Umwelt und Gesundheit
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen hat aktuell in 2023 eine Reihe von Empfehlungen veröffentlicht, um den umweltbezogenen Gesundheitsschutz zu stärken.
Die Erkenntnis ist nicht neu, dass Gesundheit und Wohlbefinden des Menschen eng mit einer intakten Umwelt zusammenhängen. In der Vergangenheit konnten eine Reihe umweltbezogener Probleme reduziert und damit eine verbesserte Lebensqualität erreicht werden. So ist unter anderem der Einsatz von Asbest seit den neunziger Jahren verboten, die Dioxinbelastung ist rückläufig und auch der Eintrag von Schadstoffen und Chemikalien in unsere Flüsse wurde deutlich reduziert.
Nicht nur durch die Klimaveränderung ergeben sich aber weitere Herausforderungen beziehungsweise noch nicht gelöste Herausforderungen, die an dieser Stelle durch den Sachverständigenrat genannt werden:
Feinstaubbelastung
Das Umweltbundesamt hat berechnet, dass ca. 40.000 vorzeitige Todesfälle auf Feinstaubbelastungen zurück zu führen sind. Wesentliche Verursacher ist der Verkehr, der Energiesektor mit der Kohleverstromung und die Landwirtschaft. Beim Verkehr tragen nicht nur die Autoabgase der Verbrenner zur Belastung bei sondern auch der Bremsen- und Reifenabtrieb und damit auch eben E-Autos.
Antibiotikaresistenz aus der Tierhaltung
Die Ausbreitung von Antibiotikaresistenzen gehört zu den großen Herausforderungen im Gesundheitswesen. Bei multiresistenten Erregern kann es im Extremfall vorkommen, dass für die Behandlung keine Antibiotika mehr zur Verfügung stehen. Das Robert-Koch-Institut geht davon aus, dass ca. 10.000 Todesfälle auf die Infektion mit resistenten Bakterien zurückzuführen sind. Bei großflächigem Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung nimmt das Risiko der Resistenzbildung von Bakterien zu. Damit steigt das Risiko, dass eben in der Humanmedizin keine Antibiotikawirkstoffe aufgrund der Resistenzbildung zur Verfügung stehen. Daher sind die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt zusammen zu betrachten.
Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen
Dabei handelt es sich um Chemikalien, die unter anderem über Löschmittel, Lufteinträge aus Industrieanlagen oder auch über belastete Düngemittel in die Umwelt gelangen. Diese Stoffe sind meist relativ gering akut toxisch, aber es liegen Hinweise vor, dass diese negative Auswirkungen auf den Fötus haben können. Unter anderem sollen diese Stoffe auch für eine verminderte Immunantwort nach Impfungen verantwortlich sein. Auch mögliche Schäden in Bezug auf die Schilddrüse, Brustkrebs und Leberschäden werden beschrieben.
Hitze
Der Klimawandel wird für viele zunehmend spürbar, und die damit verbundenen Folgen. Der menschliche Körper kann sich gut an Hitze anpassen, bei extremer Hitzeentwicklung versagt allerdings auch die körpereigene Thermoregulation. Dies betrifft besonders ältere Menschen als auch Kleinkinder. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Institutes sind ca. 4.500 Menschen letzten Jahres hitzebedingt gestorben.
Um alle diese Risiken hat sich eine gesundheitsbezogene Umweltpolitik zu bemühen.
Auch setzt sich die Erkenntnis durch, dass die Natur für unsere Gesundheit wesentlich ist. Dies betrifft nicht nur die physische Gesundheit, sondern auch die psychische Gesundheit.
So hat eine gesundheitsbezogene Umweltpolitik die Natur zu schonen. Dies betrifft die lokale als auch planetare Umwelt.
Mehr als 50% der Menschen leben in Städten. Hier sind Maßnahmen zu treffen, dass Städte gesünder und gerechter gestaltet werden. Dies beispielsweise durch wohnortnahe Erholungsräume wie Grünflächen oder Gewässer, dies auch um die Hitzebelastung zu mildern. Neben all den politischen Krisen darf eine gesundheits-
bezogene Umweltpolitik nicht in den Hintergrund treten. Ganz im Gegenteil, diese muss weiter gestärkt werden.
Denn: wir brauchen die Umwelt, wir brauchen die Natur, die Natur und Umwelt braucht uns nicht.
Über den Autor
Werksärztlicher Dienst, Wetzlar