Ein Computertomograph auf der Wiesn

Das Oktoberfest in München ist das weltweit größte Volksfest, welches seit 1810 jährlich auf der Theresienwiese in München gefeiert wird.

Dieses Jahr besuchten 7,2 Millionen Menschen das Fest. Im vergangenen Jahr wurde ein Computertomograph (auch CT) auf den Festplatz installiert, jedoch nicht als Attraktion, sondern um verletzte Besucher zeitnah untersuchen zu können. Ein Computertomograph ist ein eigentlich stationäres, schweres Gerät. Mobile Lösungen, z.B. zur Diagnostik von Schlaganfällen wurden lediglich in Studien angewendet und haben sich nicht durchgesetzt. Ein Studienkonzept der Ludwig-Maximilians-Universität in München (LMU) brachte nun einen speziellen Computertomographen, der in einer mobilen Einheit installiert ist an eine Großveranstaltung. Hintergrund und Motivation dieses Versuchs ist die hohe Anzahl von Patienten, die jährlich auf dem Oktoberfest ein Schädeltrauma, also eine Kopfverletzung erleiden. Die Ergebnisse des Einsatzes im Jahr 2022 wurden nun im New England Journal of Medicine veröffentlicht. 205 Patienten wurden im Computertomographen untersucht. Offensichtlich schwer verletzte Menschen wurden weiterhin in eine klinische Notaufnahme transportiert. Von den 205 untersuchten Patienten wurden 23 Brüche im Gesicht diagnostiziert, weiterhin wurden 11 Gehirnblutungen festgestellt. 17 Patienten wurden aufgrund der Ergebnisse der CT-Untersuchung in eine Klinik verlegt. 85 Prozent der Patienten mussten nicht weiterbehandelt werden und konnten nach dem Ausschluss einer schweren Hirnverletzung in ambulanter Behandlung verbleiben oder ohne weitere Therapie nach Hause gehen. Die Ärzte der Universitätsklinik München stellten fest, dass Rettungsdienst und Notaufnahme durch die Computertomographie vor Ort wesentlich entlastet wurden. Chronisch überlastete Notaufnahme profitierten in besonderem Maße von der externen Abklärung, da die vor Ort als unauffällig diagnostizierten Patienten gar nicht erst im Krankenhaus ankamen. Die Ärzte, welche die Untersuchungen vor Ort analysierten, wurden hierbei bereits mit speziellen Algorithmen einer künstlichen Intelligenz zur Detektion von Hirnblutungen unterstützt.

Der Autoren der Analyse kommen zu dem Schluss, dass es möglich sei, Rettungsdienste und Notaufnahmen bei Großveranstaltungen signifikant zu entlasten und somit relevant zur Verbesserung der Patientenversorgung vor Ort beizutragen. Folgerichtig wurde der mobile Computertomograph auch auf dem Oktoberfest 2023 wieder eingesetzt.

Über den Autor

Dr. med. Tobias Achenbach
Dr. med. Tobias Achenbach
Chefarzt Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe4/2024