„Das Herz wird nicht dement“
Wir sind täglich mit unserem ambulanten Pflegedienst und der Tagespflege umgeben von körperlich und geistig beeinträchtigten, älteren und hilfebedürftigen Menschen mit den verschiedensten Erkrankungen und Schicksalsschlägen.
Ein Thema jedoch nimmt immer stärker an Präsenz zu- das Krankheitsbild Demenz und Alzheimer.
Jeder hat schon einmal etwas über das Krankheitsbild gehört, im privaten Umfeld, im Freundes- und Familienkreis oder durch die Medien-aber keiner kann sich vorstellen, was diese Erkrankung wirklich bedeutet, wenn man betroffen ist. Nicht nur für den Erkrankten selbst, sondern vor allem für die pflegenden Angehörigen ist es eine Herausforderung umgeben von einer Achterbahn der Gefühle.
Was es bedeutet, wenn einen die eigene Ehefrau nach 40 Jahren Ehe nicht mehr erkennt, sich nicht mehr an den Vornamen erinnert, sich zurückzieht, verschließt oder aber mit Aggression und Trotz reagiert. Was es bedeutet, wenn man in eine komplette Abhängigkeit fällt, die Körperhygiene und Aktivitäten des täglichen Lebens auf einmal vollständig übernommen werden müssen. Was es bedeutet, wenn erlernte Dinge nicht mehr reibungslos abgespielt werden können, wenn Essgeschirr und Trinkgläser in die Waschmaschine zur Reinigung geworfen werden oder der Küchenherd in der Schlafenszeit eingeschaltet wird, die Spielpuppe der Enkelin für den eigenen Säugling gehalten wird oder aber die Haustürschlüssel im Kühlschrank deponiert werden. Was es bedeutet, wenn die Stimme verstummt, man keine Antwort auf gestellte Fragen bekommt, was es bedeutet von einem geliebten Menschen zu hören: „Wer bist du und was willst du von mir“.
Das sind mit Sicherheit teilweise überspitzte Beispiele, dennoch entspricht es in vielen Fällen der Realität des Krankheitsbildes und stellt die betroffenen Familien vor große belastende und emotionale Herausforderungen.
Für uns als Einrichtung, die seit über 28 Jahren einen professionellen Auftritt rund um die Themen Pflege und Betreuung hat, ist es erschreckend zu sehen, wie viele Familien sich zu spät Hilfe einholen und mit ihrer Not alleine dastehen und überfordert sind. Oftmals ist der letzte Weg dann der Heimaufenthalt, welchen die meisten Menschen nicht möchten, im Gegensatz zu ihrer gewohnten heimischen Umgebung.
Es gibt viele Angebote um Sie als Betroffene und Angehöriger und vor allem als gesamte Familie ambulant zu begleiten, zu entlasten und zu unterstützen, doch die Scham der Inanspruchnahme von Hilfe, vor allem zu Krankheitsbeginn überwiegt oft. Sätze wie: „Soweit ist es noch nicht“, „mein Mann akzeptiert das noch nicht“, „wir regeln die Pflege und Betreuung innerhalb der Familie“, „noch geht es“ sind kein Einzelfall und werden schnell eingeholt von: „Ich kann nicht mehr“ „So geht es nicht mehr weiter“, „Wir sind ausgebrannt und emotional erschöpft.“ Die Pflege und Betreuung eines an Demenz oder Alzheimer erkrankten Menschen ist oftmals langjährig und stellt sie vor ein großes Fass an Emotionen und Herausforderungen, welches sie meist nicht alleine bewältigen können und schnell zum Überlauf gebracht werden kann. Daher ist es fatal zu sagen, dass man keine externe Hilfe zulässt, sondern der bessere Weg, sich frühzeitig mit dem Krankheitsbild und der vielen helfenden Maßnahmen und Prophylaxen zu beschäftigen. Weg von: „es geht noch“, hin zu: „wir schaffen das gemeinsam, aber benötigen ein unterstützendes Ventil“, denn eins ist klar: Die Emotionen der erkrankten Menschen, das Gefühl, geht niemals schwinden. Freude, Trauer, Angst, Ärger/Wut, Ekel, Überraschung, und Verachtung begleiten uns Menschen ein Leben lang, auch innerhalb des Krankheitsbildes Demenz und Alzheimer. Unter dem Motto: „Das Herz wird nicht dement“, stellen wir uns mit unserem ambulanten Dienst, aber auch gerade mit der teilstationären Einrichtung, der Tagespflege „Schöne Zeit“ in Leun, mit viel Leidenschaft und Fürsorge dieser Erkrankung und betreuen und versorgen mit Herzblut betroffene Menschen und deren Familien.
Emotionen spürbar zu machen, Erinnerungen zu wecken, Stärken zu fördern, Defizite als akzeptabel darzustellen, gemeinsam das Gedächtnis zu trainieren, sportliche Aktivitäten aufblühen zu lassen, integrativ in Gruppen zu handeln, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken, Berührungen zu fördern, Glücksgefühle zu wecken, all das findet in unserer täglichen Arbeit statt.
Was viele nicht wissen, dass Ihnen in den Pflegegraden 2 bis 5 ein extra Budget für die Tagespflegeeinrichtung zur Verfügung steht, welches für solche Entlastung angewendet werden kann.
Sie sind neugierig auf mehr geworden? Dann vereinbaren Sie ein Kennenlernen mit uns oder besuchen im Spätherbst unseren Informationsabend rund um das Thema Alzheimer und Demenz.
Auf eine individuelle Beratung mit Ihnen freut sich
Ihre Anne Bördner