Chronische Einsamkeit – tickende Zeitbombe
Chronische Einsamkeit ist ein Gefühl, das von den Betroffenen als schmerzhaft erlebt wird und aus einer großen Diskrepanz zwischen der gewünschten und tatsächlichen sozialen Beziehung besteht.
In modernen Industriegesellschaften ist dieses Gefühl fast zu einer Volkskrankheit geworden, davon ausgehend, dass Singlehaushalte in Großstädten fast die Hälfte der Haushalte ausmachen und immer mehr Haushalte ohne Kinder sind und die Schattenseiten des Home-Office durchaus mit zunehmender Einsamkeit verbunden sein können. Einige versuchen dieses Gefühl über soziale Medien zu kompensieren, die aber persönliche Begegnungen nicht ersetzen können. Sich zu fühlen, sich zu spüren und auch den anderen sind wesentliche Bedingungen unserer sozialen Natur.
Das dies nicht nur ein Gefühl bleibt, zeigen neuere Studien.
So kann dieses Gefühl zu deutlichen Krankheitsrisiken führen. Dies verursacht ein erhöhtes Sterberisiko und führt auch zu vermehrten Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Auch das Risiko für psychische Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen oder auch Sucht sind feststellbar.
Die WHO – Weltgesundheitsorganisation- hat die Problematik Einsamkeit zum Thema formuliert und verstärkte Forschungsmaßnahmen ihren Mitgliedsländern empfohlen. Der Wissenstand zu diesem Thema steht in Deutschland noch sehr am Anfang. Andere Länder in Europa wie Großbritannien oder Finnland sind da schon weiter. In England können z.B. über den Hausarzt soziale Maßnahmen im Rahmen eines Behandlungskonzeptes verschrieben werden. Diese werden dann mit dem Patienten und entsprechenden Fachkräften gemeinsam entwickelt.
In Finnland werden soziale Treffpunkte in vielen Formen angeboten, die ist nicht zuletzt aufgrund der langen Wintermonate sinnvoll, um der Einsamkeit zu entgehen.
Das Bundesfamilienministerium entwickelt seit 2022 eine Strategie gegen die Einsamkeit in Deutschland. Dabei sollen Maßnahmen entwickelt werden.
Maßnahmen sind unter anderem die Sensibilisierung der Öffentlichkeit sowie die Stärkung des Ehrenamtes. Auch sollen die Angebote niederschwellig sein. Konkrete Angebote wie die Verschreibung der sozialen Aktivitäten, was bereits in Großbritannien möglich ist, existiert allerdings derzeit noch nicht.
Vielleicht müssen aber einfache alte Traditionen wie das Vereinsleben, die Dorfkneipe oder auch der Dorfladen unterstützt, am Leben gehalten und wiederbelebt werden. Wenn es hilft auch mit neuen Begriffen, um es trendiger aussehen zu lassen.