besprechen, bevor sie einen Höhenaufenthalt planen.

Auch wer sich an alle Tipps hält, körperlich fit und gesund ist, kann höhenkrank werden. Dies gilt insbesondere für große Höhen ab ca. 4000 Meter und körperliche Belastungen wie Bergsteigen. Wen es trifft, ist oft nicht vorhersehbar. Trotzdem sollte sich, wer diese besonderen Herausforderungen sucht, vorher ärztlich durchchecken lassen.

Ansonsten ist es wichtig die Symptome der Höhenkrankheit zu kennen und rechtzeitig Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Dann gibt es auch keinen Grund zu Panik. Alter scheint übrigens per se kein Risikofaktor zu sein.

Was tun bei Höhenkrankheit?

Bei Zeichen einer leichten Höhenkrankheit ist am wichtigsten keine weiter körperliche Anstrengung. Gegen Kopfschmerz helfen leichte Schmerzmittel, ggf. ein Mittel gegen Brechreiz. Halten die Beschwerden an oder werden schlimmer sollte der Betroffene unbedingt in eine geringe Höhe gebracht werden (500 Meter tiefer oder mehr). Bei Zeichen einer schweren Höhenkrankheit benötigt der Erkrankte zusätzlich Sauerstoff, sollte ärztlich versorgt und in eine Druckkammer gebracht werden. Beim Hirnödem hat sich die frühe Gabe von Dexamethason (ein spezielles Kortison) sowie von Acetacolamid (wassertreibend) bewährt, bei Lungenödem auch der Kalziumantagonist Nifedipin. Hirn- und Lungeödem sind lebensbedrohliche Notfälle, die ärztliche Hilfe und möglichst ein Klink mit Druckkammer benötigen.

Höhe
(m)

Luftdruck
(hPa)

O2-Druck
(hPa)

4000

616

129

3000

701

147

2000

795

166

1000

898

188

NN

1.013

212

Über den Autor

Dr. med. Roger Agne
Dr. med. Roger Agne
Chefarzt Innere Medizin
Dill-Kliniken

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe1/2025