Es ist schon etwas Besonderes im Alloheim
„Casino Wetzlar“ auf 20 Jahre „Junge Pflege“ zurückzublicken.

Vor 20 Jahren stellten wir gemeinsam mit dem Landeswohlfahrtsverband fest, dass es für junge Pflegebedürftige keine geeignete Einrichtung gab. Oft wurden schwerstpflegebedürftige junge Menschen von ihren Angehörigen schweren Herzens in eine Altenpflegeeinrichtung gegeben, weil sie die Pflege nicht mehr leisten konnten.

Aufgrund dieser „Fehlbelegung“ wurde das Konzept “Junge Pflege“ mit Hilfe der Pflegekassen, der Heimaufsicht, dem LWV und den Betreibern auf den Weg gebracht. Ganz neue Aspekte im Gegensatz zur klassischen Altenpflege mussten bedacht werden. Nach der Eröffnung im April 2004 füllte sich das Haus schnell. 32 Einzelzimmer mit Balkon standen zur Verfügung. Viele Bewohner hatten schon lange auf eine Möglichkeit gehofft, mit Gleichaltrigen leben zu können.

Für das Personal in Pflege und Betreuung war das Arbeiten mit jungen Menschen völlig neu. Auch die Krankheitsbilder wie Multiple Sklerose in den verschiedensten Verläufen oder auch Corea Huntington waren und sind eine große Herausforderung. Für alle Beteiligten war es eine neue Aufgabe, junge Menschen, die mitten aus dem Leben gerissen worden sind, zu pflegen und zu begleiten. Eine gute Balance zu finden zwischen Professionalität, Mitgefühl und einem fast freundschaftlichen Verhältnis.

Das Motto der Jungen Pflege ist bis heute geblieben: Geht nicht- gibt`s nicht.

So konnten außergewöhnliche Projekte stattfinden, um unseren Bewohnern die Möglichkeit zu geben, am ganz normalen Leben teilzuhaben: Urlaub an der Nordsee und am Bodensee, regelmäßige Schwimmbadbesuche, Ausflüge zu Konzerten, Sportereignissen sowie Besuch der Disco in Wetzlar und Vieles mehr.

Hier sei den Mitgliedern des Fördervereins herzlich gedankt, die sowohl personell als auch finanziell unterstützen. Bewohner, die zuhause nur im Bett lagen, werden durch den Einsatz und Erfindungsreichtum der Pflegemitarbeiter mobilisiert und können so am Leben teilhaben.

Wegen der großen Nachfrage und der Not der Angehörigen haben wir inzwischen die Kapazität erweitert und stellen weitere 20 Zimmer für die Junge Pflege zur Verfügung. Es ist etwas entstanden, das Hoffnung macht. Angehörige, die in ihrer Not alleine waren, haben Ansprechpartner gefunden und spüren, dass ihnen geholfen wird und die Last nun auf viele Schultern verteilt wird.

Wenn ich durchs Haus gehe, sehe ich viele fröhliche Gesichter, man reibt sich aneinander, es kracht auch manchmal aber genau das ist „mitten im Leben"  Die Rollstühle sehe ich schon nicht mehr – ich sehe Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, die ein zweites Zuhause gefunden haben.

Ich bin dankbar für die Mitarbeiter, die jeden Tag ihren Dienst wieder aufnehmen, auch wenn es manchmal schwerfällt und die körperlichen und seelischen Belastungen sie an ihre Grenzen bringen.

Ich bedanke mich bei allen Angehörigen und Betreuern für ihr Vertrauen und den konstruktiven Austausch. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, dass wir ein Zuhause für unsere Bewohner schaffen konnten.

Auf die Zukunft freue ich mich, weil ich weiß, dass die „Junge Pflege“ ein sinnvolles Projekt ist, das wir mit der Unterstützung der Geschäftsführung mit Erfolg weiterführen werden.

Über den Autor

Susanne ter Jung
Susanne ter Jung

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Aktuelle Ausgabe02.01.