Warum hat mein Kind Kopfschmerzen?

Der moderne Lifestyle und die Gefahr
von „versteckten Augenerkrankungen“


 

Kopfschmerzen bei Kindern sind ein wachsendes Gesundheitsproblem, das Eltern, Pädagogen und Mediziner zunehmend beunruhigt.

Während die offensichtlichen Auslöser wie Erkältungen oder Grippe allgemein bekannt sind, liegen die tieferen Ursachen oft im Verborgenen und erfordern eine aufmerksamere Betrachtung. Einer der Hauptfaktoren, der in der modernen Gesellschaft immer mehr in den Vordergrund tritt, ist der Stress. Der Druck, in der Schule zu performen, gepaart mit einem überladenen Freizeitplan und sozialen Erwartungen, kann bei Kindern zu erheblicher Belastung führen. Dieser emotionale Druck kann sich physisch in Form von Kopfschmerzen manifestieren.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die zunehmende Bildschirmzeit. Die Digitalisierung des Lernens und der Freizeit hat dazu geführt, dass Kinder mehr Zeit vor Computern, Tablets und Smartphones verbringen. Dies kann zu Augenbelastung und Spannungskopfschmerzen führen. Augenärzte warnen vor den langfristigen Folgen exzessiver Bildschirmnutzung und empfehlen regelmäßige Pausen sowie die Einhaltung eines angemessenen Abstands zum Bildschirm.

Die Ernährung spielt ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Kopfschmerzen. Unregelmäßige Mahlzeiten, Dehydration und der Konsum zuckerhaltiger Snacks und Getränke können zu Blutzuckerschwankungen führen, die Kopfschmerzen auslösen können. Auch die körperliche Aktivität darf nicht außer Acht gelassen werden. In einer Zeit, in der Freizeitaktivitäten zunehmend sitzend stattfinden, leiden viele Kinder unter einem Mangel an regelmäßiger Bewegung. Dies kann zu Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich führen, die wiederum Kopfschmerzen begünstigen.

Schlafmangel ist eine weitere bedeutende Ursache für Kopfschmerzen bei Kindern. In einer Gesellschaft, die rund um die Uhr aktiv ist, bekommen viele Kinder nicht die empfohlene Menge an Schlaf. Dies kann zu Erschöpfung und Kopfschmerzen führen.

Kopfschmerzen bei Kindern sind also ein häufiges Problem, das oft auf Stress, Müdigkeit oder andere Ursachen zurückzuführen ist. Doch viele Eltern wissen nicht, dass Kopfschmerzen auch durch eine Hyperopie, auch bekannt als Weitsichtigkeit, ausgelöst werden können. Kinder mit Hyperopie leiden häufig unter Kopfschmerzen, verschwommenem Sehen und Konzentrationsproblemen. Oft fallen die Schwierigkeiten im Kindergarten oder in der Grundschule auf, da sie sich nur im Nahbereich z.B. beim Ausmalen, Lesen oder Schreiben nur schlecht konzentrieren können und schnell ermüden. Diese Symptome können sich negativ auf die schulischen Leistungen und die allgemeine Entwicklung des Kindes auswirken.

Ein weiterer Grund für ständig wiederkehrende Kopfschmerzen kann ein verstecktes, sprich latentes Schielen sein. Da es sich um eine versteckte Schielform handelt, fällt den Eltern oftmals optisch keine Fehlstelllung der Augen auf. In manchen Fällen berichten Eltern, dass bei Müdigkeit oder in bestimmten Blickrichtungen kurzzeitig ein Schielen auffällig ist.

Daher ist eine Vorsorge für Kinder ab dem 2. Geburtstag beim Augenarzt mit einer Orthoptistin wichtig, um sicherzustellen, dass potenzielle Sehprobleme frühzeitig erkannt und behandelt werden können. Um den Grund der Kopfschmerzen herausfinden zu können, wird das beidäugige Sehen, die Motorik und das Sehen der Augen getestet. Eine unumgängliche Untersuchung ist die Refraktionsbestimmung ohne Einfluss der Akkommodation. Dafür wird das Kind mit pupillenerweiternden Augentropfen getropft. Diese Augentropfen bewirken, dass die Akkommodation für einen kurzen Zeitraum stillgelegt wird. Nach ca. 30 -40 Minuten kann dann die optimale Refraktion bestimmt werden.

Bestätigt sich nach der Tropfuntersuchung der Verdacht einer versteckten Hyperopie, wird dem jungen Patienten seine erste Brille verordnet. Diese Brillenkorrektur sollte zur Vermeidung der Kopfschmerzen regelmäßig getragen werden, was zu einer besseren Lebensqualität für ihr Kind führen kann. Wir empfehlen individuell angepasste Kontrolluntersuchungen in der Sehschule.

Letztlich können Kopfschmerzen im Kindesalter auch auf anderweitigen Ursachen beruhen. Sollte durch eine Änderung des „Lebensstils“ und nach einer Abklärung auf eine versteckte Hyperopie und / oder auf ein latentes Schielen in der Sehschule und durch eine augenärztliche Untersuchung keine Ursache gefunden werden, so sollte eine Vorstellung und weitergehende Abklärung durch den Kinderarzt erfolgen.

Die Lösung dieses komplexen Problems erfordert ein kollektives Umdenken und Handeln. Eltern, Schulen und Gesundheitsexperten müssen zusammenarbeiten, um gesunde Gewohnheiten zu fördern und ein unterstützendes Umfeld für Kinder zu schaffen. Nur durch das Verständnis und die Bekämpfung dieser oftmals verborgenen Ursachen können wir die steigende Tendenz von Kopfschmerzen bei Kindern wirksam angehen. Und nicht vergessen: Die Vorstellung betroffener Kinder in der Sehschule und beim Augenarzt kann helfen, die Häufigkeit und den Schweregrad von Kopfschmerzen deutlich zu reduzieren!

Bildergalerie

Aktuelle Ausgabe4/2024