Osteoporose bei M. Parkinson
In den kalten Wintermonaten mit Schnee und Eis kommt es häufig zu Stürzen. Gesunden Knochen sind stabil und fest, sie halten das aus. Kleine Kinder haben Freude daran, sich in den Schnee fallen zu lassen. Patienten mit Parkinson-Krankheit (PK) sollten dies jedoch nicht tun. Sie haben gleich aus mehreren Gründen ein erhöhtes Osteoporose- und Frakturrisiko und aufgrund der gestörten Haltungs- und Stellreflexe entwickeln sich im Verlauf der Erkrankung auch eine Fallneigung mit Stürzen. Diese Gangunsicherheit nimmt auf unebenen und rutschigen Wegen und Straßen natürlich zu. Nach einem Knochenbruch benötigen MP-Patienten wiederum mehr Zeit, um sich davon zu erholen, die sogenannte Rekonvaleszenzzeit ist verlängert. Insbesondere bei über 80-jährigen Patienten kann ein solcher Sturz auch zur Immobilität (Rollstuhlpflicht) oder zum Tod führen. In der Medizin spricht man von erhöhter Morbidität und Mortalität.
Aus diesem Grund sollte man zeitig genug vorbeugen und bereits nach dem ersten Sturz eine Untersuchung auf Osteoporose durchführen lassen. Sofern die Werte noch im Normbereich liegen, sind regelmäßige Kontrollen zu empfehlen.
Welche Patienten sind besonders gefährdet?
Ein erhöhtes Risiko für Osteoporose besteht bei Frauen über 60 und bei Männern mit MP über 70 Jahren. Weitere Faktoren, die das Sturzrisiko und somit die Fraktur-Rate erhöhen können, sind begleitenden Gedächtnisstörungen, ungewollter Gewichtsverlust mit Muskelabbau und Mangelernährung.
Viele meiner älteren Patienten, insbesondere alleinstehende Patienten und Betroffene mit starken Überbewegungen und damit zusammenhängenden Gewichtsverlust zeigen deutliche Zeichen einer Mangelernährung. Diese wird durch die dann auch oft vorhandenen Schluckstörungen noch verstärkt. Auch die leidige Verstopfung trägt mit dazu bei. Diese wird definiert „als eine zu geringe Zufuhr von Nahrung und Nahrungsbestandteilen, die der Körper zum Leben braucht bzw. die Unfähigkeit des Körpers, die Nahrung aufzunehmen oder zu verarbeiten.“ (). Essentiell für den Körper sind Eiweiß, Zucker, Fette sowie Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen, Zink oder Kalzium.
Durch eine solche Mangelernährung und die verminderte Sonnenexposition (Parkinson-Patienten sollten mittags die Sonne meiden) wird wiederum der ohnehin meist schon vorhandene Vitamin-D-Mangel begünstigt, der wiederum zur Osteoporose beiträgt.
Was kann man tun?
Nicht nur zur Erhaltung der Mobilität, sondern auch zum Erhalt des Knochenstoffwechsels ist Bewegung unerlässlich. Patienten sollten ein tägliches Pflichtprogramm in ihren Alltag einbauen, dazu empfehle ich eine Morgengymnastik mit Dehnübungen, Gleichgewichts- und Krafttraining in Kombination mit 30 Minuten Gehen an der frischen Luft, gern mit Nordic Walking Stöcken. Zusätzlich sollte ein- bis zweimal in der Woche Krankengymnastik unter Anleitung erfolgen in Kombination mit gerätegestütztem Training in einem Fitnesszentrum. Bezüglich der Ernährung ist ausreichendes Trinken unerlässlich in Kombination mit mediterraner Kost. Für diese Form der Ernährung gibt es eine gute Studienlage. Sollten manifeste Schluckstörungen vorliegen, kann die Ernährung mit hochkalorischer Trinknahrung ergänzt werden.
Welche Diagnostik?
Der Hausarzt kann bereits im Rahmen einer Blutuntersuchung einige Laborparameter bestimmen, welche in den Leitlinien für Ärzte zur Diagnostik der Osteoporose empfohlen werden. Zudem empfehle ich bei einem Größenverlust von mehr als 2 cm meinen MP Patienten eine Knochendichtemessung (Osteodensiometrie) beim Orthopäden. Dabei weise ich darauf hin, dass diese im Rahmen einer reinen Früherkennung immer eine Privatleistung ist (IGeL). Sollte sich eine Osteoporose bestätigen, wird vom Orthopäden eine medikamentöse Therapie zur Verbesserung der Knochendichte angeboten werden.
Über den Autor
Ärztliche Direktorin
Gertrudisklinik Biskirchen