Wie soll der Sommer sein? Erfrischend!

Fehler und Gefahren beim Baden und Schwimmen

Wochenende, Sonnenschein, blauer Himmel, fast 30 Grad im Freien, „Groß und Klein“ zieht es magisch zum Wasser, Freibad, Baggersee, Meer... entspannen, abkühlen, schwimmen und genießen.

Und doch, leider immer wieder: Wo ist unser Kind? Es war doch gerade noch zu sehen! Wo...

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft erfasst jedes Jahr diese tragischen Fälle. 2023 sind 16 Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren ertrunken.

Ertrinken gehört zu den häufigsten tödlichen Unfallursachen bei Kindern. Leider werden die Risiken im häuslichen Umfeld unterschätzt, ganz im Gegensatz zu den Gefahren im Straßenverkehr. Die Zahl der beinahe ertrunkenen Kinder ist deutlich höher. Die Gefahr von Hirnschäden nach erfolgreicher Wiederbelebung infolge Sauerstoffmangels des Gehirns kann eine dramatische Spätfolge sein.

Kinder ertrinken leise, auch im eigenen Swimmingpool

Leider können schon wenige Zentimeter Wasser ein kleines Kind in Lebensgefahr bringen. Gerät das Gesicht unter Wasser, verschließt sich reflexartig der Kehlkopf und es kommt zu einer Art „Starre“ mit Atemsperre. Dadurch tritt kein automatischer Selbstrettungsversuch durch Schreien oder „lautes Wasserschlagen“ ein, das Kind sinkt unter Wasser und bleibt orientierungslos am Boden liegen. Dies geschieht mitunter so schnell („in 90 Sekunden“), dass Außenstehende mitunter die Not des Kindes nicht wahrnehmen, das Kind ertrinkt „leise“ und unbemerkt.

Gefahren minimieren heißt aber in erster Linie: So früh wie irgendwie möglich Schwimmen erlernen!

Die Einhaltung von Vorschriften und Gebrauchsanweisungen für eingelassene oder aufgestellte Schwimmbecken mit Sicherheitshinweise nach DIN EN 16582 (Europäische Sicherheitsnorm) sind Voraussetzung im Sinne der technischen Seite.

Nach dieser Norm soll jederzeit eine ständige, aktive und wachsame Beaufsichtigung schwacher Schwimmer und Nichtschwimmer durch eine sachkundige erwachsene Aufsichtsperson erfolgen (es wird daran erinnert, dass das größte Risiko des Ertrinkens bei Kindern unter 5 Jahren besteht).

Schwache Schwimmer oder Nichtschwimmer sollten persönliche Schutzausrüstung tragen, wenn sie ins Schwimmbecken gehen.

Wenn das Schwimmbecken nicht benutzt oder überwacht wird, werden sämtliche Spielsachen aus dem Schwimmbecken und seiner Umgebung entfernt, um zu verhindern, dass Kinder davon angezogen werden.

Die DLRG nennt grundlegende Baderegeln:

  • Nimm Rücksicht auf andere Badende, besonders auf kleine Kinder!
  • Als unsicherer Schwimmer nur bis zur Brust ins Wasser gehen!
  • Verwende nur sichere Schwimmhilfen (Gütesiegel), Badetiere sind als „Schwimmhilfe“ ungeeignet und auch gefährlich!
  • Bringe andere Schwimmer nicht durch Stoßen und Untertauchen in Gefahr!
  • Verlasse beim Auftreten von Übelkeit oder Schwindelgefühl sofort das Wasser!
  • Meide sumpfige und pflanzendurchwachsene Gewässer!
  • Bei Gewitter ist Baden lebensgefährlich!
  • Rufe nie aus Spaß um Hilfe aber hilf anderen, wenn sie in Not sind!
  • Mache Dich mit den Regeln zur Selbsthilfe im Wasser für unerwartete Situationen vertraut.

Darüber hinaus sind gut gemeinte Badetips der DLRG wichtig für Nichtschwimmer und Schwimmer:

  • Kühle Dich ab, ehe Du ins Wasser gehst, und verlasse das Wasser sofort, wenn Du frierst!
  • Nur springen, wenn das Wasser unter Dir tief genug und frei ist!
  • Schifffahrtswege, Buhnen, Schleusen, Brückenpfeiler und Wehre sind keine Schwimm- und Badezonen!
  • Überschätze im freien Gewässer nicht Kraft und Können!
  • Schwimmen und Baden an der See ist mit besonderen Gefahren verbunden!
  • Unbekannte Ufer bergen Gefahren
  • Verunreinige das Wasser nicht und verhalte Dich hygienisch!
  • Ziehe nach dem Baden das Badezeug aus und trockne dich ab!
  • Meide zu intensive Sonnenbäder!

1.Hilfe (Wiederbelebung-Reanimation)

Und wenn das Unglück eingetreten sein sollte, weiß man nicht, ob seit wenigen Sekunden oder länger, sofortiges lebenserhaltendes Retten ist erforderlich.

Wird ein Kind oder Erwachsener bewusstlos aus dem Wasser gezogen, sofort die Atmung überprüfen. Funktioniert die Atmung, wird in der stabilen Seitenlage gelagert. Besteht Atemstillstand, sofort auf den Rücken legen und mit der Mund-zu-Mund-Beatmung (oder wenn dies nicht möglich ist, mit der Mund-zu-Nase-Beatmung) und einer Herzdruckmassage beginnen, sowie den Rettungsdienst rufen.

Unterschätzen Sie nicht die Unterkühlung

„Das arme Kind hat blaue Lippen und bibbert, sieht denn das die Mutter nicht?“

Die nasse Badebekleidung am Körper trocknen lassen, löst bei Kindern häufig Schmerzen im Bauch mit vermehrtem Wasserlassen und Brennen aus. Das Hausmittel in der Nacht nach dem wunderschönen Badetag: reichlich heißen Tee trinken und Wärmflasche oder Heizkissen auf den Bauch. Die Blasenentzündung ist schneller entstanden als geahnt, auch Ohrenschmerzen führen zum Hausarzt. Und manches Kind wird dem Chirurgen vorgestellt, weil aus den Bauchschmerzen eine „Blinddarmentzündung“ gedeutet wird.

Mangelnde Aufsicht durch Eltern und Aufsichtspersonen sowie die Unterschätzung der wirklichen Gefahren für Kinder, die selbst bei einem kleinen Bach mit geringer Wassertiefe besteht, sind die Hauptursache für Ertrinken im Kindesalter.

 

Über den Autor

Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold
Dr. med. Klaus-Dieter Schiebold

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