QiGong
– eine vitalisierende Gesundheits- und Lebenspflege

QiGong ist eine altchinesische Bewegungskunst.

Die Quellgründe liegen im sechsten vorchristlichen Jahrhundert in chinesischen Klöstern, über Jahrhunderte von Mönchen und in Familientraditionen bewahrt, wird es heute in offenen Kursangeboten bis zur Therapieform in psycho-somatischen Klinikbetrieben angeleitet und geübt. In den Bewegungen von QiGong werden Dynamik und Stabilität mit sanften und weichen Ausführungen verbunden. Das Üben von QiGong fördert die Beweglichkeit und Koordination, stärkt innere wie äußere Muskelstrukturen und führt zu einer tieferen und gesünderen Atmung. Die Aktivierung unserer Vorstellungskraft spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.

Förderung der Beweglichkeit

Eine Basis zum Verständnis der Körperstatik im QiGong ist die Vorstellung des „Unten-fest-und-oben-weich“. Gemeint ist damit die vom Becken beginnende Verwurzelung mit der Erde und die von der Hüfte bis zum höchsten Punkt des Kopfes aufsteigende federgleiche Spannung, die sich zugleich leicht wie stabil anfühlt. Die korrekte Ausrichtung dieser Position, Alignment genannt, sollte am Anfang von einem erfahrenen QiGong-Lehrer begleitet und ggf. korrigiert werden. Das Alignment erfordert das Einhalten der Körperposition über die komplette Übung. Korrekt ausgeführt, entlastet die Körperhaltung den Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) durch die weitgehende Auflösung einer Hohlkreuzposition. Innere wie äußere Muskelschleifen werden permanent aktiviert, aber nicht überlastet. Die Übungen flexibilisieren das Becken und die Wirbelsäule (WS). Eine der wichtigsten aktivierten Muskeln sind von außen gar nicht sichtbar: der Beckenboden und der Iliopsoas-Muskel. Beide haben eine sehr wichtige Funktion bei der Flexibilität und Stabilität unseres Beckens. Einer zunehmenden Steifheit der WS, der starken Belastung der LWS durch eine Hohlkreuzhaltung und verkürzten Hüftbeugern wirkt das Üben von QiGong entgegen.

Die gesunde Atmung

Im QiGong gilt: Ohne bewusste Atmung ist es kein QiGong. Die langsamen und sanften Bewegungen in den Übungsfolgen rhythmisieren, verlangsamen und vertiefen die Atmung. Die regelmäßige Übung von QiGong automatisiert die gesunde Zwerchfellatmung in einer Weise, dass sie nach einer Phase der Anpassung in Form und Rhythmus in unsere Alltagsatmung einfließt, an der Supermarktkasse, beim Spaziergehen, sogar im Büro atmen wir langsamer und tiefer, und damit gesünder. In bestimmtem QiGong-Formen werden gezielt Atemtechniken unterrichtet und geübt, die auf eine Stärkung der Vitalkapazität der Lungen und die Aktivierung des Lungenmeridians ausgerichtet sind. Das erste fördert die Belüftung der Lungenbläschen, das zweite unterstützt das Immunsystem.

Aktivierung der Vorstellungskraft

Das innere Verbinden mit der Übung ist nach der Bewegung und Atmung die dritte Säule der QiGong-Tradition. Dabei unterstützt das Kreieren von Bildprogrammen, das Körperinnere wird zur Bühne. Je mehr Bilder im Innern während des Übens vorgestellt werden, desto weniger zirkulieren Gedankenkreise in unserem Gehirn. Das Aktivieren der Vorstellungskraft wird zum Teil der geistigen Übung im QiGong.

Koordination und Balance

Bestimmte QiGong-Übungen werden aus einer breiten Standposition in den so genannten Ein-Bein-Stand überführt, Arme und Hände führen gleichzeitig weiche und schwingende Bewegungen durch. Diese Form synchroner Bein- und Oberkörperbewegungen fördern unsere Koordinationsfähigkeit. Mit fortschreitender Komplexität der Übungen stimuliert das Erlernen neuer Bewegungsabläufe, wie diese, sogar die Entstehung neuer neuronaler Netzwerke im Gehirn. Das zeigen die Ergebnisse mehrerer Studien.

QiGong ist eine vitalisierende Gesundheits- und Lebenspflege. Für wen ist es geeignet? Die Bewegungskunst kann in allen Lebenszyklen geübt werden. Mögliche gesundheitliche Beeinträchtigungen können gut in den Prozess der Übung integriert werden. Im Bewegungsspektrum gibt es immer Optionen an Alternativen. Von erfahrenen und täglich übenden Meistern ausgeführt, wirkt QiGong leicht und ästhetisch. Für Beginner und wenig Geübte gilt indes: Das Erlernen und der Aufbau von Übungsstrukturen sollte von einem ausgebildeten QiGong-Lehrer begleitet werden, der auf die korrekte Ausführung in Bewegung und Atmung achtet.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit und schließe mit einer buddhistischen Weisheit der Shaolin Tradition, der ich mich in meiner Lehre verpflichtet fühle:

„Auf dem Weg zur Erkenntnis gibt es zwei Fehler: erstens, ihn nicht zu beginnen; zweitens, ihn nicht zu Ende zu gehen.“

Über den Autor

Ralf Neuhaus
Ralf Neuhaus
zert. QiGong Kursleiter

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