Sommer, Sonne, Schwimmen

Der Sommer steht vor der Tür und das Schwimmen wird vom Hallenbad gerne nach draußen in die Natur verlagert. Ob im Freibad, See oder Meer: Schwimmen gilt als rückenschonende Sportart und ist sozusagen ein Multitalent. Die Bewegung im Wasser ist für Körper und Seele geradezu eine Wohltat.

Sportliches Schwimmen bringt dein Herz-Kreislauf-System auf Trab und stärkt dabei auch das Immunsystem. Durch die Ankurbelung des Stoffwechsels wird der Körper besser mit Sauerstoff versorgt. Der permanente Wasserdruck beim Schwimmen wirkt sich positiv auf das Bindegewebe und somit auf das Gefäß- und Lymphsystem aus. Diese Druckkraft des Wassers hat den Effekt einer leichten, durchblutungssteigernden und wohltuenden Massage. Das entlastet dein Körpersystem einerseits und stärkt das Binde- und Stützgewebe andererseits. Deine Lunge profitiert vom Schwimmen, denn sie wird unwillkürlich gestärkt: Da das Ein- und das Ausatmen gegen den permanenten Wasserdruck erfolgt, wird dein Brustkorb beengter und die Lunge und das Zwerchfell arbeiten intensiver. Dieses vertiefte Atmen erhöht nicht nur dein Atemzugvolumen, verbessert die Ausdauer, sondern hat auch einen beruhigenden, Stress abbauenden Effekt auf dein Nervensystem. Bei sommerlichen Temperaturen kann Wasser erfrischend und kühlend sein und deinen Schlaf verbessern.

„Allrounder“ für den Körper

Egal welchen Schwimmstil du ausführen kannst, so wird eine Vielzahl deiner Muskelgruppen gebraucht und aktiviert. Um nicht unterzugehen, stabilisiert deine Rumpfmuskulatur das Liegen im Wasser. Arme und Beine benötigst du, um voranzukommen. Die Voraussetzung dafür ist eine gewisse Koordination, Flexibilität und Muskelkraft. Viele Menschen können sich im Wasser deutlich besser bewegen, wie an Land, da der Auftrieb des Wassers der Schwerkraft entgegenwirkt. Somit kann das Schwimmen therapeutisch wie auch präventiv positive Aspekte haben. Für viele Schmerzpatienten kann es eine gute Alternative zu anderen Ausdauersportarten, wie z.B. Joggen sein. Ein Verletzungsrisiko gibt es dabei nicht, die Gelenke werden geschont und insbesondere Menschen mit körperlicher Beeinträchtigung oder ältere Menschen können von dem Element Wasser profitieren. Sie nutzen den Auftrieb des Wassers, um ganz entlastet die muskulär-faszialen Bereiche zu lockern und zu mobilisieren, die Regeneration zu verbessern. Dadurch wird der gesamte Bewegungsapparat rundum gestärkt.

Welcher Schwimmstil ist gut?

Beim Brustschwimmen kommt es u.a. zu Drehbewegungen im Kniebereich. Das kann zu Problemen und Schmerzen in diesem Bereich führen, wenn du es nicht gewohnt bist oder immer mal wieder Probleme in diesem Bereich hattest. Schmerzfreies Schwimmen kann möglich sein, wenn ausgleichende Übungen dazu gemacht werden. Ebenso ist es für den Nackenbereich ratsam, den Kopf mit unter die Wasseroberfläche zu nehmen. Damit verhinderst du das starke Abknicken der Halswirbelsäule. Das ist besonders wichtig, wenn du täglich viele Stunden eine sitzende oder stehende Tätigkeit ausübst. Die Haltung des Kopfes starr aus dem Wasser heraus kann das Thema der Nackenverspannungen potenzieren. Das Kraulschwimmen ist für Knie- und Rücken schonender, da hierbei das „flach auf dem Wasser liegen“ eine neutrale, gestreckte Körperposition ist. Genauso sieht es auch beim Rückenschwimmen aus. Das kann ein toller Ausgleich für deine vielen alltäglichen Beugepositionen sein. Außerdem gibt es noch den Delfin-Schwimmstil, der eher im Bereich Vereins- oder Wettkampfsport ausgeführt wird und für die meisten Menschen gar nicht erst in Betracht kommt.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt beim Schwimmen ist: Du verbrennst Kalorien, denn du brauchst Muskelkraft, um den Wasserwiderstand zu überwinden. Insgesamt handelt sich es sich beim Schwimmen für uns Menschen nicht um eine natürliche Bewegungsform, denn die Bewegungen des Alltags sind grundlegend andere, bei denen die Schwerkraft auf den Körper einwirkt. Deshalb solltest du zusätzlich noch weitere sportliche Aktivitäten ausführen, da gewisse Rezeptoren im Körper durch den Auftrieb nicht so trainiert werden.

Meine Tipps:

Wichtig ist, dass du schwimmen kannst, denn gerade im Sommer überschätzen viele die Gefahren eines Sees oder anderer offenen Gewässer. Schwimmen bedarf einer gewissen Koordination, Kraft und Flexibilität. Um beste Voraussetzungen für die Bereiche Brust, Schulter-Arm, Bauch, Rücken - Gesäß, Hüfte und Beine zu schaffen, empfehle ich dir drei Übungen, die du überall auf deinem Handtuch machen kannst. Übe bewusst und langsam. Wichtig ist, die Intensität der Übungen so zu wählen, dass eine Dehnung deutlich spürbar ist, du aber nicht die Luft vor Anstrengung anhältst oder dich dagegen anspannst:

1.) Wirbelsäulenübung: Beuge im Sitzen deine Knie ca. 90° an, die Knie fallen nach außen und die Fußsohlen liegen aneinander. Umgreife nun deine Füße mit beiden Händen und ziehe den Rumpf nach vorne, steigere bei jeder Ausatmung das „Runden“ deiner Wirbelsäule.

2.) Bauchübung: Gehe auf „alle Viere“, stelle deine Zehen auf. Deine Hände sollten etwas nach außen zeigen und vor den Schultern stehen. Senke dein Becken mit der Leiste voran ab, indem du möglichst wenig im Hohlkreuz hängst. Deshalb spanne dein Gesäß bei dieser Übung feste an! Sollte der Stütz auf den Händen zu intensiv für dich sein, so kannst du auch im Unterarmstütz das Ganze durchführen.

3.) Obere Brustübung: Lege in der Bauchlage den rechten Arm 45° über der Schulterlinie ab. Stütze dich mit der linken Hand in Augenhöhe so ab, beuge das linke Bein leicht an, dass du dich (mit dem Rumpf) nach links drehen kannst. Achte darauf, dass du deinen Oberkörper dabei nicht abhebst oder die Schulter nicht mehr auf dem Boden liegt.

Ich wünsche Dir einen perfekten Sommer, viel Spaß beim schmerzfreien Schwimmen in der Natur und den ausgleichenden Übungen. Deine Petra Müller

Über den Autor

Petra Müller
Petra Müller
Physiotherapeutin, Heilpraktikerin
LNB Schmerztherapiepraxis Wetzlar

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